Sollen Frauen geschlagen werden? (von Bruder Layth – Übersetzt von A.Heisig)

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In einigen Teilen des nahen Ostens und anderen Gebieten der islamischen Welt können Frauen von ihrem Ehemann oder anderen männlichen Verwandte für Kleinigkeiten geschlagen werden, wie z.B. dafür, daß das Essen zu spät gerichtet wurde. Unter etlichen Muslimen herrscht die gängige Meinung vor, daß es ihnen erlaubt sei, ihre Frauen zu schlagen und sie können sich sicher sein, daß die traditionellen Gelehrten hinter ihnen stehen.

Obwohl dies bizarr anmuten mag, so haben in der Tat islamische Gelehrte den Muslimen erzählt, Gott habe in seinem heiligen Buch angeordnet, daß Männer ihre Frauen schlagen dürften, wenn sie mit ihnen unzufrieden seien. Der Vers, den Muslime als Argument für diese Sichtweise anführen ist der folgende:

[Yusufali Translation]: Men are the protectors and maintainers of women, because Allah has given the one more (strength) than the other, and because they support them from their means. Therefore the righteous women are devoutly obedient, and guard in (the husband’s) absence what Allah would have them guard. As to those women on whose part ye fear „Nushooz“ disloyalty and ill-conduct , admonish them (first), (Next), refuse to share their beds, (And last) „Idribuhun“ beat them (lightly); but if they return to obedience, seek not against them Means (of annoyance): For Allah is Most High, great (above you all).“ (4:34)

Wenn Gott wirklich befehlen würde, daß „untreue“ Frauen zu schlagen seien, so hätten wir keine andere Wahl, als zu hören und zu gehorchen… Wie dem auch sei, es gibt mehrere Gründe, die einem ins Augen fallen, wenn man der gängigen Interpretation dieses Verses akzeptieren möchte. Dies ist der Inhalt dieses Artikels.

Die beste Methode um den Koran zu studieren ist es, ähnliche Worte und Verse zusammen zu betrachten (dieses Vorgehen nennt sich „Tartil“ und wird in 73/4 vom Allmächtigen gelehrt).

Es gibt zwei Schlüsselbegriffe, die relevant sind um dieses Thema korrekt zu verstehen:

  1. Nushuz (oben übersetzt als disloyalty & ill-conduct (Untreue und schlechtes Benehmen)
  2. Idribuhun (oben übersetzt als beat them (schlagt sie)

Der erste Begriff „Nushuz“ gibt uns Aufschluß darüber, um was es bei der ganzen Sache überhaupt geht… Geht es um eine Frau, die untreu ist oder sich schlecht benimmt (etwa eine Ehebrecherin oder Verführerin?). Oder wurde dieses Wort vielleicht falsch übersetzt auf Grund eines Rückfalles in soziale Ignoranz und männliche Dominanz?

Nushuz bedeutet: „aufstehen“/“sich erheben“

Dies kann man deutlich in Sure 58 Vers 11 erkennen, in dem die Menschen aufgefordert werden, sich von dem Platz auf dem sie sitzen zu „nushuz“.

[Yusufali Translation]: O ye who believe! When ye are told to make room in the assemblies, (spread out and) make room: (ample) room will Allah provide for you. And when ye are told „Inshuzoo“ *to rise up, rise up Allah will rise up, to (suitable) ranks (and degrees), those of you who believe and who have been granted (mystic) Knowledge. And Allah is well-acquainted with all ye do.“ (58:11)

*Bemerkenswert, daß der Übersetzer (Yusif Ali) in diesem vers koorekt übersetzt, während er in 4:34 von Untreue und schlechtem Benehmen spricht.

Der Fall, von dem wir hier sprechen hat also nichts zu tun mit Ehebruch oder irgendeinem anderen Vorkommen unmoralischen Verhaltens, sondern es geht eher um eine Frau, die gegen ihren Mann rebelliert (ihm nicht zuhört, ihn einfach so verläßt, ihn angreift und keinen Respekt entgegen bring, usw.)

