Archiv der Kategorie: Der Fiqh

Die Hadsch

Im folgenden eine kleine Darstellung der Regeln der Pilgerfahrt, wie sie im Koran beschrieben ist.

 

Pflicht:

Sure 2 Vers 196: „Führt die Wallfahrt (hadsch) und die Besuchsfahrt (`umra) (mit allen ihren Zeremonien) im Dienste Allahs durch! Und wenn ihr (durch feindlichen Widerstand an der Ausführung der Wallfahrtszeremonien) behindert seid, dann (bringt als Sühne für die Unterlassung) an Opfertieren (dar), was (für euch) erschwinglich ist! Und schert euch nicht den Kopf, bis die Opfertiere ihre Schlachtstätte (mahill) (im heiligen Gebiet von Mekka) erreicht haben! – Und wenn einer von euch krank ist, oder wenn es ihn (mit Jucken und Ungeziefer) am Kopf plagt (und er sich deshalb vorzeitig das Haar scheren läßt), hat er mit Fasten oder einem Almosen oder der Opferung eines Schlachttieres (nusuk) Ersatz zu leisten. Wenn ihr aber in Sicherheit seid (und die Wallfahrtszeremonien ausführen könnt, ohne mit feindlichem Widerstand rechnen zu müssen), und wenn (dann) einer die Gelegenheit benützt, außer der Wallfahrt (hadsch) eine Besuchsfahrt (`umra) zu machen (was eine Unterbrechung des Weihezustands zur Folge hat), so (hat er als Sühne für die Unterbrechung des Weihezustands) an Opfertieren (darzubringen), was (für ihn) erschwinglich ist. Und wenn einer keine Möglichkeit findet (Opfertiere darzubringen), hat er (dafür) drei Tage während der Wallfahrt und sieben nach eurer Rückkehr (von Mekka nach Medina) zu fasten. Das macht zusammen zehn Tage. Dies (gilt nur) für diejenigen, deren Angehörige nicht an der heiligen Kultstätte wohnhaft sind. Und fürchtet Allah! Ihr müßt wissen, daß Allah schwere Strafen verhängt.“ (Paret)

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Testament und Erbschaft

Der Koran gibt bezüglich Erbschaft und Testament konkrete Anweisungen. Diese wollen wir im Folgenden näher betrachten:

 

 

Männern und Frauen steht ein fester Anteil des Vermögens verstorbener Angehöriger zu

Sure 4 Vers 7: „Den Männern steht ein Teil von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten zu, und ebenfalls den Frauen steht ein Teil von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern und Verwandten zu. Sei es wenig oder viel. (Das gilt) als vorgeschriebener Anteil.“

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Strafjustiz und Gerechtigkeit (von Kerem A.)

Ich suche Zuflucht bei meinem Herrn vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Die Waage – Das Symbol der universellen Gerechtigkeit

Das Prinzip der Polarität in allen Formen, die Gott erschuf, ist der Lernprozess, zu dem sich jeder entweder zufügt oder sich dagegen abwehrt.


 

55:1-9 Der Gnädige ist der Lehrer des Korans. Er hat den Menschen erschaffen, lehrte ihn das Artikulieren. Die Sonne und der Mond folgen genauen Berechnungen. Die Pflanzen und die Bäume unterliegen Gottes Willen. Den Himmel erschuf Er hoch und stellte die Waage der Gerechtigkeit auf, damit ihr die Waage der Gerechtigkeit nicht überschreitet. Bei allem sollt ihr gerecht sein, genau auf Gewicht und Maß achten und nichts vermindern.

Die Waage ist das Messgerät, mit dem wir nicht nur unsere Abgaben und Annahmen, sondern auch unsere Gedanken und Taten wiegen. Wer die Waage nicht achtet, der hat sich selbst Unrecht getan. Die universelle Gerechtigkeit überdeckt alle Lebewesen mit dem Verdienten. Sie sieht in der Gottesschöpfung keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, Rassen, der Schönheit und den Reichtümern. Sie sind nur Werte, die entweder zu dieser oder zur anderen Schale der Waage gehören. Sie wiegt unsere Selbstachtung und Verachtung bei jedem Atemzug, den wir machen, ab. Die Wahrheit, die in uns Menschen existiert, kann aus diesem Grund nicht abgeleugnet werden. Denn das Ableugnen ist gleichzusetzen mit der Verachtung.

30:8-9 Denken sie denn nicht über sich selbst nach? Gott hat die Himmel und die Erde und was dazwischen ist gemäß der Wahrheit nur für eine bestimmte Frist geschaffen. Viele Menschen aber leugnen die Begegnung mit Gott im Jenseits. Sind sie nicht auf der Erde umher gegangen, um zu sehen, welches Ende den trotzigen Völkern vor ihnen beschieden war? Sie waren viel mächtiger als sie, haben die Erde gepflügt, ausgebeutet und bebaut und längere Zeit darauf gelebt als sie. Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit den klaren Beweiszeichen, die sie abschlugen. Gott wollte ihnen nicht unrecht tun, sondern sie haben sich selbst unrecht getan.

In der universellen Gerechtigkeit wiegt eine gute Tat zehnfach mehr als die schlechte:

6:160 Wer eine gute Tat vollbringt, erhält zehnfachen Lohn, und wer eine böse Tat begeht, erhält nur eine gleichwertige Strafe. Keinem wird Unrecht getan.

Jeder Mensch trägt seine eigene Last, die kein anderer tragen wird. Das ist die Verordnung unseres Allmächtigen, Gütigen Herrn.

