Es gibt etliche Gründe, die dafür sprechen, daß man nur dem Koran folgen sollte. Dennoch gab es schon in frühester Zeit Diskussionen über die Relevanz weiterer Schriften neben dem Koran. Diese Diskussionen haben nun auch die heutige Zeit erreicht und es finden sich an vielen Stellen im Internet Argumente für und wider die Überlieferungen. Ab und an kommt es dabei auch vor, daß die Argumente eher einem verzweifelten Aufschrei, als einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Thematik gleichen. Ein solches Beispiel hier in einzelnen Punkten aufgezeigt werden. Es handelt sich dabei um den folgenden Artikel: http://www.dawa-salafiya.info/allgemeines/Widerlegung%20der%20Quraniten.pdf. Zur besseren Übersicht werde ich zuerst die einzelnen Aussagen des Artikels darlegen und im Anschluß die Denk- und Logikfehler aufzeigen.
1. Argument:
In Koran findet sich folgender Vers (Sure 16 Vers 44): „Und wir sandten das Gedenken auf dich herab, damit du den Menschen das erklärst, was auf sie herabgesandt wurde und damit sie nachsinnen.“
Widerlegung:
Dieser Vers belegt nichts, denn man kann den Vers ebensogut mit „verkünden“ anstatt erklären übersetzen. Dies liegt daran, daß es sich bei dem Vers um den Begriff „litubeyyine“ handelt, der einfach nur „sichtbar machen“ bedeutet. Wie dieses „sichtbar machen“ zu verstehen ist, ist eine Frage der Interpretation. Dies schlägt sich denn auch in verschiedenen Übersetzungen nieder:
Bialbayyinati waalzzuburiwaanzalna ilayka aldhdhikra litubayyina lilnnasima nuzzila ilayhim walaAAallahum yatafakkaruuna
Wir entsandten sie vor dir mit klaren Beweisen und den Büchern. Wir haben dir den Koran herabgesandt, damit du den Menschen die ihnen zugedachte Offenbarung klar verkündest, auf dass sie nachdenken mögen. (Azhar)
(Wir haben sie) mit den klaren Beweisen (baiyinaat) und den Büchern (zubur) (gesandt). Und wir haben (nunmehr) die Mahnung zu dir hinabgesandt, damit du den Menschen klarmachst, was (früher) zu ihnen hinabgesandt worden ist, und damit sie vielleicht nachdenken würden. (Paret)
Um also zu der im Argument genannten Übersetzung zu kommen, muß man bereits annehmen zu wissen, was der Vers bedeuten soll. Dies weiß offenbar auch der Autor, was ihn zu Argument zwei führt:
2. Argument:
Es werden Gelehrte zitiert, die die Interpretation des Verses, so wie der Verfasser den Vers verstehen will bestätigen.
Widerlegung:
Es ist ein Zirkelschluß, wenn man Gelehrte, die der Ahlu Sunna angehören befragt, ob der Koran auf die Sunna hinweisen würde. Da kann man auch gleich einen schiitischen Gelehrten nach den Versen des Korans fragen, die auf das Imamat hinweisen würden. Dieses Argument ist also vollkommen wertlos.
3. Argument:
In Sure 53 Vers 3-4 steht: „Und er redet nicht aus seinen Gelüsten heraus. Es ist nur eine Offenbarung, die offenbart wird.“
Widerlegung:
Es ist an keiner Stelle des Verses ersichtlich, was der Begriff „Offenbarung“ alles einschließen soll. Ohne die Erklärung eines sunnitischen Gelehrten bleibt auch dieser Koranvers vollkommen wertlos, daher auch das
4. Argument:
Es werden sunnitische Gelehrte zitiert, die in diesem Vers einen Beweis dafür sehen wollen, daß „die Sunnah in den Handlungen genau so, wie die vom Himmel herabgesandte Offenbarung ist.“
Widerlegung:
Abgesehen davon, daß wir hier dasselbe Problem haben, wie bei Argument zwei, widersprechen diese Gelehrtenäußerungen explizit der klassischen Definition des Begriffes Sunna, wonach Sunna alles das ist, was der Prophet sagte, tat oder tolerierte. Wie kann nun ein Vers, der sich nur auf das bezieht, was der Prophet sagte plötzlich auch auf Taten und Tolerierungen beziehen? Wir haben es also nicht nur mit einer etwaigen Fehlinterpretation zu tun, sondern mit einer nichtkoranischen Erweiterung. An keiner Stelle ist in dem genannten Vers die Rede von irgendwelchen Handlungen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, daß mit dem Begriff Offenbarung automatisch auch Wahrheit verbunden ist. Da jedoch nicht alle Ahadith naturwissenschaftlich korrekt sind, können auch nicht alle Ahadith auf Offenbarungen zurückgeführt werden.
