Zweifel

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Jeder gläubige Mensch hat einmal das Gefühl, dass etwas falsch sein könnte, dass er sich irrt, dass die Dinge nicht so sind, wie er sie bislang wahrgenommen hat. Diese Zweifel erstrecken sich in aller Regel jedoch nicht auf die Grundfrage nach der Existenz Gottes, sondern eher auf Detailfragen. Ist der Koran von Gott? Ist hier ein Widerspruch im Koran? Ist der Koran unverfälscht? Sind Fehler im Koran?

In manchen Kreisen wird man dann von seinen Glaubensgeschwistern unter Umständen verdammt. Man solle nicht Zweifeln. Man solle stattdessen beten. Aber eine Antwort auf offene Fragen bleibt vielfach aus. Dabei ist es zunächst gar nicht schlimm, wenn man Zweifel hat. Zweifel drängen zu Nachforschungen und helfen so, Antworten auf Fragen zu finden. Selbst der Prophet hat hin und wieder gezweifelt:

 

Und falls du im Zweifel über das bist, was Wir zu dir niedersandten, so frage diejenigen, die vor dir die Schrift gelesen haben. Wahrlich, die Wahrheit ist von deinem Herrn zu dir gekommen; sei also nicht einer der Zweifler. (10:94)

فان كنت فى شك مما انزلنا اليك فسل الذين يقرءون الكتب من قبلك لقد جاءك الحق من ربك فلا تكونن من الممترين

Hätte der Prophet nicht gezweifelt, so wäre die Hilfe Gottes überflüssig gewesen.

Gott kennt die Zweifel des Propheten und beantwortet sie, so dass er keinen Grund mehr zu Zweifeln hat. Aber auch die Gefährten des Propheten haben gezweifelt:

Sprich: „O ihr Menschen, wenn ihr über meine Religion im Zweifel seid, dann (wisset), ich verehre nicht die, welche ihr statt Allah verehrt, sondern ich verehre Allah allein, Der euch abberufen wird; und mir wurde befohlen, einer der Gläubigen zu sein.“ (10:104)

قل يايها الناس ان كنتم فى شك من دينى فلا اعبد الذين تعبدون من دون الله ولكن اعبد الله الذى يتوفىكم وامرت ان اكون من المومنين

Der Zweifel der Zeitgenossen ist ein anderer, als der des Popheten, entsprechend erhalten sie auch eine andere Antwort, die ihnen die Zweifel nehmen soll. Jeder Mensch hegt andere Zweifel, entsprechend benötigt jeder Mensch auch eine andere Antwort. Manchmal findet man jedoch nicht sofort eine Antwort auf eine Frage. In diesem Falle sollte man sich in Geduld üben und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, denn ein Zweifel ist noch keine Tatsache oder gar ein Beleg für eine gegensätzliche Meinung. An diesem Punkt entscheidet sich, ob man begründete Zweifel hat oder ob man um des Zweifels willen zweifelt. Wer letzteres tut, der erfüllt Merkmale des Unglaubens, da es dann nicht mehr nur um Unsicherheit geht, sondern vielmehr um den Wunsch nach Unsicherheit:

Und die Ungläubigen werden nicht (eher) aufhören, daran Zweifel zu hegen, bis die Stunde unerwartet über sie hereinbricht oder die Strafe eines unheilvollen Tages über sie kommt. (22:55)

ولا يزال الذين كفروا فى مرية منه حتى تاتيهم الساعة بغتة او ياتيهم عذاب يوم عقيم

Dies ist eine andere Art von Zweifel. Dies ist die Art, dass man mit diesen Zweifeln den eigenen Wunsch nach Ablehnung zu untermauern versucht und sich gerade bei den mehrdeutigen und unklaren Versen die Dinge heraus holt, die einem ins eigene Konzept passen, obwohl eine andere Deutung ebenfalls möglich wäre. Davor jedoch warnt uns der Koran:

Er ist es, Der dir das Buch herabgesandt hat. Darin sind eindeutig klare Verse – sie sind die Grundlage des Buches – und andere, die verschieden zu deuten sind. Doch diejenigen, in deren Herzen (Neigung zur) Abkehr ist, folgen dem, was darin verschieden zu deuten ist, um Zwietracht herbeizuführen und Deutelei zu suchen, (indem sie) nach ihrer abwegigen Deutung trachten. Aber niemand kennt ihre Deutung außer Allah. Diejenigen aber, die ein tiefbegründetes Wissen haben, sagen: „Wir glauben wahrlich daran. Alles ist von unserem Herrn.“ Doch niemand bedenkt dies außer den Einsichtigen. (3:7)

هو الذى انزل عليك الكتب منه ءايت محكمت هن ام الكتب واخر متشبهت فاما الذين فى قلوبهم زيغ فيتبعون ما تشبه منه ابتغاء الفتنة وابتغاء تاويله وما يعلم تاويله الا الله والرسخون فى العلم يقولون ءامنا به كل من عند ربنا وما يذكر الا اولوا الالبب

Wer jedoch wirkliche Zweifel hat, der muss sich keine Sorgen machen, denn Gott verlangt vom Menschen nicht mehr als das, was er zu leisten vermag.

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