6:161-165 Sprich: „Gott hat mich auf den geraden Weg geleitet, zur rechten Religion Abrahams, dem Monotheisten und der kein Heide war.“ Sprich: „Mein Gebet, mein Gottesdienst, mein Leben und mein Tod gelten Gott allein, dem Herrn der Welten. Ihm darf nichts beigesellt werden. Das hat Gott mir befohlen, und ich bin der Erste, der sich Ihm vollkommen hingibt.“ Sprich: „Sollte ich mir einen anderen Herrn als Gott suchen, Der doch der Herr über alles ist? Kein Mensch wird für die Taten anderer belangt, sondern nur für die, die er selbst begangen hat. Kein Mensch trägt die Schuld eines anderen. Ihr werdet nach dem Tod auferweckt und am Jüngsten Tag zu Gott geführt werden; und Er wird euch über eure Streitigkeiten aufklären und richten. Er ist es, Der euch zu den Nachfolgern von früheren Völkern auf der Erde (die ihr zu bebauen habt) bestimmt hat; und Er hat in Rangstufen einen über den anderen gestellt, um euch durch die von Ihm bescherten Gaben zu prüfen. Wahrlich Gott bestraft schnell. Er ist voller Vergebung und Barmherzigkeit.

 

Strafjustiz im Koran

Handabhacken

5:38 Schneidet dem Dieb und der Diebin die Hände ab; als Vergeltung für das, was sie begangen, und als abschreckende Strafe von Allah.

Wenn ein Dieb 1000 Euro von Ihnen stiehlt und der Staat ihn ins Gefängnis steckt, was haben Sie dann davon? Wenn der Dieb Kinder und Frau hat: Was ist ihre Schuld? Wieso sollten sie von ihm beraubt werden?

Der Koran löst dieses Problem genauso wie die Probleme, die mit der weit verbreiteten Strafjustiz der heutigen Welt verbunden sind. Das Gesetz sieht die Äquivalenz vor (2:178-179). Gemäß koranischer Strafjustiz muss der Dieb, der für Diebstahl verurteilt wurde, für Sie arbeiten, bis der Schaden (inkl. weiterer Schaden durch den Diebstahl) kompensiert wurde. Gleichzeitig sind die unschuldigen Kinder und die Frau des Diebes nicht von ihrem Mann beraubt und das teure Gefängnissystem wird aufgehoben. Die Gefängnisstrafe ist eine grausame und unmenschliche Strafe, welche keiner Partei dient.

Im Gegensatz zum allgemeinen Verständnis darf die Hand des Diebes nicht abgeschnitten werden. Dank Gottes Gnade haben wir nun mehrere Betrachtungsweisen. Der entsprechende Vers wird in 5:38 erwähnt. 5+38=43.

Die andere Stelle im Koran, wo auch „die Hand geschnitten wird“, ist in 12:31. Hier sehen wir die Frauen, die Josef dermaßen bewundert haben, dass sie ihre Hände „schnitten“. Es ist offensichtlich, dass sie ihre Hand nicht abgehackt haben; Niemand kann/will das. Als Denkanreiz sollte man sich folgendes überlegen: 12+31=43; Die gleiche Summe wie in 5:38. Dies könnte uns zur Deutung heranbringen, die Hand des Diebes zu kennzeichnen.

Nehmen wir diesen Vers doch einmal sprachlich näher unter die Lupe. Ist jetzt die klare Bedeutung, nämlich das physikalische Abschneiden der Hände (abhacken), die einzige Auslegung dieses Verses?

„Qataa“ kommt im Koran 19 Mal vor (2:27 – 3:127 – 6:45 – 7:72 – 8:7 – 9:121 – 10:27 – 11:81 – 13:4 – 15:65 – 15:66 – 13:25 – 22:15 – 27:32 – 29:29 – 56:33 – 59:5 – 69:46). Außerhalb von 5:38 ist die Bedeutung dieses Wortes auch „die Beziehung beenden“ oder „einen Schlussstrich ziehen“, also nicht-physikalische Vorgänge. Eine andere Form des besprochenen Wortes (Qattaa) kommt im Koran 17 Mal vor. Diese Form kann für physikalisches Abschneiden und wegwerfen (5:33 – 7:124 – 20:71 – 26:49 – 13:31) oder die Beziehung beenden (2:166 – 6:94 – 7:160 – 7:167 – 9:110 – 47:15 – 47:22 – 21:93 – 22:19 – 23:53) oder auch physikalisches Schneiden und Verletzen bzw. Zerkratzen heißen (12.31 – 12:50).

12:31 Die Frauen, (die Früchte mit Messer schälten,) schnitten sich die Hände als sie ihn (Yusuf) sahen vor Verwunderung seiner Schönheit und sprachen: „Gott schütze, das ist kein Mensch; das kann nur ein Engel sein.

Zweifellos haben sich hier die Frauen nicht die Hände „weggeschnitten“ sondern nur hineingeschnitten – sich verletzt. Unter Berücksichtigung all dieser Punkte haben wir jetzt drei verschiedene Bedeutungen von diesem einen Vers aus Sure 5:

  1. Das physikalische Abschneiden der Hände (wortwörtlich ‚abhacken‘) oder
  2. das Kennzeichnen/Verletzen der Hände (z. B. einen Kratzer einschneiden) oder
  3. den Vebrechern ihre Mittel (Ressourcen/Einnahmen) und ihre sozialen Kontakte entziehen.

Die Entscheidung, welche dieser Bedetungen akzeptiert wird, liegt beim Volk. Wahrlich, GOTT ist der Allwissende, Er weiß, was richtig ist. Möge Gott uns vergeben für unsere Sünden und möge ER uns vor falschen Deutungen schützen.

Ich möchte an dieser Stelle unter der Bedeutung des darauffolgenden Verses einladen, zu überdenken ob das Abschlagen der Hände die einzige von Gott gewollte Strafe für Diebstahl sein kann.

