Das Buch „Jesus Ermittlung zwischen Bibel und Koran – Das gemeinsame Evangelium“ von Hasan Marwan geht neue Wege. Bekannt sind die muslimischen Thesen, die Bibel sei verfälscht und der Koran sei das Korrektiv, doch der Autor zeigt, es geht auch anders, wenngleich seine Theorien gerade Christen nicht unbedingt besser gefallen dürften, denn er liest die Evangelien neu und unter anderen Vorzeichen: er setzt sie in Relation zueinander und betrachtet sie nicht als Tatsachenberichte, sondern als Berichte von Menschen, die sich irren können.
Auf diesem Wege zeigt er eine ungeahnte Nähe zwischen Judentum, Christentum und Islam, wie man es bislang in Publikationen nie finden konnte. Stets war man geprägt von angeblich notwendigen Unterschieden, die der Autor so nicht sehen will und kann. Der Text hat somit das Potential einen neun Weg des Dialogs einzuleiten, wenngleich seine Theorien sicherlich gerade von christlicher Seite nicht unreflektiert übernommen werden dürften, doch auch mit gängigen islamischen Interpretationen geht er ins Gericht. Möglicherweise ist genau dieser Weg des Kompromisses, der, der eine neue Sichtweise auf die drei großen monotheistischen Religionen werfen kann, um den „Lagerkampf“ der Konfessionen aufzuweichen.
Das Buch ist flüssig geschrieben und leicht lesbar, wenngleich zahlreiche grammatikalische Fehler das Lesevergnügen trüben können, doch da der Autor diese konsequent beibehält gewöhnt man sich recht schnell an manch ungelenke Formulierung. Es ist zu hoffen, daß in weiteren Auflagen diesem Manko zu Leibe gerückt wird.
Eine tiefer Analyse der vorgestellten Thesen soll an dieser Stelle ausbleiben, da der Ansatz zu neu ist, als daß man dem Leser diese Arbeit der Refelektion ersparen möchte.