„Alter Text – neuer Kontext / Koranhermeneutik in der Türkei heute“ – Felix Körner

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Das BucCoverh stellt eine Zusammenstellung von Texten verschiedener türkischer Theologen dar, die man durchaus als Reformtheologen bezeichnen kann.

Diese sind :Ömer Özsoy, Mehmet Pacaci, Burhanettin Tatar (allesamt Vertreter der Ankaraner-Schule) und Nuri Özturk. Die Textauswahl, Übersetzung und Kommentierung besorgte Felix Körner, was gleichzeitig das einzige Manko der Sammlung ist, denn Körner kommt – neben durchaus informativen Anmerkungen an etlichen Stellen leider zu oberlehrerhaft daher, wobei seine Intention dabei eventuell auch daran liegt, daß er gleichzeitig Mitglied der Ankaraner Jesuitenkommuniät ist und entsprechend gerade bei Themen, die die Bibel betreffen besonders kritisch sein will. Es ist jedoch zweifelhaft ob es dem Leser nützt, wenn eine These seinerseits mit einer These widerlegt werden soll, denn einen Beweis haben beide Seiten nicht erbracht. Eventuell wäre der Verzicht auf einen Kommentar sinnvoller gewesen, wenn man stattdessen die Fußnoten der ausgewählten Texte in die Auswahl miteinbezogen hätte – dies geschah jedoch nur Stellenweise.

Das Buch ist jedoch nichtsdestotrotz ein wichtiges und informatives werk für alle, die sich mit alternativen Blickwinkeln im Bereich der islamischen Wissenschaften beschäftigen und erlaubt es, den Islam einmal aus einer gänzlich anderen, aber immer noch von Muslimen betriebenen Perspektive der Koranexegese zu sehen. Angenehm ist auch, daß der Kommentator sich nicht nur auf die Ankaraner-Schule versteift hat, sondern auch den in der Türkei sehr populären Theologen Öztürk zu Wort kommen läßt, wobei auch hie der Kommentar von Körner eher stört, denn man merkt ganz klar, daß Öztürks Thesen nicht in dem Maße untersucht wurden, wie die offenbar bei den anderen Autoren der Fall gewesen ist – dies merkt Körner auch an. Vielleicht erklärt sich daraus, daß Körners Kommentar an etlichen Stellen nicht zwingend ist und er teilweise auch nicht bereit schien, die Gedanken von Öztürk im einzelnen ganz nachzuvollziehen. Vieles bleibt da an der Oberfläche hängen und es wäre wünschenswert gewesen, wenn Körner eben durch diese Art der Herangehensweise weniger geschrieben hätte. Ein Beispiel soll dies illustrieren: Zu Beginn seines Kommentars schreibt Körner noch, daß Öztütk nicht zwingend sei und nur Menschen ansprechen würde, die schon derselben Meinung wie Öztürk seien. Am Ende seines Kommentars ist Körner jedoch überzeugt, daß Öztürk mit seinen „beachtlichen Argumenten“ sowohl Islamisten, als auch „Islamverächter“ erreichen könne.

Alles in allem also ein sehr interessantes und lehrreiches Buch – hoffentlich wird es noch weitere geben.

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