5:39 Wenn aber einer, nachdem er diese Ungerechtigkeit begangen hat, umkehrt und sich bessert, wendet Gott sich ihm gnädig wieder zu. Gott ist barmherzig und bereit zu vergeben.

Eine weitere Untersuchung von 5:38 lässt sich auf nur-koran.de finden. Siehe für eine weitere gültige Übersetzung und die Untersuchung von 5:38 auch Punkt 6 in Schlüssel zum Verständnis des Koran.

Nachtrag: 19 Verse nach 12:31 sehen wir das „Schneiden der Hand“ wieder. Dies wollen wir nicht als Beweis, sondern als interessante Beobachtung beschreiben. Die Strafe im Islam basiert auf Gleichwertigkeit und sozialem Druck (2:178, 5:38, 24:2).

Strafe für Unzüchtige/Todesstrafe

24:2 Geißelt die Ehebrecherin und den Ehebrecher mit je hundert Streichen (dschalda). Lasst euch nicht durch Mitleid davon abhalten, Gottes Gesetz auszuführen, wenn ihr an Gott und den Jüngsten Tag glaubt. Und der Strafvollzug soll von einer Gruppe aus Gläubigen bezeugt werden.

Die Blasphemien „Hadith & Sunna“ richteten die Todessteinigung ein, als eine Strafe für verheiratete Ehebrecher. Dies ist nicht das Gesetz Gottes. Wie in 24:2 erwähnt wird, besteht die Strafe für Ehebrecher aus öffentlichem Geißeln. Hundert symbolische Peitschen, die beim Bestraften keinesfalls nachträgliche Schäden anrichten dürfen. Wie oben bereits erwähnt, besteht die Basis der Bestrafung aus sozialem Druck und der Bestrafende soll eingeschüchtert werden. In der Öffentlichkeit (symbolisch) ausgepeitscht zu werden, erzielt diesen erwünschten Effekt.

Das Beschämen (psychologischer Wirkungseffekt), also die Öffentlichkeit als Zeuge der Bestrafung agieren zu lassen, ist ein Teil des islamischen Bestrafungssystems. Das Wort, welches mit „Peitsche“ übersetzt wird, ist ein Objekt, welches der Haut nur Schmerz (keine Verletzungen!) zufügen sollte. Diese Strafe ist also als eine symbolische Strafe zu verstehen, welches vor der Gesellschaft geschieht. Jene, die behaupten wollen, dass die Ehepaare zu Tode gesteinigt werden sollen, meinen, dieser Vers sei unklar. Die ersten zwei Verse der 24. Sure stellen eine Antwort für solche irregegangenen Menschen dar.

Damit diese sozi-psychologische Strafe, also das Beschämen, den gewünschten Effekt erwirkt, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

  1. Der/die Schuldige/r sollte Mitglied einer Gruppe sein.
  2. Die Gruppe sollte die gegebene Strafe beglaubigen.
  3. die Strafe sollte der Gruppe übergeben werden, und die Gruppe sollte den/die Schuldige/rn physisch, emotional und ökonomisch für eine Zeit meiden.
  4. Die zu bestrafende Person sollte Angst davor haben, dass die Gruppe die Beziehungen abbricht.
  5. Die zu bestrafende Person sollte im Stande sein (die Möglichkeiten besitzen), das Vertrauen der Gruppe wiederzuerlangen.

Dass für die Unzucht vier Zeugen verlangt werden, stellt eines der Gründe dar, dass der Allwissende Gott von uns will, die zeitgenössischen, technologischen Möglichkeiten zu gebrauchen. Bei einer Vergewaltigung kann man mit einem genetischen Test die Vergewaltiger identifizieren (und man kann auch mit diesem Test herausfinden, wem die Kinder gehören). Unsere genetische Beschaffenheit besteht aus Reihen von Kombinationen aus VIER Säuremolekülen; Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Diese Moleküle reihen verschiedene Kombinationen in der genetischen Kette eines jeden Menschen. So agieren diese VIER Moleküle unserer genetischen Beschaffenheit stets als unsere Identität tragende ZEUGEN. Der Koran will nicht, dass das Zeugnis NUR durch ein Augenzeugnis geschieht. Wir bezeugen die Existenz und Einheit Gottes ja auch nur mit unserem Wissen und unserem Verstand.

In der Sure Joseph, Verse 26-27, gilt der Zeuge nicht als Augenzeuge. Er sagt nicht „ich habe das Geschehen mit meinen Augen gesehen“. Die Beschuldigung gegenüber Joseph wird mit Menschenkenntnis, Experiment und logischem Denken bezeugt. In anderen Worten gilt sein Zeugnis als ein intellektuelles, auf Informationen basierendes Zeugnis.

4:15-16 Und wenn einige eurer Frauen eine Hurerei begehen, dann ruft vier von euch als Zeugen gegen sie auf; bezeugen sie es, dann schließt sie in die Häuser ein, bis der Tod sie ereilt oder Gott ihnen einen Ausweg gibt. Das Paar, welches Ehebruch begeht, soll bestraft werden. Wenn sie aber umkehren und sich bessern, dann lasset ab von ihnen; denn Gott ist Gnädig und Barmherzig.

Der Akt des Ehebruchs in vier verschiedenen Fällen mit vier verschiedenen Partnern stellt eine Gefahr für das soziale Wohlergehen der Gesellschaft dar. Eine promiske Gesellschaft wäre verurteilt, zu Grunde zu gehen. (Es gibt viele soziologische Gründe über die negativen Auswirkungen promisken Verhaltens – diese hier zu erörtern sprengte den Rahmen.) Deshalb wird die Gesellschaft geschützt, wenn solch eine Frau unter Quarantäne gestellt wird. Ein gutes Beispiel eines Ausweges, welches die unter Quarantäne gestellte Frau rettet, ist die Heirat – jemand kann sie heiraten, und so die Gesellschaft und sie schützen.