Beispiel:
Sahih Bukhari 3326:
Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, daß der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: „Allah erschuf Adam in einer Körpergröße von sechzig Ellenlängen und sagte zu ihm: »Geh hin und grüße die anwesenden Engel mit dem Friedensgruß (Salam) und höre zu, wie sie dich begrüßen, und dies ist der Gruß deiner Nachkommen.«Adam sagte: »Assalamu ‚alaikum (= Der Friede sei auf euch)!« Sie erwiderten:»Assalamu ‚alaika wa-rahmatu-llah (= Auf dir sei der Friede und die Barmherzigkeit Allahs).«Und sie haben für ihn die Worte „die Barmherzigkeit Allahs“ hinzugefügt. Es wird dann geschehen, daß jeder, der ins Paradies eingehen wird, die Gestalt von Adam einnimmt. Seit damals bis zur heutigen Zeit ist die Menschengestalt immer weniger geworden. „
Das Problem ist hier nicht, daß Adam sechzig Ellenlängen hatte, sondern, daß die Menschheit seit damals immer kleiner geworden wäre. Dies steht jedoch im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entwicklung der Körpergröße des Menschen. Dieser wurde nämlich im Laufe der Zeit nicht kleiner, sondern größer. So wurden in der Jungsteinzeit die Männer im Schnitt 165,8 cm, in der Bronzezeit bereits 170cm.
Es gibt allerdings noch weitere Probleme mit der Argumentation der sunnitischen Gelehrten, denn der Koran nennt explizit auch Fehler des Propheten. Es ist somit ausgeschlossen, daß sich der genannte Vers auf alles, was der Prophet sagte beziehen könne. Man kann also nicht behaupten, daß alles, was der Prophet sagte in seiner Quelle der Offenbarung zuzuordnen sei. Als Beispiel soll der folgende Vers genannt werden: „Prophet! Warum erklärst du denn im Bestreben, deine Gattinnen zufriedenzustellen, für verboten, was Allah dir erlaubt hat? (Mit deinem Enthaltungsschwur hast du Unrecht getan.) Aber Allah ist barmherzig und bereit zu vergeben“ (Sure 66 Vers 1 /Paret). Offensichtlich hat der Prophet hier durchaus aus eigenen Gelüsten gesprochen und offensichtlich war dies auch keine Offenbarung.
Zwischenspiel:
Offenbar ist sich der Autor des hier behandelten Textes bewußt, daß seine Argumente auf schwachen Füßen stehen, weswegen er nun versucht die gegenteiligen Meinungen und deren Vertreter zu diskreditieren. Um dem geneigten Leser die intellektuellen Grenzen des Autors des hier behandelten Textes zu verdeutlichen, werde ich auf diesen einen Absatz direkt eingehen. Zitate des Autors sind kursiv, meine Anmerkungen in Normalschrift:
Nach diesen Zitaten fragen wir also, diejenigen, die meinen, dass die Sunnah unseres geliebten Propheten Muhammad, des Gesandten Allahs salla Allahu ´alaihi wa sallam keinen Offenbarungscharakter hätte, wir fragen sie: Was macht ihr mit diesen Versen aus dem Quran, dem Buche Allahs des Allmächtigen und was macht ihr mit den Erklärungen der Gelehrten des Islam, von denen wir hier nur einige wenige zitiert haben? Werdet ihr jetzt sagen, diese Verse sind falsch, oder werdet ihr behaupten, dass ihr den Quran besser erklären könnt, als die Gelehrten und als die Gefährten des Propheten – Allahs Lob und Heil auf ihm – die den Gesandten Allahs salla Allahu ´alaihi wa sallam unterstützt, hinter ihm gebetet, mit ihm gekämpft und den Quran von ihm gelernt und nach seinem Tod den Muslimen und der Ummah weitergegeben haben?
