Der Koran, die letzte Offenbarung Gottes an die Menschheit, gilt als die erste Quelle des Islam. Hadith und Sunna, die als sekundäre Quelle gelten, müssen durch den Koran bestätigt werden. Der Koran stammt von Gott, während Hadith und Sunna, selbst wenn sie auf den Propheten zurück gehen, das Werk von Menschen sind.
1. Grundsatz
„Bei dem Buch, das die Dinge klar macht„1 (Koran 44:2)
2. Grundsatz
„Sprich: „Soll ich denn einen anderen Richter suchen als Gott – wenn Er es ist, der euch das Buch gesandt hat, im Detail erklärt?.““2 (Koran 6:114)
3. Grundsatz
„Gott hat die schönste Botschaft in Form eines Buches offenbart, in sich selbst stimmig und sich auf verschiedene Arten wiederholend.“3 (Koran 39:23)
4. Grundsatz
„Und verfolge nicht das, wovon du keine Kenntnis hast; für jeden Akt des Hörens, des Sehens oder Denkens wird man gefragt werden“4 (Koran 17:36)
5. Grundsatz
„Betrachten Sie den Koran nicht mit Sorgfalt? Wäre er von einem anderen als Gott, würden sie sicherlich darin viele Widersprüche gefunden haben“5 (Koran 4:82)
6. Grundsatz
„Hochgelobt sei der, der herab gesandt die Kriterien zu Seinem Diener, daß es eine Mahnung an alle Geschöpfe sei“6(Koran 25:1)
Bilden wir diese sechs Grundsätze nun zu einfachen Formeln um:
- Der Koran macht Dinge klar bzw. klärt Dinge
- Der Koran ist im Detail erklärt
- Der Koran ist in sich stimmig und daher benutzt er die entsprechende Terminologie für die gleichen Konzepte
- Alles, was als „Wissen“ akzeptiert wird, muss entweder zu sehen, zu hören oder begründbar sein
- Wenn etwas von Gott ist, wird es widerspruchslos sein. Wenn es von den Menschen ist, enthält es viele Widersprüche.
- Der Koran nennt sich auch Al-Furqan oder das Kriterium, dass bedeutet, dass diese Selbstbeschreibung der Ausgangspunkt für alle weiteren Schlussfolgerungen sein muss
Diese Grundsätze mögen kurz sein, doch sie werden feststellen, dass sie im Koran durchgehend aufgezeigt werden. Hadith und Sunna müssen innerhalb ihrer eigenen Kriterien zu Grunde gehen, wenn man den Islam akzeptiert.
Sehen sie sich bitte den folgenden Vers an:
„Ihr Gläubigen Eure Sklaven und diejenigen von euch, die noch nicht den Zustand der Pubertät erreicht haben, sollen zu drei Tageszeiten um Erlaubnis fragen (wenn sie zu euch hereinkommen wollen): vor dem Frühgebet, wenn ihr um die Mittagszeit eure Kleider ablegt, und nach dem Gebet am späten Abend. (Das sind) drei (Zeiten, in denen) Geschlechtsteile von euch (zu sehen sein können). Außerhalb von ihnen ist es weder für euch noch für sie eine Sünde, wenn ihr (uneingeschränkt) untereinander umhergeht. So macht Allah euch die Verse klar. Er weiß Bescheid und ist weise.“7 (Koran 24:58)
Er ist sehr klar und detailliert. Selbst eine Zahl (drei) wird angegeben. Dies zeigt, wie genau der Koran ist.