Öffentliche Bloßstellung der SünderInnen ist ein bedeutendes Abschreckungsmittel, wie wir es in 5:38 und 24:2 sehen. Die Bestrafung, die in 4:16 angedeutet wird, wird in 24:2 erklärt.

Der Koran rät definitiv von der Todesstrafe ab (2:179).

2:178-179 O ihr, die ihr glaubt! Es ist euch die Wiedervergeltung vorgeschrieben für die Getöteten: der Freie für den Freien, der Sklave für den Sklaven, das Weibliche für das Weibliche. Doch wenn jemandem von seinem Bruder etwas vergeben wird, so soll der Vollzug auf geziemende Art und die Leistung ihm gegenüber auf wohltätige Weise geschehen. Dies ist eine Erleichterung von eurem Herrn und eine Barmherzigkeit. Wer nun von jetzt an (die Gesetze) übertritt, dem wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein. Die von Gott geregelte Vergeltung sichert euch das Leben. Darüber habt ihr nachzudenken und euch der Frömmigkeit zu befleißigen.

Wegen menschlicher Grausamkeit und Ungerechtigkeit können sich viele Leute gar nicht vorstellen, was dieses koranische Gesetz meint. Sie lehnen es ab, die klaren Verfügungen, dass strenge Gleichwertigkeit ausgeübt werden muss, zu akzeptieren – tötet eine Frau einen Mann oder ein Mann eine Frau, oder tötet ein Sklave einen Freien oder ein Freier einen Sklaven, so kann die Todesstrafe nicht vollzogen werden.

Der Begriff „Qesas“ (Gerechte Strafe oder Vergeltung) stammt aus dem Wort „Qassa“, was teilen/mitteilen oder erzählen bedeutet. „Yaqtas“ heißt: Man nimmt sich sein Recht. Eigentlich ist in dieser Hinsicht zwischen dem islamischen und dem jüdischen Gesetz keine großen Unterschiede festzustellen. Doch jede Glaubensform hat ihre eigenen Gesetze (Bücher) und danach sollte gerichtet werden (vgl. 5:44-48). Leider beachten viele Menschen nicht, was am Ende jener Sätze betont wird: das Verzeihen oder Verzichten auf die Vergeltung. Denn durch ein Verzeihen wird ein besserer Gewinn bei unserem HERRN erzielt.

5:45 Wir hatten den Juden in der Tora vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr und Zahn um Zahn; und für Verwundungen gerechte Vergeltung. Wer aber darauf verzichtet, dem soll das eine Sühne sein; und wer nicht nach dem richtet, was Gott herabgesandt hat – das sind die Ungerechten.

Der Koran zieht es vor, dass der Mörder die Familie des Opfers entschädigt. Den Mörder umzubringen bringt weder das Opfer zurück noch nützt es der Familie des Opfers. Die Entschädigung aber muss ausreichend sein, um ein Abschreckungsmittel für andere darzustellen (sozialer Druck). Im Islam (Hingabe) sind/ist/ das Opfer und/oder die Familie des Opfers die Richter über die Kriminaltaten; Sie entscheiden, was die Strafe – unter Aufsicht von einer Person, die den Koran kennt – sein soll.

Die frommen Gottergebenen aber streben stets nach Friedfertigkeit und antworten sogar bei den ärgsten Beschuldigungen und Beleidigungen mit „Friede mit euch!“

25:63 Die Diener des Barmherzigen sind die, die bescheiden auf der Erde umhergehen, und wenn die unwissenden törichten Ungläubigen sie unbotmäßig ansprechen, sagen: „Friede sei mit euch!“

42:40 Eine böse Tat wird mit einer gleichen vergolten. Wer jedoch verzeiht und sich versöhnt, den wird Gott belohnen. Gott liebt nicht die Ungerechten.

42:43 Geduld zu fassen und dem Täter zu verzeihen, darum soll sich der Rechtschaffene bemühen.

Die Strafe für das Töten wird im Koran beschrieben:
4:92-93 Keinem Gläubigen steht es zu, einen anderen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen. Und wer einen Gläubigen aus Versehen tötet: dann soll er einen gläubigen Sklaven befreien und Blutgeld an seine Erben zahlen, es sei denn, sie erlassen es aus Mildtätigkeit. War er (der Getötete) aber von einem Volk, das euer Feind ist, und ist er (der Getötete) gläubig: dann soll er einen gläubigen Sklaven befreien; war er aber von einem Volk, mit dem ihr ein Bündnis habt: dann soll er Blutgeld an seine Erben zahlen und einen gläubigen Sklaven befreien. Wer (das) nicht kann: dann (soll er) zwei Monate hintereinander fasten – (dies ist) eine Vergebung von Gott. Und Gott ist Allwissend, Allweise. Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die Hölle, worin er auf ewig bleibt. Gott wird ihm zürnen und ihn von Sich weisen und ihm eine schwere Strafe bereiten.

17:33 Und tötet nicht das Leben, das Allah unverletzlich gemacht hat, es sei denn zu Recht. Und wer da ungerechterweise getötet wird – dessen Erben haben Wir gewiss Ermächtigung (zur Vergeltung) gegeben; doch soll er im Töten nicht maßlos sein; denn er findet (Unsere) Hilfe.