Weder wurde behauptet die Verse seien falsch, noch wurde behauptet irgendjemand würde die Verse besser verstehen. Was gesagt wurde war, daß es witzlos ist Gelehrte zu zitieren, die die eigene Meinung vertreten. Oder würde der Autor Wert legen auf die Meinung mutazilitischer Gelehrter? Oder schiitischer Gelehrter? Man hat den Eindruck, der Autor würde auch die Meinung Adolf Hitlers zum zweiten Weltkrieg als einzig gültige darstellen wollen, denn der war ja am nächsten dran. Ich denke hier wird deutlich, wie absurd das Vorhaben des Autors wirklich ist. Aber da der Autor offenbar sehr viel Wert auf die Aussagen der Prophetengefährten zu legen scheint, will ich eine von ihnen zitieren:
Es gab einen beachtlichen Anstieg der Anzahl an Ahadith während des Kalifats von Omar. Omar wünschte, dass alle Seiten, auf denen die Ahadith geschrieben wurden, die in der Hand der Öffentlichkeit waren, zu ihm gebracht werden. Dann ordnete er ihre Zerstörung an, indem er sagte: „Sie sind wie die Mischnah der jüdischen Leute.„ (Ibn Sad, Tabakat 5/140)
Weitere Aussagen findet man hier: http://islam.alrahman.de/11_einst.d.4-kalifen-geg.d.ahad.htm
Werdet ihr euch anmaßen zu behaupten ihr, die ihr den Islam an den Institutionen der Ungläubigen gelernt habt, könntet sagen, was die Worte von Allah bedeuten und was Allah der Allmächtige sagen will?
Da ich persönlich sieben Jahre lang der salafitischen Auslegung des Islam folgte, erscheint mir obige Äußerung wie ein verzweifelter Hilferuf.
Werdet ihr bereit sein diese gewaltige Verantwortung zu tragen, wenn ihr am Tage der Auferstehung vor eurem Herrn steht? An einem Tag, über den Allah im 65. Vers von Surat Yasin sagt:
„Heute verschließen wir ihre Münder und ihre Hände sprechen zu uns und ihre Füße legen Zeugnis ab, über das was sie taten.“ Wollt ihr das wirklich??
Dazu ist eigentlich nur zu sagen, daß Allah uns darüber Aufklären wird, worüber wir uneins sind. Möge Allah uns alle rechtleiten.
5. Argument:
In Sure 4 Vers 64 steht: „Und wir entsandten keinen Gesandten, außer damit ihm gehorcht wird, durch die Erlaubnis Allahs.“
Widerlegung:
Niemand hat behauptet, man solle dem Gesandten nicht gehorchen! Es stellt sich allerdings die Frage, wie man einer Person gehorchen soll, die tod ist. Es ist also vollkommen klar, daß man dem Gesandten nur so lange gehorchen kann, wie er unter uns weilt, was aber nunmal nicht der Fall ist. Daraus ist zu schließen, daß alles, was der Prophet anordnete und nicht im Koran steht, für die heutige Zeit keinerlei Relevanz hat. Ganz abgesehen davon, daß Muhammad nicht nur religiöser, sondern eben auch weltlicher Führer war. Ich nehme an, der Autor stimmt mir zu, wenn ich sage, daß wir die Methodik der Kriegsführung den Umständen der Zeit anpassen sollten und nicht mehr auf einen Berg steigen und Pfeile abschießen. Dies ist nämlich eine Frage des Raum-Zeit-Faktors.Daran ändert auch nichts die Aussage des Gelehrten im
6. Argument:
wonach der obige Vers ein Beweis sei für Unfehlbarkeit des Prophten. Dies wurde bereit unter Punkt vier widerlegt.
7. Argument:
In Sure 4 Vers 80 steht: „Und wer dem Gesandten gehorcht, der gehorcht Allah.“
Widerlegung:
Wir haben hier dasselbe Problem wie unter Punkt 5: der Gesandte ist Tod! Was blieb von ihm übrig? Der Koran, der in sich vollkommen widerspruchsfrei ist und Überlieferungen, die in sich in keinster Weise widerspruchsfrei sind!
