Sollte man von Nichtmuslimen eine Extra-Steuer verlangen? – von Edip Yüksel – Übersetzung A. Heisig

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Sure 9 Vers 29 wird von fast jedem Übersetzer fehlübersetzt. Shakir übersetzt das arabische Wort „dschizya“ mit „Steuer“. Pickethall mit „Tribut“. Yusuf Ali übersetzt den Begriff gar nicht. Er überlässt das Wort der Gnade des Verzerrungsgrades.

Zu analysierender Teil: Die Bedeutung des Begriffes „dschizya“ (Wiedergutmachung/Entschädigung) wurde zur Extra-Steuer für Nichtmuslime verzerrt.

 

Yusuf Ali Pickthall Shakir Reformist
“Fight those who believe not in Allah nor the Last Day, nor hold that forbidden which hath been forbidden by Allah and His Messenger, nor acknowledge the religion of Truth, (even if they are) of the People of the Book, until they pay the Jizya with willing submission, and feel themselves subdued. (9:29) Fight against such of those who have been given the Scripture as believe not in Allah nor the Last Day, and forbid not that which Allah hath forbidden by His messenger, and follow not the Religion of Truth, until they pay the tribute readily, being brought low. (9:29) Fight those who do not believe in Allah, nor in the latte day, nor do they prohibit what Allah and His Messenger have prohibited, nor follow the religion of truth, out of those who have been given the Book, until they pay the tax in acknowledgment of superiority and they are in a state of subjection. (9:29) Fight those who do not acknowledge God nor the Last day from among the people who received the book; they do not forbid what God and His messenger have forbidden, and they do not uphold the system of truth; until they pay the reparation, in humility. (9:29)

(Weitere deutsche Übersetzungen:

9.29. Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und nicht an den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und Sein Gesandter verboten haben, und nicht die Religion der Wahrheit befolgen – von denjenigen, denen die Schrift gegeben wurde -, bis sie den Tribut aus der Hand entrichten und gefügig sind! (Bubenheim)

9.29. Kämpft gegen jene unter den Schriftbesitzern, die nicht an Gott und den Jüngsten Tag glauben und die nicht verbieten, was Gott und Sein Gesandter verbieten und die sich nicht zum wahren Glauben bekennen, bis sie die Dschizya-Steuer freiwillig und folgsam entrichten. (Azhar)

9.29. Führt den bewaffneten Kampf gegen diejenigen, die weder den Iman an ALLAH, noch an den Jüngsten Tag verinnerlichen, noch das für haram erklären, was ALLAH und Sein Gesandter für haram erklärten, noch sich dem wahren Din fügen von denjenigen, denen die Schrift zuteil wurde, bis sie die Dschizya in Ergebenheit entrichten, während sie unterwürfig sind. (Zaidan)

9.29. Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören – von denen, die die Schrift erhalten haben – (kämpft gegen sie), bis sie kleinlaut (saghiruun) aus der Hand Tribut entrichten! (Paret)

9.29. Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, und die das nicht für verboten erklären, was Allah und Sein Gesandter für verboten erklärt haben, und die nicht dem wahren Glauben folgen – von denen, die die Schrift erhalten haben, bis sie eigenhändig den Tribut in voller Unterwerfung entrichten. (Rasul)

Anm. d. Ü.)

Analyse von Sure 9 Vers 29

Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass der Kontext des Verses der Krieg von Hunain ist und dass Krieg nur im Verteidigungsfalle erlaubt ist (2:190-193, 256; 4:91; 60:8-9).

Ansonsten beachten sie bitte, dass wir unter dem Begriff Dschizya Wiedergutmachung verstehen. Die Bedeutung von Dschizya wurde zur Extra-Steuer für Nichtmuslime verfremdet, die erst lange nach Muhammads Tods zur Sicherung der imperialistischen Agenda der Kalifen eingeführt wurde. Die Wurzel dieses Wortes, welches wir als Entschädigung verstehen lautet JaZaYa, was Entschädigung oder im Kontext von Krieg auch Reparationszahlungen bedeutet, nicht jedoch Steuer. Seit die Feinde der Muslime diese angegriffen haben, mussten sie die in der friedlichen Gemeinde entstandenen Schäden und Verwüstungen wiedergutmachen. Verschiedene Derivate dieses Wortes werden häufig im Koran benutzt und werden als Entschädigung für eine bestimmte Tat übersetzt.

Die Verzerrung dieses Wortes in seiner Bedeutung und die Praxis von Juden und Christen eine Sondersteuer zu verlangen widerspricht jedoch dem koranischen Grundprinzip der Freiheit des Glaubens. Es sollten Glaubens- und Meinungsfreiheit herrschen. (2:256; 4:90; 4:137; 10:99; 18:29; 88:21, 22) Da eine Steuer auf Grund der Religionszugehörigkeit dazu führt, dass die Menschen nur deswegen konvertieren, um dieser Belastung zu entgehen, wird dieses koranische Prinzip unterminiert. Die Teilung einer Bevölkerung, die unter einer Verfassung lebt, in religiös motivierte priviligierte Gruppenverstößt auch gegen weitere koranische Prinzipien wie Gerechtigkeit, Frieden und Brüderlichkeit/Schwesterlichkeit der Menschen.

Einige uninfomierte oder bigotte Feinde des Koran zeigen Verse auf, die sich mit dem Thema Krieg befassen um zu behaupten, der Islam sei eine Religion der Gewalt. Ihre Lieblingsverse sind: 2:191; 3:28; 3:85; 5:10,34; 9:5; 9:28-29; 9:123; 14:17; 22:9; 25: 52; 47:4 und 66:9. In diesem Artikel habe ich ihre Argumente gegen Sure 9 Vers 29 widerlegt und ich werde jeden dieser Verse später besprechen. (Link Anm. d. Ü.)

Manche Schiiten oder Sunniten missbrauchen Sure 9 Vers 5 oder Sure 9 Vers 29, in dem sie sie aus ihrem direkten und koranischen Kontext herauslösen. Sie folgen dabei vielen verschiedenen Geschichten und Anweisungen, die fälschlicherweise dem Propheten Muhammad zugeschrieben werden, um Terror und Aggression zu rechtfertigen, was wiederum von Imperialisten und Neokolonialisten aufgegriffen wird um wiederum ihren eigenen Terror mit hochentwickelten Waffen und ihrer zerstörerischen Wirkung gegen Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung zu rechtfertigen. Zum Beispiel – laut einem sogenannten authentischen Hadith – sollen der Prophet und seine Gefährten, nachdem sie die Mörder eines Hirten gefangen genommen hatten, diesen Arme und Beine abgeschnitten und deren Augen mit heißen Nägeln ausgestochen haben. Anschließend ließen sie die Mörder in der Wüste verdursten. Diese Darstellung widerspricht dem Auftrag Muhammads, wie er im Koran beschrieben wird (21:107; 3:159). In einem anderen angeblich authentischen Hadith wird behauptet, der Prophet habe des Nachts eine Bande ausgeschickt um eine Dichterin zu ermorden, die ihn in ihren Gedichten kritisiert habe. Derlei stellt eine Vergewaltigung des Korans dar (2:256; 4:140; 10:99; 18:29; 88:21-22). Trotz dieser unkoranischen Lehren sind die aggressiven Elemente unter schiitischer und sunnitischer Bevölkerung stets eine Minderheit gewesen.

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