Dies ist die aufrechte Religion

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Auf dem Weltmarkt der Religionen gibt es ein unüberschaubares Angebot verschiedenster Glaubenssysteme. Die meisten dieser Systeme nehmen für sich in Anspruch die Wahrheit zu sein oder zu dieser zu führen. In Wahrheit liegt dabei jedoch ein großes Missverständnis vor, denn eine objektive Beurteilung dessen, was Wahrheit ist, ist unmöglich, so lange man sich selbst nicht über das Diesseits erheben kann. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass es eigentlich nur zwei Religionen gibt oder besser gesagt: zwei Systeme.

Auf der einen Seite gibt es das System der Wahrheit. Dieses System zeichnet sich gerade nicht dadurch aus, dass man die Wahrheit kennt, gefunden und für sich gepachtet hat, sondern, dass man sein möglichstes tut, Wahrheit zu erlangen und diese auch als gegeben anzunehmen. Das zweite System ist das der Verleumdung, der aufgegebenen Such nach Wahrheit, dem Streben nach persönlichem Erfolg unabhängig von als wahr erachteten Komponenten. Es dreht sich also um die Ablehnung der Wahrheitssuche bzw. der Verdeckung und Ablehnung dessen, was man als richtig erachtet. Um dies in zwei griffige Worte zu fassen: Wahrheit und Falschheit.

Zwischen diesen beiden Systemen gibt es kein weiteres. Man nimmt an oder man verwirft. Man kann nicht nur einen Teil annehmen und einen anderen verwerfen, denn all dies mündet in der Falschheit. Die Wahrheit hingegen ist rein.

Im Koran lesen wir in Sure 30 Vers 30:

Richte nun dein Antlitz auf die (einzig wahre) Religion! (Verhalte dich so) als Hanief! (Das ist) die natürliche Art (fitra), in der Allah die Menschen erschaffen hat. Die Art und Weise, in der Allah (die Menschen) geschaffen hat, kann man nicht abändern (laa tabdiela li-khalqi llaahi). Das ist die richtige Religion (ad-dien al-qaiyim). Aber die meisten Menschen wissen (es) nicht.

فاقم وجهك للدين حنيفا فطرت الله التى فطر الناس عليها لا تبديل لخلق الله ذلك الدين القيم ولكن اكثر الناس لا يعلمون

Der Begriff Hanief springt hier ins Auge. Ebenso, dass dieses Hanifentum die natürliche Veranlagung des Menschen sei. Jeder Mensch richtet sein Augenmerk also von Natur aus auf die wahre Religion. Dies wahre Religion ist der Islam. Damit ist jedoch nicht das gemeint, was wir heute als Sunnitentum kennen, sondern die eigentliche Bedeutung des Wortes Islam. In Sure 3 Vers 19 steht:

Als (einzig wahre) Religion gilt bei Allah der Islam. Und diejenigen, die die Schrift erhalten haben, wurden – in gegenseitiger Auflehnung – erst uneins, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war. Wenn aber einer nicht an die Zeichen Allahs glaubt, ist Allah schnell im Abrechnen.

ان الدين عند الله الاسلم وما اختلف الذين اوتوا الكتب الا من بعد ما جاءهم العلم بغيا بينهم ومن يكفر بايت الله فان الله سريع الحساب

Wenn die einzige Religion vor Gott der Islam ist, dann ist der Islam die Wahrheit. Islam bedeutet übersetzt „Unterwerfung“. Es bedeutet nicht „Unterwerfung unter Gott“, es bedeutet nur Unterwerfung. Unterwerfung unter die Wahrheit. Dies leitet sich daraus ab, dass Abraham im Koran als Hanif bezeichnet wird:

Und sie sagen: „Ihr müßt Juden oder Christen sein, dann seid ihr rechtgeleitet.“ Sag: Nein! (Für uns gibt es nur) die Religion (milla) Abrahams, eines Haniefen – er war kein Heide! (2:135)

وقالوا كونوا هودا او نصرى تهتدوا قل بل ملة ابرهم حنيفا وما كان من المشركين

Doch was tat Abraham? Auch dies lehrt uns der Koran:

Als nun die Nacht über ihn gekommen war, sah er einen Stern. Er sagte: „Das ist (wohl) mein Herr.“ Als er aber (am Horizont) verschwand, sagte er: „lch liebe die nicht, die verschwinden.“

Als er dann den Mond aufgehen sah, sagte er: „Das ist mein Herr.“ Als er aber (am Horizont) verschwand, sagte er: „Wenn mein Herr mich nicht rechtleitet, werde ich zum Volk derer gehören, die irregehen.“

Und als er die Sonne aufgehen sah, sagte er: „Das ist mein Herr. Das ist größer (als Mond und Sterne).“ Als sie aber (am Horizont) verschwand, sagte er: „Leute! lch bin unschuldig an dem, was ihr (Allah an anderen Göttern) beigesellt.