Des weiteren bezieht sich dieser Vers offensichtlich auch auf Sure 53 Vers 3-4, was unter Punkt 3 bereits erläutert wurde. Daraus ist zu schließen, daß sich der Gehorsam in Bezug auf Allah gehorchen nur auf die Offenbarung des Koran beziehen kann, da wir sonst einen Widerspruch mit Sure 66 Vers 1 hätten. Würde man obigen Vers anders interpretieren, so entstünde ein Widerspruch innerhalb des Korans. Daran ändern auch die beiden Gelehrtenkommentare nichts, die aus diesem Vers ableiten wollen, Muhammad(sa) sei unfehlbar bzw. mehr, als ein einfacher Mensch.
Abrahamiten:
Der Autor stellt die nicht näher belegte These auf, die sogenannten Quraniten würden sich selbst als Abrahamiten bezeichnen. Dies entbehrt jeglicher Grundlage und trifft sicherlich nicht auf alle Anhänger der quranitischen Sichtweise zu.
Die Steinigung:
Der Autor versucht nach dem Prinzip der Abrogation die Steinigung, die nur in Ahadith Erwähnung findet doch noch in den Koran zu bekommen. Dabei konzentriert er sich viel zu sehr darauf die Abrogationslehre ( http://alrahman.de/index.php?option=com_content&view=article&id=6:die-abrogationskatastrophe-nasikh-mansukh&catid=2:uebersetzungsfehler&Itemid=3 (die nunmal nicht unumstritten ist)) zu beweisen, anstatt sich um die Steinigung zu kümmern. Ich will an dieser Stelle nicht auf die Abrogationslehre eingehen, da sie sich bereits durch ihre willkürliche Anwendung selbst widerlegt und es hier schließlich um die Steinigung geht. Der einzige Beleg des Autors ist dabei ein Hadith von Umar, der aussagt, es habe einen Steinigungsvers gegeben. Das ist sehr dünn, wenn man bedenkt, daß wir noch keinen einzigen Beweis lesen konnten, daß die Aussagen Umars für den Islam an sich irgendeine Relevanz hätten. Ansonsten verweise ich zu dem Thema auf folgenden Artikel: Steinigung
Die Authenzität der Ahadith:
An dieser Stelle besteht die Argumentation des Autors einzig darin zu behauptet: „…alle Gelehrten des Islam sind sich einig, dass die Bücher von Imam al-Buchari und Imam Muslim – möge Allah sie für ihre Arbeit für den Islam belohnen – die korrektesten und authentischsten Bücher nach dem Quran überhaupt sind. “ Die authentischsten nach dem Koran! Also gehen wir davon aus, daß der Koran zu 100% authentisch ist, was sind dann die Ahadith? Jedenfalls nicht 100%ig und das merkt man auch, wie man in dem folgenden Link lesen kann: Problematik der Überlieferungen
Hier zwei Beispiele:
1) Sahih Bukhary Band 7, Buch 71, Nummer 592:
Abu Huraira berichtete: Ich hörten den Gesandten Gottes sagen: „In Schwarzkümmel ist eine Heilung für alle Krankheiten außer dem Tod.“
Sahih Bukhary Band 7, Buch 71, Nummer 608:
Abu Huraira berichtete: Gottes Apostel sagte: „Es gibt weder ‚Adwa keine ansteckende Krankheit wird anderen übertragen ohne Gottes Erlaubnis) noch gibt es irgendein schlechtes Omen (von Vögeln), noch gibt es irgendein Hamah, noch gibt es ein schlechtes Omen im Monat Safar, und man sollte vom Leprakranken fortlaufen wie man von einem Löwen flüchtet.“
Ganz offensichtlich liegt im Schwarzkümmel keine Heilung für Lepra, denn sonst müßte man diese auch nicht meiden. Interessanterweise ist Lepra eher schwer zu übertragen und resultiert aus mangelnder Hygiene und einem schwachen Immunsystem. Da Schwarzkümmel dieses Immunsystem jedoch stärkt, hätte gerade hier Schwarzkümmel erfolg!
Allerdings hat Schwarzkümmel nur eine unterstützende Wirkung, jedoch keine heilende. Ferner gibt es ohnehin etliche Erkrankungen, die nicht therapierbar sind, wie z.B. Diabetes Mellitus.
