„Womit habe ich das verdient?“ – Wer hat sich diese Frage noch nicht gestellt? Selbst areligiöse Menschen wenden sich mit dieser Floskel unbewusst an den Schöpfer, wenn sie kurz vor der Verzweiflung über ihr als ungerecht empfundenes Schicksal sind. Eine befriedigende Antwort hierzu findet sich hierzu nur in der Religion, denn diese gibt Auskunft darüber, was Gott will.
Doch was will Gott eigentlich von uns? Normalerweise sagt man, dass er will, dass wir gute Menschen sind. Dies ist zweifelsohne richtig, ist der Mensch doch sein Stellvertreter auf Erden. Doch mit der Umsetzung hapert es oftmals und unser „Gutsein“ erschöpft sich in regelmäßigen Spenden, die wir an Bedürftige abgeben. Mehr ist ja auch nicht drin in unserer heutigen Zeit und religiöse Vorbilder erscheinen uns ungreifbar fern. Wer kann denn so wie Jesus durch das Land ziehen und Menschen heilen? Wer kann so wie Muhammad eine ganze Gesellschaft umformen? Richtig: die wenigsten können das.
Doch ist es das, was Gott von uns will? Dass wir dasselbe erreichen wie die Propheten, oder vielleicht etwas kleiner: dasselbe wie andere vorbildliche Menschen, die ihr Leben einsetzen um anderen zu helfen? Das will Gott nicht. Gott kennt das Sichtbare und das Verborgene, er kennt uns besser, als wir uns selbst kennen und er blickt in unsere Herzen. Deswegen weiß er auch, zu was wir in der Lage sind und zu was nicht und daher verlangt er von uns auch nichts, was wir nicht zu leisten im Stande sind.
Sure 2 Vers 286: „Gott verlangt von niemandem mehr, als er (zu leisten) vermag. Jedem kommt (dereinst) zugute, was er (im Erdenleben an guten Taten) begangen hat, und (jedem kommt) auf sein Schuldkonto, was er sich (an bösen Taten) geleistet hat. Herr! Belange uns nicht, wenn wir vergeßlich waren oder uns versehen haben! Herr! Lad uns nicht eine drückende Verpflichtung auf, wie du sie denen aufgeladen hast, die vor uns lebten! Herr! Belaste uns nicht mit etwas, wozu wir keine Kraft haben! Verzeih uns, vergib uns und erbarm dich unser! Du bist unser Schutzherr. Hilf uns gegen das Volk der Ungläubigen!“ (Paret)
لا يكلف الله نفسا الا وسعها لها ما كسبت وعليها ما اكتسبت ربنا لا تواخذنا ان نسينا او اخطانا ربنا ولا تحمل علينا اصرا كما حملته على الذين من قبلنا ربنا ولا تحملنا ما لا طاقة لنا به واعف عنا واغفر لنا وارحمنا انت مولىنا فانصرنا على القوم الكفرين
Und genau dies ist unsere Aufgabe! Wir sollen Leisten, was wir können! Dazu ist es unvermeidlich, dass wir ehrlich zu uns selbst sind und uns fragen, ob wir wirklich so hilflos sind, wie wir uns vielleicht selbst einreden wollen. Der Mensch ist schwach erschaffen worden und befindet sich in stetigem Kampf mit seinem Ego.
Sind sie also sicher, dass sie nicht in der Lage sind, einem Obdachlosen einen Unterschlupf zu gewähren, oder wollen sie einfach nicht? Vielleicht haben sie Angst vor dem Fremden – das wäre zu verstehen, aber vielleicht können sie einem Bettler etwas Essen geben oder Trinken? Eine warme Suppe in der kalten Jahreszeit, einen Kaffee. Das kostet nicht viel und kann schon viel helfen. Vielleicht haben sie auch alte Decken oder gar Schlafsäcke, die sie gar nicht benötigen. Auch damit können sie Leiden lindern. Es ist so einfach und es ist so nah. Können sie das wirklich nicht?
Denken sie immer daran: Gott wird sie nicht fragen, wieso sie nicht Muhammad oder Jesus waren, er wird sie fragen, wieso sie nicht sie selbst gewesen sind!
Zur Einstimmung eine Dokumentation über das Leben von Obdachlosen:
Sure 2 Vers 215: „Man fragt dich, was man spenden soll. Sag: Wenn ihr etwas Gutes spendet, soll es den Eltern, den nächsten Verwandten, den Waisen, den Armen und dem, der unterwegs ist, zukommen. Und was ihr an Gutem tut, darüber weiß Gott Bescheid.“ (Paret)
يسلونك ماذا ينفقون قل ما انفقتم من خير فللولدين والاقربين واليتمى والمسكين وابن السبيل وما تفعلوا من خير فان الله به عليم