Jeder Mensch kennt sie, fast jeder hat sie und niemand möchte ein Opfer sein. Doch sie sind allgegenwärtig: Vorurteile. Man muss nur eine Kleinigkeit über eine andere Person hören und schon werfen wir das „Kopfkino“ an, öffnen eine Schublade und packen dann diese Person da hinein. Schlimmer noch: wir packen ganze Gruppen in diese Schubladen. So sind Nichtmuslime in den Augen vieler Feinde des Islam, andere halten Deutsche für grundsätzlich „rechts“ und wieder andere halten Muslime für Terroristen. Dies geschieht, ohne sich ein Bild der einzelnen Personen zu machen, auf Grund von Dingen, die wir denken, aber gar nicht wissen können.
Das vereinfacht natürlich den Blick auf die Welt, doch ist dies richtig? Das ist es sicherlich nicht. Im Gegenteil. Solches Verhalten schafft Konflikte in nicht unerheblichem Umfang. Volksverhetzung ist Tür und Tor geöffnet und wir wähnen uns dennoch im Recht.
Es ist aber auch verführerisch, andere Personen auf Grund dessen zu beurteilen, was wir hören oder sehen. Eine „Analyse“ ist so nicht notwendig, der erste Eindruck entscheidet. Das ist ihnen sicherlich auch schon oft so gegangen. Und zwar als Opfer. Sich können sich nämlich nicht erklären, wieso sie die Stelle nicht bekommen haben, obwohl ihre Leistungen gut waren, wieso sie von der Verkäuferin unfreundlich behandelt wurden. Sie wurden einfach nicht gemocht, weil sie vielleicht anders aussehen oder auch nur einen anderen Namen haben. Kürzlich erschien ein Artikel in der Zeitung, dass man es in Deutschland schwerer habe, einen Beruf zu finden, wenn man einen ausländisch klingenden Namen trägt. Deswegen wird bereits gefordert, dass Bewerbungen „anonym“ sein sollten.
Selbstverständlich ist es schwer, immer objektiv zu bleiben, oft gehen mit einem die Pferde durch und man denkt nicht mehr nach. Dennoch verlangt Gott im Koran von uns, dass wir genau dies tun. Das wir uns nicht blenden lassen, sondern die Dinge versuchen zu sehen, wie sie wirklich sind.
Sure 17 Vers 36: „Und geh nicht einer Sache nach, von der du kein Wissen hast! Gehör, Gesicht und Verstand, – für all das wird (dereinst) Rechenschaft verlangt.“ (Paret)
ولا تقف ما ليس لك به علم ان السمع والبصر والفواد كل اولئك كان عنه مسولا
Wissen ist das Stichwort. Wir sollen mit Wissen handeln. Dies erstreckt sich natürlich nicht nur auf die Aspekte direkten zwischenmenschlichen Lebens, sondern auf alles. So sollten wir auch wählen gehen und etwas über diejenigen wissen, die wir wählen, wir sollten uns mit allem befassen, was uns berührt, nichts sollte uns egal sein. Überspitzt kann man sagen, dass dieser Vers uns auffordert, uns zu mündigen Menschen zu entwickeln. Denn nur, wer weiß, was er tut handelt verantwortlich. Und dafür werden wir am jüngsten Tag zur Rechenschaft gezogen werden.
Also informieren und beteiligen sie sich und ziehen sie sich nicht in eine selbstverschuldete Unmündigkeit zurück, nur weil es so einfacher ist zu leben. Das Leben ist kein Scherz und kein purer Zeitvertreib.