2) Sahih Bukhary Band 4, Buch 54, Nummer 421:
Abu Dhar berichtete: Der Prophet fragte mich bei Sonnenuntergang: „Weißt du, wohin die Sonne (zur Zeit des Sonnenuntergangs) geht?“ Ich antwortete: „Gott und Sein Apostel wissen besser.“ Er sagte: „Sie geht (d. h. bewegt sich) bis sie unter dem Thron liegt und die Erlaubnis erhält, wieder aufzusteigen, und es wird stattgegeben und dann (wird eine Zeit kommen, da) sie imstande sein wird, sich niederzuwerfen (zu liegen), doch ihre Niederwerfung wird nicht angenommen, und sie wird nach Erlaubnis bitten um auf dem Verlauf fortzufahren, doch sie wird nicht erteilt, aber es wird ihr angeordnet, zurückzukeren, von wo sie kommen wird und wird auf diese Weise im Westen aufsteigen. Und das ist die Deutung der Aussage Gottes: „Und die Sonne eilt vorwärts zu einem ihr gesetzten Ziel. Das ist die Anordnung des Allmächtigen, des Allwissenden.“ (36.38)
Wenn man diesem Hadith folgt, so wäre die Erde nicht rund, was sie aber zweifelsohne ist.
Hierzu paßt dann auch folgende Aussage des Autors:
Wem sollen wir nun also glauben? Den Quraniten, die wahrscheinlich nicht einmal in der Lage sind die Überliefererkette eines einzigen Hadith zu analysieren und zu beurteilen? Oder sollen wir den Gelehrten des Islam zu jeder Zeit und an jedem Ort glauben, die sich einig sind, dass Sahih al-Buchari und Sahih Muslim die korrektesten Hadithbücher überhaupt sind? Wer wird wohl mehr Ahnung von diesem Thema haben und wer wird mehr Wissen darüber mitbringen?
Ja, diese Frage stellt sich im Hinblick auf die fehlerhaften Inhalte der Ahadith in der Tat: wem soll man glauben? Da würde mich doch mal die Erklärung des Autors zu den genannten Ahadith interessieren. Er darf gerne auch seine Gelehrten zitieren!
Und falls jemand behauptet, dass ich zu voreilig bin und zu schnell urteile, lässt
sich dieses Problem ja ohne Probleme lösen – weiter oben findet ihr zwei Ahadith aus Sahih al-Buchari zur Steinigung, und zwar mit Überliefererketten. Zeigt uns doch, wenn ihr so viel Wissen in den Hadithwissenschaften besitzt, wo in diesen Ahadith die Schwäche zu finden ist. Wir werden – so Allah will – warten…
Hier zeigt sich, daß der Autor die Crux der Sache gar nicht wirklich verstanden hat. Wir bezweifeln gar nicht, daß der Isnad korrekt ist, weil wir – da hat der Autor ausnahmsweise einmal recht – uns überhaupt nicht für Hadithwissenschaften interessieren. Wir interessieren uns stattdessen lieber für den Matn. Und der ist fehlerhaft und das wurde auch bereits gezeigt.
Kommen wir also zum Abschluß des Textes:
Der Autor zitiert nun allerhand Gelehrte, die die Sichtweise der sogenannten Quraniten ablehnen. Welchen Wert hat dies? Dies ist erneut derselbe schwache Versuch sich selbst Mut zuzureden, wie es die Schiiten zun, wenn sie ihre Gelehrten zitieren, oder die Bahai,oder die Ahamdiyya, etc… Welchen Wert hat dies? Fragen die Salafiya etwa Khomeini wenn sie etwas über den Koran wissen wollen? Ich denke eher nicht, von daher ist das alles Augenwischerei und lenkt davon ab, was der Koran sagt. Ebenso wie die Erwähnung etwaiger Ahadith, die angeblich davor warnen, daß sie abgelehnt werden könnten. Das ist so, als ob ein Christ den Koran mit der Bibel widerlegen wollte! Wertlos!
Fazit:
Die angebliche „Widerlegung der Quraniten“ wurde in allen Punkten widerlegt und ich bin gespannt auf die Antwort der Sunniten auf diesen Beitrag. Derweil bete ich für unser aller Rechtleitung.
Sollte ich etwaige Argumente vergessen haben, so bitte ich um Benachrichtigung, um diesen Fehler zu korrigieren.