Kurz zur Steinigung: Viele der LeserInnen interessiert wohl die Frage, woher das Gesetz der Steinigung entstammt. Darauf gibt es eine einfache Antwort: Aus dem alten Testament und den Ahadith. Der Koran jedoch widerlegt die Steinigung gleich zweifach:

Steinigung wird im Koran nur im negativen Sinne gebraucht:

 

  • Die Ungläubigen bedrohen Noah mit der Steinigung (26:116)
  • Abrahams Vater droht Abraham mit der Steinigung (19:46)
  • Die Männer in der Höhle haben Angst, von den Ungläubigen gesteinigt zu werden (18:20)
  • Die drei Gesandten werden durch die Ungläubigen bedroht, gesteinigt zu werden (36:18)
  • Die Ungläubigen bedrohen Shu’aib mit Steinigung (11:91)

Die Hälfte der Todesstrafe:

4:25 … Und wenn sie, nachdem sie verheiratet sind, der Unzucht schuldig werden, dann sollen sie die Hälfte der Strafe erleiden, die für freie Frauen vorgeschrieben ist…

In diesem Vers wird für die Frauen, die in ihrem Leben eine Sklavenschaft hatten, die Hälfte der Strafe vorgeschrieben. Das bedeutet: 50 Hiebe. Die beste Frage an die Hadith-Verteidiger bzw. Traditionalisten lautet: Wie sieht die Hälfte der Todesstrafe aus?

Es sei nebenbei bemerkt, dass der orthodoxe Islam viele Praktiken aus der Bibel, die ihren Weg in Ahadith gefunden haben, entnommen hat. Sunniten können also als „aktiv praktizierende Christen/Juden“ bezeichnet werden. Praktiken im orthodoxen (M-)Islam, die im Koran nicht vorkommen:

  • Das Kopftuch ist aus der Bibel
  • die Todesstrafe ist aus der Bibel
  • die falsche Opferung von Abrahams Sohn wurde von der Bibel übernommen (aus Genesis)
  • viele Verbote bzgl. Nahrung kommen aus der Bibel
  • Die Beschneidung ist aus der Bibel
  • die Sklaverei ist aus der Bibel (für die Quellen im orthodoxen Islam, siehe: Al Muwatta von Imam Malik, der ein Kapitel über Sklaverei detailliert beschrieben hat, wie sie zu kaufen und zu verkaufen sind etc.)
  • die Vorurteile gegenüber Frauen in der Menstruation kommen ebenfalls aus der Bibel
  • Bilder/Bärte-Kommentare kommen aus der Bibel
  • das „Amen“ kommt aus der Bibel
  • Heilige Schriften an die Wand zu hängen kommt aus der Bibel…

Das sind nur einige Beispiele der Riesenunterschiede zwischen Koran und Bibel. Hier sei, wobei wir uns aber von der polemischen Form distanzieren, folgende Seite erwähnt, die Tatsachen enthält, die zum Nachdenken anregen sollten: My Journey From the Christianity of Ahlul Sunnah Wal Jamaah to the Islam of the Prophet (englisch)

Gepriesen sei der Herr aller Welten!

Quelle: http://alrahman.de/koran/strafjustiz-a-gerechtigkeit

Die Shahada

Die Shahada ist die erste Säule des orthodoxen Islam und lautet: „La ilaha il allah muhammad rasululah“ – „Es gibt keinen Gott außer Gott und Muhammad ist sein Gesandter“. Es ist bemerkenswert, dass ein solches Glaubensbekenntnis im Koran nicht existiert. In Sure 3 Vers 18 findet sich lediglich folgendes:

„Allah bezeugt, daß es keinen Gott gibt außer ihm. Desgleichen die Engel und diejenigen, die das Offenbarungswissen besitzen. Er sorgt für Gerechtigkeit (qaa’iman bil-qisti). Es gibt keinen Gott außer ihm. (Er ist) der Mächtige und Weise.“ (Paret)

Wie wir sehen ist dieses Glaubensbekenntnis nicht anderes, als die Anerkennung des Monotheismus und ist offenbar nicht an einen bestimmten Propheten oder Gesandten gebunden.

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Zakat im Koran

Definition:

Der Begriff Zakat bedeutet übersetzt Reinheit bzw. Reinigung. Diese Reinigung steht in direktem Zusammenhang mit dem Begriff Sadaqa (Spende). Dies ergibt sich aus dem Vers 103 der Sure 9:

„Nimm aus ihrem Vermögen eine Almosengabe (sadaqa), um sie damit rein zu machen und zu läutern (tutahhiruhum wa-tuzakkiehim bihaa), und sprich den Segen über sie (salli `alaihim)! Dein Segen (salaat) ist eine Beruhigung für sie. Allah hört und weiß (alles). -„ (Paret)

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Hijab im Koran?

Es gibt unzählige Artikel und Texte mit dem Titel „Hijab nach Koran und Sunna“. Tatsache ist aber, daß der Begriff Hijab (Kopftuch) im Koran gar nicht direkt mit Frauen in Verbindung gebracht wird. Es gibt sogar nur einen einzigen Vers, der überhaupt mit Hijab und bestimmten Frauen zu tun hat.


