Salamunalaikum – Der Frieden sei mit Dir!
Der islamische Friedesgruß ist vielen bekannt und wird einfach als ein Gruß unter Anhängern des Islam verstanden. Andersgläubige kommen hingegen nicht in den Genuss dieser Worte, vermeintliche Ketzer werden manchmal definitiv davon ausgenommen. Doch was sind die Grundlagen dieser Formel?
Der Friedengruss ist bereits sehr alt. Laut den Versen des Koran benutzte bereits der Prophet Abraham diese Worte gegenüber Menschen, die er gar nicht kannte, also auch ungeachtet ihrer Glaubenszugehörigkeit:
Sure 51 Vers 24, 25: „Ist dir nicht die Geschichte von den ehrenvoll aufgenommenen Gästen Abrahams zu Ohren gekommen? (Damals) als sie bei ihm eintraten. Da sagten sie „Heil!“ Er sagte (ebenfalls) „Heil! (Ihr seid) verdächtige Leute.“1
هل اتىك حديث ضيف ابرهيم المكرمين
اذ دخلوا عليه فقالوا سلما قال سلم قوم منكرون
Wir bemerken, dass Abraham lediglich kurz „Heil“, also „Salam“ sagt, nachdem er mit diesem Gruß zuerst gegrüßt wurde. Er setzt also konsequent die folgende Regel des Koran um:
Sure 4 Vers 86: „Und wenn euch ein Gruß entboten wird, dann grüßt (eurerseits) mit einem schöneren (zurück) oder erwidert ihn (in derselben Weise, in der er euch entboten worden ist)! Allah rechnet über alles ab.
واذا حييتم بتحية فحيوا باحسن منها او ردوها ان الله كان على كل شىء حسيبا
Es ist also so, dass man stets den Gruß, der einem selbst entboten wird in derselben oder in einer besseren Art und Weise erwidern soll. Dabei ist es egal, wer einem gegenüber steht.
Haben wir eine Person vor uns, die an die Verse bzw. Zeichen Gottes glaubt, so sind wir jedoch in jedem Falle verpflichtet mit „Salamunalaikum“ zu grüßen:
Sure 6 Vers 54: „Und wenn diejenigen, die an unsere Zeichen glauben, zu dir kommen, dann sag: Heil sei über euch! Euer Herr hat sich (den Gläubigen gegenüber?) zur Barmherzigkeit verpflichtet. Wenn (demnach) einer von euch in Unwissenheit Böses tut und dann später umkehrt und sich bessert (findet er Gnade). Gott ist barmherzig und bereit zu vergeben.“
واذا جاءك الذين يومنون بايتنا فقل سلم عليكم كتب ربكم على نفسه الرحمة انه من عمل منكم سوءا بجهلة ثم تاب من بعده واصلح فانه غفور رحيم
Dies widerlegt auch die Praxis einiger Sunniten (meist der salafitischen Richtung zugehörig), sie könnten z.B. Schiiten vom Friedensgruß dergestalt ausklammern, dass sie zu ihnen sagen: „Friede sei mit denen, die der Rechtleitung folgen“. Sie begründen Ihre Meinung auf folgendem Vers:
Sure 20 Vers 47: „Geht nun zu ihm und sagt: Wir sind Gesandte deines Herrn. Schick die Kinder Israel mit uns weg und bestrafe sie nicht! Wir sind mit einem Zeichen von deinem Herrn zu dir gekommen. Heil sei über einem (jeden), der der rechten Leitung folgt!“
فاتياه فقولا انا رسولا ربك فارسل معنا بنى اسرءيل ولا تعذبهم قد جئنك باية من ربك والسلم على من اتبع الهدى
Es wird dabei jedoch übersehen, dass es sich hierbei um ein Gebot für einen Gruß an eine konkret genannte Einzelperson in einer konkreten Situation, also eine Ausnahme von der Regel handelt. Ein Analogieschluss auf andere Personen würde folglich der Grundregel widersprechen. Zudem ist anzunehmen, dass es sich bei dem erwähnten Friedenswunsch gar nicht um einen Gruß, sondern um die Darstellung eines Prinzips. Dies wird im darauf folgenden Vers 48 ersichtlich. Dort heißt es:
„Uns ist (als Offenbarung) eingegeben worden, daß die Strafe denjenigen trifft, der (die Wahrheit der göttlichen Botschaft) für Lüge erklärt und sich (davon) abwendet.“
انا قد اوحى الينا ان العذاب على من كذب وتولى
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass man stest in derselben Art und Weise, wie man gegrüßt wurde zurück grüßen soll, ja man soll diesen Gruß sogar noch verbessern. Personen, die an dieselben Zeichen bzw. Verse Glauben sind Prinzipiell mit „Friede sei mit Dir“ zu grüßen.
1 Alles Versangaben: Paret, Rudi: Der Koran. Stuttgart, Berlin, Köln, 2001, 8. veränderte Auflage.