Atheismus

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Im Koran nehmen andere Glaubensrichtungen viel Raum ein. Oftmals ist die Rede von de „Leuten des Buches“, Juden, Christen, Sabiern, Gläubigen, und Götzendienern. Doch eine Sache scheint nicht bedacht worden zu sein: Gottlosigkeit.

In der Tat spricht der Koran an keiner Stelle von Personen, die keine Religion, keinen Glauben haben. Insofern scheint er nicht von Atheismus zu sprechen. Stattdessen spricht er von etwas anderem.

 

Hast du den gesehen, der seine persönliche Neigung zu seinem Gott macht? Könntest du wohl sein Wächter sein? (25:43)

ارءيت من اتخذ الهه هوىه افانت تكون عليه وكيلا

In diesem Vers spricht der Koran von Menschen, die ihre Neigungen zu ihrem Gott machen! Das ist genau das, was auf den Atheismus zutrifft. Dass, was die Menschen für sich am passendsten erachten, werden sie verfolgen. Ob sie dies wirklich als allgemein bestes erachten steht dabei auf einem anderen Blatt, denn dies ist die hauchdünne Linie, die der Koran zwischen Wahrheitssuche und Verleugnung gesetzt hat. Es macht einen Unterschied aus, ob man das, tut, was seinen Neigungen entspricht oder das, was man als richtig empfinden. Jedenfalls stellen diese Menschen ihre Meinung über alles andere – sei es nun gerechtfertigt oder nicht. Insofern konstatiert der Koran, dass es keinen Menschen gibt, der nicht an irgend etwas glaubt. Atheismus ist – mit koranischen Augen betrachtet – nichts anderes, als eine weitere Religion.

Selbstverständlich lehnen Atheisten eine solche Sichtweise ab. Sie halten sie für der Religion übergeordnet, wenngleich auch sie nur glauben können und nicht wissen. Deswegen argumentieren sie häufig damit, dass sie das annehmen würden, was am logischsten, am nahe liegendsten sei. Dabei führen sie ins Feld, dass die Existenz eines Gottes weniger wahrscheinlich sei als seine Existenz. Dabei verkennen sie jedoch, dass es sich hierbei auch nur um subjektive Bewertungen von Fakten handelt. Daher kommen auch religiöse Menschen bei der Frage nach der Wahrscheinlichkeit grundsätzlich zu anderen Ergebnissen, als Atheisten und beide Seiten bemühen sich, die Gegenseite zu widerlegen.

Im Kern ist solch ein Verhalten zutiefst fundamentalistisch geprägt. Der eigene Glaube wird hingegen nicht wahrer, nur weil man einen anderen Glauben subjektiv widerlegt. Stattdessen wäre es sinnvoller, sich auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren um das, wovon man wirklich überzeugt sein kann in die Tat umzusetzen. Doch der Mensch scheint sich beim religiösen Messen ebenso gut zu gefallen, wie der pubertierende 18jährige mit seinem ersten eigenen Auto.

Abschließend ist zu sagen, dass der Begriff Religion keine allgemein verbindliche Definition kennt, insofern kann sich jeder das aussuchen, was ihm dazu gerade einfällt. Der Koran hingegen spricht vom Din. Dieser Begriff wird üblicherweise mit Religion übersetzt, doch reicht seine Bedeutung wesentlich weiter.

Die Wurzel د ي ن = Dal-Ya-Nun bedeutet:

obedience/submissiveness, servility, religion, high/elevated/noble/glorious rank/condition/state, took/receive a loan or borrowed upon credit, become indebted, in debt, under the obligation of a debt, contract a debt, repay/reimburse a loan, rule/govern/manage it, possess/own it, become habituated/accustomed to something, confirmation, death (because it is a debt everyone must pay), a particular law/statute, system, custom/habit/business, a way/course/manner of conduct/acting, repayment/compensation.

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume3/00000108.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume3/00000109.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume3/00000110.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume3/00000111.pdf

http://www.studyquran.org/LaneLexicon/Volume3/00000112.pdf

Wir sehen, dass sehr viele Dinge in dem Begriff Din mitschwingen. Am interessantesten ist für unsere Betrachtung der Begriff „System“. Offenbar umfasst der koranische Begriff eben nicht nur Dinge des Glaubens, sondern jedwedes Konstrukt, in dem der Mensch sein Leben bestreitet bzw. bestreiten kann. Das bedeutet, dass nach dem Koran auch sämtliche Ideologien und damit eben auch der Atheismus ein System, also eine religion im weitesten Sinne darstellen.

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