Sure 33 Vers 53: „Ihr Gläubigen! Betretet nicht die Häuser des Propheten, ohne daß man euch (wenn ihr) zu einem Essen (eingeladen seid) Erlaubnis erteilt (einzutreten), und ohne (schon vor der Zeit) zu warten, bis es so weit ist, daß man essen kann (ghaira naaziriena inaahu)! Tretet vielmehr (erst) ein, wenn ihr (herein) gerufen werdet! Und geht wieder eurer Wege, wenn ihr gegessen habt, ohne zum Zweck der Unterhaltung auf Geselligkeit aus zu sein (wa-laa musta’nisiena li-hadiethin) (und sitzen zu bleiben)! Damit fallt ihr dem Propheten (immer wieder) lästig. Er schämt sich aber vor euch (und sagt nichts). Doch Allah schämt sich nicht, (euch hiermit) die Wahrheit zu sagen. Und wenn ihr sie (die Gattinnen des Propheten) um (irgend) etwas bittet, das ihr benötigt (mataa`), dann tut das hinter einem Vorhang![hijab] Auf diese Weise bleibt euer Herz und ihr Herz eher rein. Und ihr dürft den Gesandten Allahs nicht belästigen und seine Gattinnen, wenn er (einmal) nicht mehr da ist, in alle Zukunft nicht heiraten. Das (zaalikum) würde bei Allah schwer wiegen.“ (Paret)

Es ist also klar ersichtlich, daß dieser Vers nichts mit einer – wie auch immer gearteten – Kopfbedeckung zu tun hat, und auch nicht auf alle Frauen angewandt werden kann, da es sich hier nur um die Frauen des Propheten handelt.

Es ist also festzuhalten, daß sich im Koran keine Vorschrift für ein Kopftuch finden läßt. Stattdessen werden die folgenden Kleidungsregeln festgehalten:

 

Sure 7 Vers 26:

„Ihr Kinder Adams! Wir haben Kleidung auf euch herabgesandt, daß sie eure Scham verberge, und Schmuck. Aber die Kleidung der Gottesfurcht, die ist besser (als die Kleidung, die nur äußerlich die Scham verhüllt). Das ist (eines) von den Zeichen Allahs. Vielleicht würden sie sich mahnen lassen.“ (Paret)

Dieser Vers ist allgemein auf den Menschen bezogen und erläutert, welchen Sinn Kleidung hat. Sie dient einerseits dazu die Schamteile zu bedecken, andererseits dient sie als Schmuck, um sich schön zu machen. Es ist angebracht zu erwähnen, daß die Schamteile verborgen werden sollen, d.h. enge Kleidung ist nicht statthaft, da sie diese Körperregionen nicht nur nicht verbirgt, sondern auch noch betont.

 

Sure 24 Vers 31:

„Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen (statt jemanden anzustarren, lieber) ihre Augen niederschlagen, und ihre Keuschheit bewahren, den Schmuck, den sie (am Körper) tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht (normalerweise) sichtbar ist, ihren Schal sich über den (vom Halsausschnitt nach vorne heruntergehenden) Schlitz (des Kleides) ziehen und den Schmuck, den sie (am Körper) tragen, niemandem offen zeigen, außer ihrem Mann, ihrem Vater, ihrem Schwiegervater, ihren Söhnen, ihren Stiefsöhnen, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und ihrer Schwestern, ihren Frauen, ihren Sklavinnen, den männlichen Bediensteten, die keinen Geschlechtstrieb (mehr) haben, und den Kindern, die noch nichts von weiblichen Geschlechtsteilen wissen. Und sie sollen nicht mit ihren Beinen aneinanderschlagen und damit auf den Schmuck aufmerksam machen, den sie (durch die Kleidung) verborgen (an ihnen) tragen. Und wendet euch allesamt (reumütig) wieder Allah zu, ihr Gläubigen Vielleicht wird es euch (dann) wohl ergehen.“ (Paret)

Diese Worte richten sich nun direkt an die Frauen. Sie sollen den Ausschnitt des Kleides bedecken, und ihren Schmuck (sina) verbergen. Dies ist jedoch weit zu fassen, da jede kulturelle Epoche andere Dinge an einer Frau reizvoll findet. Das absolute Minimum an Bekleidung (Schamteile) wurde bereits in Sure 7 Vers 26 erwähnt. Dies wird nun um das Bedecken des Ausschnittes und das Verbergen des Schmuckes erweitert. Alles weitere obliegt den Anforderungen der jeweiligen Gesellschaft, wie aus den Worten „soweit er [der Schmuck] nicht sichtbar ist“ hervorgeht. Es liegt schließlich auf der Hand, daß Menschen im Iran ein anderes Verständnis von Schmuck haben, als z.B. in Europa. Entsprechend differieren die Dinge, die normalerweise außer den Schamteilen sichtbar sind. Der Schmuck (sina) bezieht sich dabei auf alles, was eine Frau auffallend macht. Dies kann bereits gewöhnlicher Schmuck sein, aber auch Make-Up oder eine besondere Betonung der Dinge, die Männer anziehend finden. Desweiteren geht aus dem Vers hervor, daß man nicht auf den verborgenen Schmuck aufmerksam machen soll.

Der Begriff khimar, welcher hier mit Schal übersetzt wurde, hat schon oft zu Verwirrung geführt, da er zur Zeit der Herabsendung des Korans (laut den Kommentatoren) für eine Kopfbedeckung vewendet wurde, die die Frauen der damaligen Zeit wie einen Schal hinter sich herabhängen ließen. Die Brust wurde dabei fast völlig frei gezeigt. Daraus schloß man, daß man diese Kopfbedeckung ebenfalls tragen müsse, obwohl in dem Vers eindeutig nur davon die Rede ist, daß die Frauen mit dieser Kopfbedeckung ihre Brüste bedecken sollten.

Es ist zu erwähnen, daß der Vers es nur gestattet, den Schmuck den nächsten Verwandten, Freundinen, Sklavinnen und Männern ohne Geschlechtstrieb zu zeigen, wobei es hier der Frau überlassen wird, welchen Schmuck sie wem zeigen möchte. Es ist allerdings nicht die Rede davon den Ausschnitt oder gar die Schamteile zu zeigen!