Update:
Durch Zufall fand ich ein sunnitisches Forum, daß der Meinung ist, den obigen Artikel widerlegt zu haben. Dies nimmt der User „Tariq“ für sich in Anspruch ( http://www.ahlu-sunnah.com/viewtopic.php?p=26326#p26326 ). Er bezieht sich dabei auf den oben angesprochenen Punkt 5. Da in diesem Forum bereits ein Strang mit widersprüchlichen Ahadith gelöscht wurde, zitiere ich zunächst die Meinung des Users „Tariq“:
Ich denke es ist Zeitverschwendung auf alles Geplänkel was sie so vorbringen einzeln einzugehen, denn das Kartenhaus was sie ihre Religion nennen lässt sich mit einer einzelnen Ayah zum Einsturz bringen:
Und Wir haben keinen Gesandten geschickt, außer damit ihm gehorcht werde mit Allahs Erlaubnis. [4:64]
Nun zur „Widerlegung“:
Niemand hat behauptet, man solle dem Gesandten nicht gehorchen! Es stellt sich allerdings die Frage, wie man einer Person gehorchen soll, die Tod ist. Es ist also vollkommen klar, daß man dem Gesandten nur so lange gehorchen kann, wie er unter uns weilt, was aber nunmal nicht der Fall ist. Daraus ist zu schließen, daß alles, was der Prophet anordnete und nicht im Koran steht, für die heutige Zeit keinerlei Relevanz hat.
Das heißt also, dass obgleich der Gesandte Allahs :saws: uns zeigte wie man richtig betet und wann die Zeiten für das Gebet sind und uns anwies so zu beten wie er betete, dies nach seinem Tod automatisch alles hinfällig wurde und nun jedes Gebet richtig ist und die Säulen des Gebets keine Notwendigkeit mehr für seine Gültigkeit sind und so weiter.
Oder all die Erklärungen die der Gesandte Allahs :saws: für die Ayaat des Qurans gab… nach seinem Tod ist das Geschwafel von Hinz und Kunz genauso richtig wie die Interpretation, die der Empfänger der Offenbarung lehrte.
Am Ende ist das alles nichts anderes als eine offene Ablehnung des Gesandten Allahs :saws: , denn wer die Wahrheit seiner Worte bezeugt, der würde niemals sagen sie hätten nach seinem Tod keine Bedeutung mehr…
Einmal davon abgesehen davon, daß der User die komplette Argumentation nicht wiedergibt, noch sich auf alles angeführte bezieht, sieht er als Argument die „Tatsache“ an, daß der Prophet ja u.a. das Gebet gelehrt habe und er sich nicht vorstellen kann, daß dies nun hinfällig sein sollte. Hierbei ergeben sich jedoch einige Probleme:
1. Es wird angenommen, der Prophet habe das Gebet nicht nur erklärt, sondern verbindlich festgelegt. Beide Annahmen speisen sich aus Überlieferungen. Die Authenzität der genannten Überlieferungen wird im obigen Text angezweifelt und die Methodik der sunnitischen Hadithkritik als fehlerhaft bewiesen. Darauf geht der User „Tariq“ nicht ein, d.h. es existiert diesbezüglich keine Widerlegung. Somit ist sein Verweis auf diese Überlieferungen hinfällig, da er nicht belegen kann, daß die Methodik der Haditwissenschaft fehlerfrei arbeitet. Wir können also letztlich nicht bestimmen, ob seine indirekt angeführten Überlieferungen den tatsächlichen Tatbestand darstellen.
2. „Tariq“ nennt neben dem Gebet noch die Interpretation koranischer Verse. Zu beidem ist die Frage zu stellen, wie er sich erklärt, daß sowohl die sunnitischen Rechtsschulen, als auch die Schiiten unterschiedliche Arten der Gebetsverrichtung haben. Diese Unterschiede speisen sich aus der unterschiedlichen Beurteilung und Interpretation verschiedener Überlieferungen. Folglich haben wir zwei Möglichkeiten mit diesen Unterschieden umzugehen:
a) wir gehen davon aus, daß die Überlieferungen teilweise falsch sind und einigen uns darauf, daß es keine 100%ig gesicherten Überlieferungen geben kann.
b) wir nehmen an, daß der Prophet das Gebet in der Tat unterschiedlich verrichtet hat. In diesem Falle wäre abzuleiten, daß es offenbar doch nicht die eine richtige Methode das Gebet zu verrichten gibt, sondern mehrere. In diesem Falle hat der Prophet wohl auch keinen wirklich verbindlichen Handlungsablauf genannt.
