Eine häufige Frage, die in Bezug auf die Gebetszeiten auftritt ist die nach den Zeitpunkten der Verrichtung in dem Falle, dass es keinen Wechsel von Tag und Nacht gibt, wie es z.B. am Nordpol der Fall ist.
Die Beantwortung dieser Frage ist auf zwei Ebenen möglich.
Zum einen kann man in dem Falle, dass es einem nicht möglich ist die Tageszeit anhand des Sonnenstandes zu bestimmen, die Gebetszeiten von Mekka bzw. Medina übernimmt. Dies erfährt seine Berechtigung dadurch, dass einzig Arabiens Gebetszeiten vom Koran absolut festgelegt wurden. Alles, was sich außerhalb dieses Gebietes befindet, erfährt eine relative Festlegung, die auf der Übertragung der arabischen Methodik der Bestimmung auf andere geografische Bereiche beruht. Das heißt, man ist in jedem Falle auf der sicheren Seite.
Auf der anderen Seite macht der Koran indirekte Angaben, wie man die Gebetszeiten losgelöst vom Sonnengang verstehen kann. Schlüsselvers ist Sure 11 Vers 114:
Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden und zwar in den frühen Teilen der Nacht, die dem Tage näher sind. Wahrlich, die guten Taten tilgen die bösen. Das ist eine Ermahnung für die Nachdenklichen.
واقم الصلوة طرفى النهار وزلفا من اليل ان الحسنت يذهبن السيات ذلك ذكرى للذكرين
Die beiden Tagesenden verbindet man natürlich sofort mit den Dämmerungszeiten, zumal der Koran u.a. ja auch vom Gebet der Morgendämmerung spricht. Doch Namen sind Schall und Rauch und die Helligkeit ist nicht das einzige Kriterium, welches die Nacht bzw. den Tag ausmacht.
Ein weiteres Kriterium für die Bestimmung der Nachtzeit ist das, was man gemeinhin in dieser Zeit tut, nämlich schlafen:
Er läßt den Tag anbrechen; und Er macht die Nacht zur Ruhe und Sonne und Mond zur Berechnung (von Tag und Nacht) Das ist die Anordnung des Allmächtigen, des Allwissenden.
فالق الاصباح وجعل اليل سكنا والشمس والقمر حسبانا ذلك تقدير العزيز العليم
Somit existieren im Koran zwei Kriterien für die Bestimmung der Gebetszeiten:
- Helligkeit bzw. Sonnenstand
- Tätigkeit/Ruhe
Im Allgemeinen orientiert man sich an der Helligkeit, da man dieses Instrument permanent zur Verfügung hat und man damit beide Aspekte berücksichtigt. Fällt jedoch dieser erste Aspekt weg, so bleibt noch immer das zweite Kriterium: man betet, wenn man aufsteht und bevor man zu Bett geht. die dritte Gebetszeit (Salat al-Vusta) liegt ohnehin zwischen diesen beiden Punkten, so dass man keine gesonderten Berechnungen anstrengen muss.
Fazit: Wenn man sich in Gegenden aufhält, in denen man nicht die Möglichkeit hat, sich am Sonnenstand zu orientieren, so nutzt man entweder die Zeiten, die in Arabien herrschen oder – wenn dies nicht möglich ist – man orientiert sich an seinem individuellen Tag- bzw. Nachtrhythmus.