 

Sure 33 Vers 59:

„Prophet! Sag deinen Gattinnen und Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen (wenn sie austreten) sich etwas von ihrem Gewand (über den Kopf) herunterziehen (yudniena `alaihinna min, dschalaabiebihinna). So ist es am ehesten gewährleistet, daß sie (als ehrbare Frauen) erkannt und daraufhin nicht belästigt werden (fa-laa yu’zaina). Allah aber ist barmherzig und bereit zu vergeben.“ (Paret)

Dieser Vers ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Bedeutung des Korans durch Hinzufügungen verfälscht werden kann, denn obwohl hier die Rede davon ist, das Gewand herunterzuziehen, hat sich in Form einer Klammer der Begriff „Kopf“ eingeschlichen. Dieser kommt in dem Vers jedoch gar nicht vor. Auch wird von manchen Übersetzeren mit „überziehen“ übersetzt, das „herunterziehen“ aber weggelassen, was dem Originaltext ebenfalls nicht entspricht. In Wahrheit steht in dem Vers nur, daß die Frauen etwas von ihrem Gewand über sich/an sich herunterziehen sollen. Es wird allerdings nicht erwähnt, wie weit das Gewand heruntergezogen werden muß oder an welchen Stellen, so daß man auch hier sagen kann, daß es den Anforderungen der Gesellschaft zu entsprechen hat, welche Länge der Bekleidung noch statthaft ist und welche nicht.

Manche Personen rechtfertigen mit diesem Vers eine komplette Verhüllung der Frau. Dies ist jedoch eine Annahme, die auf Überlieferungen basiert. Das Wort jalabib, welches hier von Paret als Gewand übersetzt wurde, kommt von der Wurzel jim-lam-ba-ba und bedeutet laut Wörterbuch: das Äußere abdeckende Gewand für Frauen, was den ganzen Körper umhüllt, weites Gewand für eine Frau, Domäne, Souveränität oder Regel.

Die Beschreibung „was den ganzen Körper umhüllt“ ist bereits eine Konkretisierung der Wurzel. Das was hinter der Wurzel steckt ist das Umhüllen. Der begriff definiert eben noch nicht, was alles umhüllt wird. Zudem: wenn man etwas von dem Gewand herunterziehen soll, so kann es von Natur aus und aus Gründen der Logik nicht bereits als komplett verhüllend angesehen werden. Zudem muß es zumindest den Ausschnitt freigelassen haben, da sonst Sure 24 Vers 31 sinnlos wäre: würde dieses Gewand bereits alles bedecken, so müßte man nicht den Schal über den Ausschnitt ziehen.

Laut Yusuf Ali handelt es sich bei diesem Gewand um Folgendes: ein Übergewand; ein langes Gewand, das den ganzen Körper bedeckt; ein Mantel, der Hals und Brust bedeckt. Der Kopf wird hier nicht erwähnt.

Dennoch kann man, wenn man mit der Brechstange vorgeht, hier irgendwie zu einer Art von Kopfbedeckung gelangen. Dies widerspricht allerdings der Anweisung zur Gebetswaschung :

Sure 5 Vers 6: „Ihr Gläubigen! Wenn ihr euch zum Gebet (salaat) aufstellt, dann wascht euch (vorher) das Gesicht und die Hände bis zu den Ellenbogen und streicht euch über den Kopf und (wascht euch) die Füße bis den Knöcheln! Und wenn ihr unrein seid, dann nehmt eine (entsprechende) Reinigung vor! Und wenn ihr krank seid (und deshalb nicht die regelrechte Waschung vornehmen könnt) oder (wenn ihr euch) auf einer Reise (befindet) oder (wenn) einer von euch vom Abort kommt oder (wenn) ihr mit Frauen in Berührung gekommen seid und kein Wasser findet (um die Waschung vorzunehmen), dann sucht reinen Sand und streicht euch (damit) über das Gesicht und die Hände! Allah will euch nichts auferlegen, was (euch) bedrückt. Vielmehr will er euch rein machen und seine Gnade an euch vollenden. Vielleicht würdet ihr dankbar sein. (Paret)

Die Waschung umfasst vier Teile des Körpers, die logischer Weise offen liegen sollten, wenn sie mit Wasser berührt werden müssen. Dies schränkt das Verständnis der Ganzkörperverhllung zumindest temporär ein. Betrachtet man sich nun noch den Kontext von Sure 33 Vers 59, so wird klar, daß es sich offenbar in der Tat um eine situationsgebundene  Bestimmung handelt, die zunächst ein Umfeld der Bedrohung voraussetzt1:

Sure 33 Verse 58-60: „Und diejenigen, die gläubigen Männern und Frauen Ungemach zufügen (indem sie sie) wegen etwas (in Verruf bringen), was sie (gar) nicht begangen haben, laden damit (das Vergehen von) Verleumdung und offenkundige Sünde auf sich. Prophet! Sag deinen Gattinnen und Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen (wenn sie austreten) sich etwas von ihrem Gewand (über den Kopf) herunterziehen (yudniena `alaihinna min, dschalaabiebihinna). So ist es am ehesten gewährleistet, daß sie (als ehrbare Frauen) erkannt und daraufhin nicht belästigt werden (fa-laa yu’zaina). Allah aber ist barmherzig und bereit zu vergeben. Wenn die Heuchler (munaafiquun) und diejenigen, die in ihrem Herzen eine Krankheit haben, und diejenigen, die in der Stadt (durch falsche Gerüchte) Unruhe stiften, (mit ihren Machenschaften) nicht aufhören, werden wir dich bestimmt veranlassen, gegen sie vorzugehen (la-nughriyannaka bihim), und sie werden dann nur (noch) kurze Zeit in ihr deine Nachbarn sein. “ (Paret)

Eine prinzipielle und eindeutige Ableitung einer Kopfbedeckung oder gar eines Kopftuches ist im Koran also nicht zu finden.