Lassen Sie uns nun sehen, was der Koran als Maßnahme nennt, wenn der Mann „nushuz“ begeht und nicht die Frau:

[Yusufali Translation]: If a wife fears cruelty or „Nushooz“ **desertion on her husband’s part, there is no blame on them if they arrange an amicable settlement between themselves; and such settlement is best; even though men’s souls are swayed by greed. But if ye do good and practise self-restraint, Allah is well-acquainted with all that ye do.“ (4:128)

** Erneut sehen wir, daß sich der Übersetzer Yusuf Ali für die korrekte Übersetzung (dersertion – verlassen) entschieden hat, wenn es um den Mann geht.

Der Koran lehrt uns, daß im Falle des „nushuz“ des Mannes das Paar den Streit beilegen soll oder sich trennen soll, wenn der Mann sich wirklich rebellisch der Frau gegenüber gezeigt hat (nicht bei ihr sein will, ihre Anwesenheit nicht erträgt, usw.) Der Vers sagt nicht aus, daß die Frau den Mann schlagen solle bis er sich ihr unterwirft bzw. andere Männer dazu bringen solle, dies für sie zu erledigen. Stattdessen sollen sie reden und den Streit schlichten, denn dies ist eine Sache, die verlangt, daß die beiden sich in Respekt und Liebe wieder vertragen, oder voneinander trennen.

Kommen wir also nun zurück zu dem Vers, der die Frau betrifft und benutzen nun die korrekte Übersetzung:

„The men are to support the women by what God has gifted them over one another and for what they spend of their money. The upright women who are attentive, and keep private the personal matters for what God keeps watch over. As for those women from whom you fear a „Nushooz“ desertion, then you shall advise them, and abandon them in the bedchamber, and „Idribuhun“ Beat them?; if they obey you, then do not seek a way over them; God is High, Great.` (4:34)

Wenn wir die eigentliche Sachlage betrachten, so sehen wir, daß es um eine Frau geht, die ihren Mann nicht mehr erträgt und deswegen gegen ihn rebelliert. So, wie bei dem Beispiel mit dem Mann, der rebelliert, geht es auch hier darum, die Lage zu entspannen und eine harmonische Beziehung wiederherzustellen. Die Frau dafür zu schlagen, daß sie den Mann nicht erträgt und so gegen ihn rebelliert ist keine Maßnahme, die der Sache dienen würde. Die Frau würde ihren Mann nur noch mehr hassen.

Da wir den Ursprung des Problems nun besser verstanden haben, wenden wir uns dem zweiten Begriff („idribuhun“) zu, den wir im Lichte der übirgens Verse des Koran betrachten wollen.

„Have you not seen how God puts forth (Daraba) the example of a good word is like a good tree, whose root is firm and its branches in the sky.“ (The Message 14:24)

„For the poor who face hardship in the cause of God, they cannot go forth (Darban) in the land; the ignorant ones think they are rich from their modesty; you know them by their features, they do not ask the people repeatedly. And what you spend out of goodness, God is fully aware of it.“ (2:273)

Daraba bedeutet in seiner ursprünglichen Form „to put forth“ (hervorbringen/treiben)

Der einzige Grund, weswegen dieses Wort manchmal treffen/schlagen bedeutet ist der, daß man dabei seine Hand hervorbringt, wenn man jemanden schlägt (8:12, 8:50, 47:24).

„And if you could only see as the Angels take those who have rejected, they „Yadriboon“ strike their faces and their backs: `Taste the punishment of the blazing Fire!`“ (8:50)

Betrachten wir nun wieder 4:34, so sehen wir anhand des Kontextes (Ablehnung der Frau gegenüber ihres Ehemannes), daß einzig  die ursprünglich Bedeutung des Wortes „darab“, nämlich „hervorbringen“ Sinn ergibt.