Ich wende mich nunmehr demjenigen zu, der Himmel und Erde geschaffen hat. (Ich verhalte mich so) als Hanief. Und ich bin kein Heide.“ (6:76-79)

فلما جن عليه اليل رءا كوكبا قال هذا ربى فلما افل قال لا احب الءافلين

فلما رءا القمر بازغا قال هذا ربى فلما افل قال لىن لم يهدنى ربى لاكونن من القوم الضالين

فلما رءا الشمس بازغة قال هذا ربى هذا اكبر فلما افلت قال يقوم انى برىء مما تشركون

انى وجهت وجهى للذى فطر السموت والارض حنيفا وما انا من المشركين

Abraham hat abgewogen und nach der Wahrheit gesucht. Er hat sich verschiedene Möglichkeiten angesehen und dann auf Grund seines Denkens darüber entschieden, was ihm als Wahrheit einleuchtend erscheint. Er hat sein Herz nicht betrogen und nicht von Falschheit durchziehen lassen, auch wenn es für ihn sicherlich einfacher gewesen wäre, sich seinem Volk anzuschließen und ohne nachzudenken das Altbekannte zu übernehmen.

Wir stellen fest, dass die natürliche Veranlagung des Menschen die Suche nach der Wahrheit ist. Diese muss in subjektiver Beurteilung gefunden werden und es ist nicht immer klar, ob man Erfolg hat, doch die Suche ist der eigentliche Weg, das eigentliche Ziel. Wer hingegen auf Grund von Vorurteilen meint, er müsse nicht suchen, der ist ein Anhänger der Falschheit, der Lüge.

Und wenn man zu ihnen sagt, sie sollen dem folgen, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, sagen sie: „Nein, wir folgen dem, was wir als Glauben und Brauch unserer Väter überkommen haben.“ Wenn nun aber ihre Väter nichts verstanden haben und nicht rechtgeleitet waren? (2:170)

واذا قيل لهم اتبعوا ما انزل الله قالوا بل نتبع ما الفينا عليه ءاباءنا اولو كان ءاباوهم لا يعقلون شيا ولا يهتدون

Die angesprochenen Personen denken nicht einmal über das gesagt nach, sie folgen stur dem, was sie bereits kennen. Es genügt ihnen. Sie haben ihre natürliche Veranlagung verlorenen und aufgegeben, nach der Wahrheit zu suchen.

Die Suche nach Wahrheit kann jedoch nur erfolgen, wenn man ständig alles, was man sieht oder hört überprüft und darüber nachdenkt. Man muss mit offenen Augen durch diese Welt gehen um eine Chance zu haben, die Wahrheit erfahren zu können. Wer hingegen taub und blind sein will, der wird einst zu den Verlierern gehören, denn es war wichtiger, ein möglichst bequemes Leben zu haben, doch ist dieses Leben nur ein kurzer Augenblick:

Allah teilt den Unterhalt reichlich zu, wem er will, und begrenzt (ihn auch wieder). Und sie freuen sich über das diesseitige Leben. Aber das diesseitige Leben ist im Hinblick auf das Jenseits nur eine Nutznießung (auf eine beschränkte Zeit). (13:26)

الله يبسط الرزق لمن يشاء ويقدر وفرحوا بالحيوة الدنيا وما الحيوة الدنيا فى الءاخرة الا متع

Jeder Mensch hat also die Wahl zwischen der Religion der Wahrheit und der Religion der Falschheit; zwischen Unterwerfung und Götzendienst.

Natürlich gibt es auch den Götzendienst, bei dem man – wie im Hinduismus – mehrere Wesenheiten als Gottheit anbetet, doch ist es erst dann Götzendienst, wenn man sich damit zufrieden gibt und seinen Glauben nicht hinterfragt. Auch Abraham stammt aus einem Volk der Götzenanbeter, doch hat er sich nicht damit zufrieden gegeben, sondern hat seinen Glauben hinterfragt und sich weiterentwickelt. Dasselbe ist es mit dem Koran. Wenn man den Koran ins Regal stellt, nicht nachforscht, sondern sich in selbstgefälliger Eitelkeit sonnt und sich einbildet, man habe die Weisheit im Schrank stehen, so ist dies ebenfalls eine Art von Götzendienst: man betet letztlich nur sich selbst an.

Viel Erfolg bei der Suche, einer Suche, die nie zu Ende gehen wird – so lange wir Leben.

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