 

In Sure  24 Vers 31 wurden bereits Ausnahmen genannt, bei denen die Frau auf die komplette Einhaltung der Kleidungsbestimmungen verzichten kann. Sure 24 Vers 60 fügt noch eine weitere Ausnahme hinzu:

„Und für diejenigen Frauen, die alt geworden sind und nicht (mehr) darauf rechnen können, zu heiraten, ist es keine Sünde, wenn sie ihre Kleider ablegen, soweit sie sich (dabei) nicht mit Schmuck herausputzen. Es ist aber besser für sie, sie verzichten darauf (sich in dieser Hinsicht Freiheiten zu erlauben). Allah hört und weiß (alles).“ (Paret)

Alten Frauen, die auf Männer keinen Reiz mehr ausüben ist es gestattet, die Kleider abzulegen, soweit hiermit nicht kokketiert wird. Der hier benutze Begriff „Tabarrudsch“ bedeutet dabei soviel wie Exhibitionismus, es ist also mit dem Ablegen der Kleider kein vollständiges Entkleiden gemeint, sondern bezieht sich ganz offensichtlich auf den in Sure 24 Vers 31 genannten Schal, der den Ausschnitt bedeckt bzw. auf das Gewand, welches in Sure 33 Vers 59 heruntergezogen werden soll. Obwohl das Einhalten dieser beiden Bekleidungsregeln für alte Frauen keine Pflicht darstellt, wird ihnen angeraten, diese dennoch einzuhalten.

 


1Muhammad Asads Verständnis: Die spezielle, zeitgebundene Formulierung des obigen Ajas (wie sie in der Bezugnahme auf die Frauen und Töchter des Propheten deutlich wird) sowie die absichtliche Ungenauigkeit in der Aufforderung, dass Frauen „etwas von ihrem Übergewand über sich ziehen sollen“, wenn sie ausgehen, verdeutlicht, dass dieser Aja kein zeitloses Gebot (Hukm) im allgemeinen Sinne dieses Begriffes war, sondern eine moralische Richtlinie, die im Zusammenhang mit dem sich ständig verändernden zeitlichen und gesellschaftlichen Hintergrund beachtet werden soll. Diese Erkenntnis wird durch die abschließende Bezugnahme auf Allahs Vergebung und Barmherzigkeit gestützt.

 

Quellen und Weiterführendes:

Tafsir SKD Bavaria

„Der politische Harem“ von F. Mernissi

http://submission.org/dress.html

http://submission.org/women/hijab.html

http://openquran.de/?p=483

„Der verfälschte Islam“ von Y.N. Öztürk

http://misconceptions-about-islam.com/dress-code-women-veil.htm

Das Fasten im Koran

Über die Praktik des Fastens wird im Koran vergleichsweise wenig ausgesagt und nur wenige Verse geben die Regeln des Fastens wieder:

Sure 2 Verse 183-187:

„Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrieben, zu fasten, so wie es auch denjenigen, die vor euch lebten, vorgeschrieben worden ist. Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig sein. (Das Fasten ist) eine bestimmte Anzahl von Tagen (einzuhalten). Und wenn einer von euch krank ist oder sich auf einer Reise befindet (und deshalb nicht fasten kann, ist ihm) eine (entsprechende) Anzahl anderer Tage (zur Nachholung des Fastens auferlegt). Und diejenigen, die es (an sich) leisten können, sind (wenn sie es trotzdem versäumen) zu einer Ersatzleistung (fidya) verpflichtet, (nämlich) zur Speisung eines Armen. Und wenn einer freiwillig ein gutes Werk leistet, ist das besser für ihn. Und es ist besser für euch, ihr fastet, wenn (anders) ihr (richtig zu urteilen) wißt. (Fastenzeit ist) der Monat Ramadan, in dem der Koran (erstmals) als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist, und (die einzelnen Koranverse) als klare Beweise (baiyinaat) der Rechleitung und der Unterscheidung (? al-furqaan). Und wer von euch während des Monats anwesend ist, soll in ihm fasten. Und wenn einer krank ist oder sich auf einer Reise befindet (und deshalb nicht fasten kann, ist ihm) eine (entsprechende) Anzahl anderer Tage (zur Nachholung des Versäumten auferlegt). Allah will es euch leicht machen, nicht schwer. Macht darum (durch nachträgliches Fasten) die Zahl (der vorgeschriebenen Fastentage) voll und preist Allah dafür, daß er euch rechtgeleitet hat! Vielleicht werdet ihr dankbar sein. Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen: ‚ICH bin gewiss nahe, erhöre das Bittgebet des Bittenden, wenn er an Mich Bittgebete richtet; so sollen Sie Mir folgen und den Iman an Mich verinnerlichen, damit sie das Wahre treffen.‘ Es ist euch erlaubt, zur Fastenzeit bei Nacht mit euren Frauen Umgang zu pflegen. Sie sind für euch, und ihr für sie (wie) eine Bekleidung. Allah weiß (wohl), daß ihr (solange der Umgang mit Frauen während der Fastenzeit auch bei Nacht als verboten galt) euch (immer wieder) selber betrogen habt. Und nun hat er sich euch (gnädig) wieder zugewandt und euch verziehen. Von jetzt ab berührt sie (unbedenklich) und geht dem nach, was Allah euch (als Zugeständnis für die Nächte der Fastenzeit) bestimmt hat, und eßt und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt! Hierauf haltet das Fasten durch bis zur Nacht! Und berührt sie nicht, während ihr (zur Andacht) an den Kultstätten verweilt! Das sind die Gebote Allahs. Verstoßt nicht dagegen! So macht Allah den Menschen seine Verse klar. Vielleicht würden sie gottesfürchtig sein.“ (Paret)

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