„The men are to support the women by what God has gifted them over one another and for what they spend of their money. The upright women who are attentive, and keep private the personal matters for what God keeps watch over. As for those women from whom you fear a desertion, then you shall 1) advise them, and 2) abandon them in the bedchamber, and 3) „Idribuhun“ let them go forth (weggehen); if they obey you, then do not seek a way over them; God is High, Great.“ (4:34)

So vorzugehen, daß man die „beste“ Interpretation anstrebt ist in sich logisch und – was noch wichtiger ist – entspricht dem, was der Koran uns lehrt:

„The ones who listen to what is being said, and then follow the BEST of it. These are the ones whom God has guided, and these are the ones who possess intelligence.“ (39:18)

Wir haben nun eine umfassende Liste mit Maßnahmen, die der Mann ergreifen kann, falls seine Frau ihn verlassen will, weil sie es mit ihm nicht länger aushält.

  1. Reden. Der einfachste und beste Weg Probleme zu bereinigen.
  2. Das Bett nicht mehr miteinander teilen. Dies ist der zweite Ansatz, den der Mann verfolgen soll, falls beide ihr Problem nicht bewältigen können. Der Mangel an intimem Kontaklt kann vielleicht dazu führen, daß sich die Frau eher beruhigt, während das Gegenteil die Situation eher noch anheizen könnte.
  3. Sich voneinander trennen. Der dritte und letzte Ratschlag ist eine Phase der „Abkühlung“ die helfen soll, mit sich und der Situation konstruktiv umzugehen, ohne daß man den Partner ständig bei sich haben muß.

Die innere Logik der oben genannten Schritte steht im klaren Kontrast zu der Annahme, die Frau sei zu schlagen und widerlegt diese ausführlich.

Der folgende vers wendet sich an die, die die schlechten Angewohnheiten ihrer Vorväter übernehmen wollen:

„And if they commit evil acts, they Say: `We found our fathers doing such, and God ordered us to it.` Say: `God does not order evil! Do you say about God what you do not know?` Say: `My Lord orders justice, and that you be devoted at every temple, and that you call on Him, while being faithful to Him in the system; as He initiated you, so you will return.` A group He has guided and a group have deserved misguidance; that is because they have taken the devils as allies besides God; and they think they are guided!“ (7:28-30)

 


Fragen/Probleme

 

Im Folgenden einige Fragen und Argumente, die aufgeworfen wurden um das Verständnis des „schlages“ in Sure 4 Vers 34 zu belegen:

Das arabische Wort für „trennt Euch von ihnen“ lautet „idribuanhun“ und nicht „idribuhun“, wie in 4:34 bbenutzt. Daher ist „schlagen“ die korrekte Bedeutung.

Menschen, die derlei linguistische Hürden hervorbringen ignorieren, daß Gott dasselbe Wort „darab“ in Sure 14 Vers 24 ohne Präfix verwendet:

„Have you not seen how God puts forth (Daraba) the example of a good word is like a good tree, whose root is firm and its branches in the sky.“ (The Message 14:24)

Würden sie auf Grund desselben linguistischen Argumentes behaupten, daß Gott seine Beispiel „schlägt“? Oder würden sie akzeptieren, daß das Wort ohne Präfix „hervorbringen“ bedeutet?

 

Der Begriff „idrib“ bedeutet in Bezug auf ein lebendiges Objekt „schlagen“ und  kann ansonsten etwas anderes bedeuten, wenn es in bezug auf ein nicht lebendiges Objekt benutzt wird.

Dies ist ein Argument welches hauptsächlich von Gruppen hervorgebracht wird, die vorgefaßte Meinungen haben und glauben wollen, daß der Islam ein geistloses und barbarisches System sei. Dieses Argument hält weder der Linguistik noch der arabischen Grammatik stand. Fakt ist, daß das Wort „idrib“, wie es uns in Sure 24 vers 31 begegnet dieses Argument entkräftet, denn ganz offensichtlich sollen die Frauen wohl kaum ihre Brust mit ihrem Schal schlagen, sondern ihren Schal hervorbringen um die Brust zu bedecken:

„And tell the believing women to lower their gaze and keep covered their private parts, and that they should not reveal their beauty except what is apparent, and let them put-forth (YaDribna) their shawls over their cleavage…“ (24:31)



Da der Artikel stark auf die englische Koranübersetzung von Yusuf Ali bezogen ist, wurden die Koranzitate nicht ins Deutsche übersetzt, da sonst die Kritik nicht nachvollziehbar wäre.

Quelle: http://www.free-minds.org/beating

 

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