Das Buch „Warum tötest Du Zaid?“ von Dr. Jürgen Todenhöfer gliedert sich in drei größere Teile: seine Reiseerlebnisse im Irak des Jahres 2007, ein Thesenanschlag für ein besseres Miteinander zwischen Orient und Okzidet, sowie einen Anhang, bestehend aus einer Sammlung verschiedener Bibel- und Koranzitate sowie einer Beschreibung der Lebensumstände der Hauptpersonen seiner früheren Bücher „Wer weint schon um Abdul und Tanaya? Die Irrtümer des Kreuzzugs gegen den Terror“ und „Andy und Marwa: Zwei Kinder und der Krieg“.
Die größte Kritik gleich vorneweg: das Buch ist schlicht zu kurz! Man möchte einfach mehr wissen über die Menschen, die Todenhöfer im Irak getroffen hat, möchte mehr hören von ihren Geschichten, ihren Sorgen, ihrem Leid.
Leid – das ist auch das, was diese Menschen am Besten kennen und was einen beim Lesen dieses wunderbaren Buches die Schamesröte ins Gesicht und Tränen in die Augen treibt. Zu wenig vorstellbar ist unserer freien Gesellschaft diese allgegenwärtige Angst beim Einkaufen von Scharfschützen erschossen zu werden, zu fern sind die Qualen, die in Gefängnissen von oft harmlosen irakischen Bürger ertragen werden müssen und dieses Buch bringt uns diese Ängste und Qualen ganz nahe an uns heran und man ist sprachlos ob dieser brutalen Dinge, die sich täglich unter der irakischen Bevölkerung auszuweiten scheinen. Der Autor schildert dies anhand der Darstellung von Erlebnissen verschiedener Personen, die er bei seiner Unternehmung traf, darunter auch ein Christ und ein Anhänger von al-Qaida. Es ist erstaunlich zu lesen, daß ein Christ den irakischen Widerstand gegen das „christliche“ Amerika unterstützt, es ist aber auch erschütternd, wenn man die Beweggründe eines al-Qaida-Anhängers zumindest teilweise noch nachvollziehen kann und feststellen muß, daß man an derselben Stelle auch nicht anders handeln könnte, als der irakische Widerstand – von dem wir in den Medien so wenig hören- es tut.
Das Buch ist eine Streitschrift für mehr Menschlichkeit, für Frieden und Gerechtigkeit! Jeder, der dieses Buch liest, wird sich verändert wiederfinden, mit einem schärferen Blick für die Leiden, die westliche Politiker im Irak zulassen oder gar selbst zu verantworten haben.
Was beim Lesen des Hauptteiles dem einen oder anderen klar bereits klar wurde, bringt Todenhöfer in seinem Nachwort auf den Punkt, wenn er in 10 Punkten zusammenrafft, was viele von uns nicht wissen bzw. nicht wissen wollen: wir sind nicht unschuldig; wir haben Fehler gemacht und wir müssen diese Fehler korrigieren – aber auch die Muslime müssen sich selbst reflektieren und entschlossen gegen Fanatismus in den eigenen Reihen vorgehen. (Da diese 10 Thesen frei einsehbar sind, möchte ich auf diese Verweisen und sie jedem, der den Frieden liebt an Herz legen: http://www.warumtoetestduzaid.de/de/mainmenu/10-thesen/alle-zehn-thesen.html#c285 . Sie tragen massiv zum Verstehen der sogenannten islamischen Welt bei!)
Den Abschluß bildet – wie oben bereits erwähnt – eine Sammlung verschiedenere Bibel- und Koranzitate, die mit einigen Anmerkungen versehen vor allem eines verdeutlichen: alle drei großen monotheistischen Religionen treten ein für Frieden und Gerechtigkeit – mögen wir uns doch auf diese elementaren Grundlehren besinnen und Abstand nehmen von Haß, Gewalt, Krieg und Terrorismus.
Todenhöfers Buch ist rundum gelungen, regt zum nachdenken an und hilft dank einem reichen Quellenverzeichnis, selbst auf die Suche nach der Wahrheit des „gerechten“ Krieges gegen den Terror zu gehen.