Sure 24 Vers 26

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In Sure 24 Vers 26 erklärt der Koran, welche Männer, zu welchen Frauen gehören und umgekehrt.

Schlechte Frauen gehören zu schlechten Männern, und schlechte Männer gehören zu schlechten Frauen. Gute Frauen gehören zu guten Männern, und gute Männer gehören zu guten Frauen. Freigesprochen sind diese von dem, was man (über sie) redet. Für sie wird es Vergebung und ehrenvolle Versorgung geben.

الخبيثت للخبيثين والخبيثون للخبيثت والطيبت للطيبين والطيبون للطيبت اولئك مبرءون مما يقولون لهم مغفرة ورزق كريم

 

Auf den ersten Blick eine eindeutige Sache: „Gleich und gleich gesellt sich gern!“ – lautet ein deutsches Sprichwort. Doch wie beurteilt man, ob jemand schlecht ist oder gut? Oftmals schaukeln sich Eheprobleme ja hoch, obwohl niemand wirklich etwas dafür kann. Ist man deswegen schlecht? Ist man schlecht, weil der Partner schlecht ist?

 

Dies ist gar nicht so einfach zu beantworten. Sehen wir zunächst, ob der Koran Ehen beschreibt, von denen wir lernen können.

Allah hat als Gleichnis für diejenigen, die ungläubig sind, dasjenige von Nuhs Frau und Luts Frau geprägt. Sie beide unterstanden zwei rechtschaffenen (Dienern) von Unseren Dienern, doch handelten sie verräterisch an ihnen, und so haben ihnen diese vor Allah nichts genützt. Und es wurde gesagt: „Geht beide ins (Höllen)feuer ein mit denjenigen, die hineingehen.“ (66/10)

ضرب الله مثلا للذين كفروا امرات نوح وامرات لوط كانتا تحت عبدين من عبادنا صلحين فخانتاهما فلم يغنيا عنهما من الله شيا وقيل ادخلا النار مع الدخلين

Nun liegt es in der Natur der Sache, dass man seinen Partner erst im Laufe seines Lebens wirklich kennenlernt. Ebenso sind Menschen dazu in der Lage sich im Laufe ihres Lebens zu verändern. Aus 24/26 ist also nicht zu schließen, dass temporäre Verhältnisse in Stein gemeißelt für die Ewigkeit seien. Was gestern noch gut und schön war kann morgen schon schlecht sein. Der Mensch ist schließlich durch die Summe seiner Erfahrungen definiert und diese können sich so oder so auswirken.

Nehmen wir das Beispiel der Frauen von Noah und Lot (Nuh und Lut): die Ehen scheinen bis zu einem gewissen Punkt funktioniert zu haben. Es gab kein Problem. Doch dann kam ein Ereignis. Eine Entscheidung, die alles verändern sollte. Es geht hier also nicht um die sprichwörtliche nicht verschlossene Zahnpastatube oder versalzenes Essen oder ähnliches, es geht hier um handfesten Betrug am Partner, der keine Aussöhnung mehr zulässt. Was ist dann geschehen? Gott hat die beiden Propheten letztlich von ihren verräterischen Frauen befreit. Gott hat entschieden nach dem Prinzip in Sure 24 Vers 26.

Ich kann mir vorstellen, dass nun der eine oder die andere hofft, von seinem/seiner Partnerin ebenfalls erlöst zu werden. Doch dies wäre vermessen. Wir können natürlich entscheiden mit wem wir Tisch und Bett teilen wollen, aber wir können nicht soweit in den anderen hineinsehen und mit Bestimmtheit sagen, ob er wirklich an sich gut oder schlecht ist. Wir können lediglich sein Handeln für uns deuten und was für den einen schlecht ist muss es für den anderen noch lange nicht sein. Was man sich aber auf Grund des Verses fragen kann und in meinen Augen auch muss: wie viel Anteil habe ich am Verhalten meines Partners. Bin ich vielleicht auch an der Situation schuld? Mache ich gar selbst schlechte Dinge, die meinen Partner dazu bringen sich mir gegenüber schlecht zu verhalten? Ich bin mir sicher, die Propheten haben sich oft dasselbe gefragt bis Gott entschieden hat.

Der Vers soll wohl Selbstreflektion ermöglichen: bin ich wirklich so gut, wie ich denke, wenn ich häufig Schwierigkeiten mit meinem Partner habe? So lange Gott uns nicht nachweislich von unseren ach so schlechten Partner befreit, so lange sollten wir jedenfalls die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass wir nicht ganz unschuldig sind. Und wenn wir wirklich keine Schuld tragen, wo wird Gott uns helfen. So wie er Noah und Lot half, aber auch der Frau des Pharao:

Und Allah hat als Gleichnis für diejenigen, die glauben, dasjenige von Fir´auns Frau geprägt. Als sie sagte: „Mein Herr, baue mir bei Dir ein Haus im (Paradies)garten, und errette mich von Fir´aun und seinem Werk, und errette mich von dem Volk der Ungerechten.“ (66/11)

وضرب الله مثلا للذين ءامنوا امرات فرعون اذ قالت رب ابن لى عندك بيتا فى الجنة ونجنى من فرعون وعمله ونجنى من القوم الظلمين

An ihrem Beispiel sehen wir sehr gut um welche Kategorien es geht:

Er (Fir´aun) sagte: „Ihr glaubt an ihn, bevor ich es euch erlaube? Er ist wahrlich euer Ältester, der euch die Zauberei gelehrt hat. So werde ich ganz gewiß eure Hände und eure Füße wechselseitig abhacken und euch ganz gewiß an Palmstämmen kreuzigen (lassen). Und ihr werdet ganz gewiß erfahren, wer von uns strenger im Strafen und beständiger ist.“ (20/71)

قال ءامنتم له قبل ان ءاذن لكم انه لكبيركم الذى علمكم السحر فلاقطعن ايديكم وارجلكم من خلف ولاصلبنكم فى جذوع النخل ولتعلمن اينا اشد عذابا وابقى

Ich denke, es ist ersichtlich, dass der Pharao also auch nicht nur ein paar Mal zu spät nach Hause gekommen ist oder den Müll nicht runtergetragen hat. Diese Kategorien sollte man beim Umgang mit dem Partner auf jeden Fall im Hinterkopf haben und die Lösung scheint mir bei vielen Problemen dann doch Verständnis und Kommunikation zu sein.

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