In beiden Fällen kommen wir zu dem Ergebnis, daß das Gebet des Propheten maximal eine Empfehlung gewesen sein kann, aber keine relevante verbindliche Anordnung. Wo wäre denn auch die Weisheit zu sehen, wenn Gott ein Buch sendet, welches er vor Verfälschung bewahrt, dan aber verbindlich Details wie die Verrichtung des Gebetes verwildern läßt, so daß es verschiedene Arten und Weisen der Gebetsverrichtung innerhalb der islamischen Gruppierungen gibt?
Mit den Erklärungen des Koran verhält es sich ähnlich. So existieren zu ein und demselben Vers verschiedene Offenbarungsanlässe. Auch hier geht „Tariq“ offenbar davon aus, daß Gott ein Buch sendet, es vor Verfälschung bewahrt, dann aber der Erklärung dieses Buches keinerlei Schutz gewährt.
Mal ganz abgesehen davon, daß das Argument bezüglich der Erklärungen des Gesadten in dem obigen Text ebenfalls entkräftet wurde, worauf „Tariq“ an dieser Stelle nicht eingeht. Wohl deswegen, weil er es an anderer Stelle bereits tat ( http://forum.alrahman.de/thread-1111-post-11164.html#pid11164 ) . Dort behauptet er, das Wort sei in der Übersetzung eindeutig. Auf meine Antwort diesbezüglich (http://forum.alrahman.de/thread-1111-post-11180.html#pid11180 ) kam allerdings noch keine Reaktion.
In seinem letzten Satz ergibt sich Tariq dann in rhetorische Floskeln. Man lehnt aber eben nicht den Propheten ab, wenn man seinen Worten abseits des Koran für die Zeit nach seinem Tode keine Relevanz zubilligt, sondern man zieht lediglich die Konsequenzen aus den folgenden Punkten bzw. Fragen:
1. Wieso schützt Gott den Koran und nicht die Sunna?
2. Wieso hat der Prophet die Niederschrift der Sunna verboten, wenn sie so notwendig und damit relevant ist, wie Sunniten behaupten?
3. Wieso hat der 2. Kalif Umar sich so negativ über die Niederschrift der Ahadith geäußert?
4. Wieso gibt es Widersprüche zwischen als authentisch geltenden Ahadith?
Dies sind nur vier von vielen Fragen, die „Tariq“ nicht einmal versucht hat zu beantworten. Stattdessen hat er aus den Überlieferungen geschlossen, daß sie das Gebet erklären würden und ist deswegen zu dem Schluß gekommen, daß es noch heute wichtig sei.
Ferner ging „Tariq“ nicht auf folgenden relevanten Aspekt unter Punkt 5 ein:
Ganz abgesehen davon, daß Muhammad nicht nur religiöser, sondern eben auch weltlicher Führer war. Ich nehme an, der Autor stimmt mir zu, wenn ich sage, daß wir die Methodik der Kriegsführung den Umständen der Zeit anpassen sollten und nicht mehr auf einen Berg steigen und Pfeile abschießen. Dies ist nämlich eine Frage des Raum-Zeit-Faktors.
Hier wird nicht ohne Grund auf die Tatsache verwiesen, daß Muhammad eben nicht nur religiöser Führer war, sondern eben auch ein weltlicher. Offenbar hat „Tariq“ diesen wichtigen Aspekt nicht verstanden, denn er zielt darauf an, deutlich zu machen, daß der von ihm genannte Vers (4/64) nicht notwendigerweise auf religiöse Bestimmungen zu beziehen ist, sondern auch auf weltliche Entscheidungen angewandt werden kann. Man kann den Vers auch so verstehen, daß damit nur das gemeint ist, was der Prophet vom Koran offenbart wurde. Mit anderen Worten: wir haben es hier in keinster Weise mit einem eindeutigen Vers zu tun, sondern mit einem mehrdeutigen. Der Vers sagt nichts weiter aus, als daß dem Gesandten gehorcht werden solle. In welcher Hinsicht wird nicht erläutert. Sunniten sind der Ansicht in jeglicher Hinsicht. Diese Annahme wurde in meinem Text jedoch bereits in Punkt 7 widerlegt.
Es ist bedauerlich, daß „Tariq“ die laufende Diskussione im oben genannten Forum verlassen hat, um dann in seinem eigenen weiterzumachen.