Wer ist zur Ehe verboten?

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Die Kritik am Islam treibt vielfältige Blüten. Eine besonders interessante Kritik am Islam ist die, dass es im Islam gestattet sei, Enkel bzw. Großeltern zu ehelichen. Eine Darlegung dieses Vorwurfes findet man hier: http://www.islam-watch.org/authors/150-abu-taleb/985-allah-allows-incest-with-grandmothers-and-granddaughters-in-the-quran.html

Der Vers um den es dabei geht ist Sure 4 Vers 23:

Verboten (zu heiraten) sind euch eure Mütter, eure Töchter, eure Schwestern, eure Tanten väterlicherseits, eure Tanten mütterlicherseits, die Nichten, eure Nährmütter, die euch gestillt haben, eure Milchschwestem, die Mütter eurer Frauen, eure Stieftöchter, die sich im Schoß eurer Familie befinden von euren Frauen, zu denen ihr eingegangen seid, – wenn ihr jedoch nicht zu ihnen eingegangen seid, so ist es keine Sünde für euch (, deren Töchter zu heiraten) – und (verboten zu heiraten sind euch) die Ehefrauen eurer Söhne, die aus euren Lenden (hervorgegangen) sind, und (verboten ist es euch,) daß ihr zwei Schwestern zusammen (zur Frau) nehmt, außer dem, was bereits geschehen ist. Gewiß, Allah ist Allvergebend und Barmherzig.

حرمت عليكم امهتكم وبناتكم واخوتكم وعمتكم وخلتكم وبنات الاخ وبنات الاخت وامهتكم التى ارضعنكم واخوتكم من الرضعة وامهت نسائكم وربئبكم التى فى حجوركم من نسائكم التى دخلتم بهن فان لم تكونوا دخلتم بهن فلا جناح عليكم وحلئل ابنائكم الذين من اصلبكم وان تجمعوا بين الاختين الا ما قد سلف ان الله كان غفورا رحيما

In der Tat lesen wir hier an keiner Stelle das Wort „Enkel“. Dennoch konnte sich die Ehe mit Enkeln im Islam nie etablieren, auch sind mir keine geschichtlich verzeichneten Dispute bekannt. In herkömmlichen Werken zur Koranexegese kann man z.B. lesen:

„Mutter“ schließt Großmutter (väterlicher- oder mütterlicherseits), Urgroßmutter usw. ein; “ Tochter“ schließt Enkeltochter (von Sohn oder Tochter), Urenkeltochter usw. ein; „Schwester“ bezieht sich auf Voll Schwester und Halbschwester. „Vaters Schwester“ schließt auch die Schwester des Großvaters usw. und „Mutters Schwester“ schließt Schwester der Großmutter usw. mit ein.

Söhne schließt Enkel ein, aber nicht Adoptivsöhne oder Personen, die wie solche behandelt werden.

(Juusuf ‚Allii)

 

Wie kann man nun also ableiten, dass dem so sei, wie in diesem Falle Juusuf ‚Alii es tut?

Zum einen kann man sich der Logik bedienen: wenn Mütter und Töchter verwehrt sind, so wäre es unlogisch, wenn es bei der Mutter der Mutter bzw. der Tochter der Tochter anders sein sollte. Diese Ableitung ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie einzig auf Überlegungen beruht, die ohne weitere Hinweise nur Spekulation wären..

Eine weitere Möglichkeit wäre es also, zu überprüfen, ob Termini wie Mütter, Väter, Töchter oder Söhne an andere Stelle im Koran nicht nur die direkt nachfolgende bzw. vorherige Generation meinen, sondern auch über diesen Rahmen hinaus gehen. Und in der Tat finden wir etliche Verse, die mit der Bezeichnung Väter einmal Väter im eigentlichen Sinne meinen und einmal im Sinne von Vorväter. Hier zwei Beispiele:

Ihr sollt keine zu Ehefrauen nehmen, die eure Väter geheiratet hatten. Das ist ein schändlicher, abscheulicher Weg. Gott verzeiht den Menschen, die vor diesem Verbot so etwas getan haben. (4:22)

ولا تنكحوا ما نكح ءاباوكم من النساء الا ما قد سلف انه كان فحشة ومقتا وساء سبيلا

Es gibt keinen Gott außer Ihm. Er macht lebendig und läßt sterben, (Er), euer Herr und der Herr eurer Vorväter.  (44:8)

لا اله الا هو يحى ويميت ربكم ورب ءابائكم الاولين

Es ist somit ersichtlich, dass Gott zumindest den Terminus „Väter“ nicht nur für leibliche Väter reserviert hat. Daher ist in diesem Falle Sure 4 Vers 22 enorm wichtig:

Und heiratet nicht Frauen, die (vorher) eure Väter geheiratet haben, außer dem, was bereits geschehen ist. Gewiß, das ist eine Abscheulichkeit und etwas Hassenswertes und ein böser Weg.

ولا تنكحوا ما نكح ءاباوكم من النساء الا ما قد سلف انه كان فحشة ومقتا وساء سبيلا

Wie sieht es bei dem Begriff Mütter aus?

Auch hier ist dieser Begriff nicht auf eine leibliche direkte Verwandschaft beschränkt:

Der Prophet steht den Gläubigen näher als sie sich selbst, und seine Gattinnen sind ihre Mütter. Und die Blutsverwandten stehen nach dem Buch Allahs einander näher als die Gläubigen und Auswanderer, außer, daß ihr euren Schützlingen Gutes tun solltet. Dies steht im Buch verzeichnet. (33:6)

النبى اولى بالمومنين من انفسهم وازوجه امهتهم واولوا الارحام بعضهم اولى ببعض فى كتب الله من المومنين والمهجرين الا ان تفعلوا الى اوليائكم معروفا كان ذلك فى الكتب مسطورا

Betrachten wir uns an dieser Stelle die Wurzel dieses Begriffes:

أ م م

ammina: to propose, direct one’s steps towards a place, repair to, go towards [5:2]
ummun/umm: mother, source, principle, prototype, origin, prototype;
ummi: belonging to mother, unlettered, Arab, who have no revealed scripture of their own;
ummatun: a man’s kinsfolk, tribe, party, community, nation, group of living things having certain characteristics or circumstances in common, any grouping of human or animal, creation, generation, creatures of God;
ummah: way/course/manner/mode of acting, faith, religion, nation, , time or period of time, righteous person, a person who is an object of imitation and who is known for goodness/virtues;
imam: leader, president, any object that is followed (e.g. human/book/highway), model, example, pattern;
amama: before, in front of

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume1/00000125.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume1/00000126.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume1/00000127.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume1/00000128.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume1/00000129.pdf

Es ist also festzuhalten, dass auch das Wort Mutter im Arabischen nicht bei der leiblichen Mutter halt machen muss, denn spätestens seit der Vererbungslehre wissen wir, dass der genetische Ursprung, nicht alleine bei den Eltern liegt. Das Wort „umm“ trägt diese Tatsache in sich.

Diese Tatsachen sollen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass man den eingangs genannten Vers auch so wortwörtlich verstehen kann, wie der Autor des Links es tut, doch auf Grund von Sure 3 Vers 7 sollten wir bedenken, ob dieser Vers wirklich so eindeutig ist, wie man uns glauben machen will.

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