Betrachten wir einen weiteren Vers:
„Ihr Gläubigen! Wenn ihr auf eine bestimmte Frist ein Schuldverhältnis eingeht, dann schreibt es auf! Und ein Schreiber soll (es) in eurem Beisein aufschreiben, so wie es recht und billig ist. Und kein Schreiber soll sich weigern zu schreiben, so wie Gott es ihn gelehrt hat. Er soll schreiben. Und der Schuldner soll diktieren und Allah, seinen Herrn, fürchten und nichts davon abzwacken. Und wenn der Schuldner schwachsinnig (safieh) oder minderjährig ist oder (aus irgend welchen Gründen) nicht selber zu diktieren vermag, soll sein Anwalt (walie) diktieren, so wie es recht und billig ist (bil-`adli). Und nehmt zwei Zeugen unter euren Männern! Wenn es nicht zwei Männer sein können, dann sollen es ein Mann und zwei Frauen sein, solche, die euch als Zeugen genehm sind, – (zwei Frauen) damit (für den Fall), daß die eine von ihnen sich irrt, die eine (die sich nicht irrt) die andere (die sich irrt, an den wahren Sachverhalt) erinnere. Und die Zeugen sollen sich nicht weigern (als solche aufzutreten), wenn sie (dazu) aufgefordert werden. Und laßt es euch nicht verdrießen, es aufzuschreiben, (die Summe sei) klein oder groß, (damit es) bis zu seiner Frist (festgelegt sei)! Auf diese Weise ist, so dünkt es Gott, am besten dafür gesorgt, daß ihr gerecht handelt und richtig Zeugnis abgebt, und (so ist) am ehesten (gewährleistet), daß ihr (später über die Zeugenaussagen) nicht Zweifel hegt. Anders ist es, wenn es sich um eine augenblicklich greifbare, unter euch zirkulierende Ware handelt. Dann ist es für euch keine Sünde, wenn ihr sie nicht aufschreibt. Aber nehmt, wenn ihr ein Kaufgeschäft abschließt, (wenigstens) Zeugen! Und kein Schreiber oder Zeuge soll (bei alledem) schikaniert werden. Wenn ihr es (dennoch) tut, verübt ihr Frevel. Und fürchtet Allah! Allah lehrt euch (was ihr tun sollt) und weiß über alles Bescheid.“7 (Koran 2:282)
Wir können dem Koran also kaum vorwerfen, nicht klar, detailliert und in sich stimmig zu sein, weil wir unsere eigenen Vorstellungen in ihm nicht finden können.
Wenden wir nun also unsere gefundenen Grundsätze auf Hadith und Sunna an:
1. Grundsatz: Der Koran macht Dinge klar bzw. klärt Dinge
Die Anhänger von Hadith und Sunna mussten Verse aus dem Kontext reißen oder diese nur halb berücksichtigen, um uns glauben zu machen, Hadith und Sunna würden zum Islam gehören. Einige dieser Verse sind:
- „folge Gott und folge dem Gesandten“ (obwohl der Koran die Gesandten eindeutig nur zur Eingebung bestimmt hat)
- „im Gesandten findet ihr ein schönes Beispiel“ (obwohl der Koran ihm eindeutig befiehlt, dem Beispiel Ibrahims zu folgen, welches im Koran zu finden ist)
- „was immer der Gesandte gibt, das nehmt an…“ (dies ist ein halber Vers; liest man den Rest, so stellt man fest, dass es sich hier um Kriegsbeute handelt und nicht um Hadith und Sunna)
Es existiert nicht ein Koranvers, der sich auf etwas, was uns als Hadith und Sunna von Muhammad bekannt ist, beziehen würde.
2. Grundsatz: Der Koran ist im Detail erklärt
Die Anhänger von Hadith und Sunna behaupten, dass darin die Einzelheiten islamischer Lebensweise beschrieben würden. Wir können erkennen, dass dies schlicht nicht stimmt. Wie wir aus Sure 24 Vers 58 ableiten können ist der Koran dann detailliert, wenn Gott uns relevante Details mitteilen will. Er ist nur für diejenigen nicht genau genug, die sich einen künstlichen Standard dessen, was „detailliert“ ist wünschen.
Obwohl der Koran so detailliert ist, können wir in ihm nichts über ein Klassifikationssystem bezüglich Hadith und Sunna finden. Die Ahadith basieren auf einem Klassifikationssystem, welches uns sagen soll, welcher Hadith vertrauenswürdig ist und welcher nicht. Doch solch ein System wird im Koran nirgends erwähnt. Stattdessen wurde es von sunnitischen Gelehrten entwickelt, so dass es auch nicht verwundert, dass es unterschiedliche Standards zur Beurteilung gibt. Gelehrtenmeinungen sind eben immer relativ.
3. Grundsatz: Der Koran ist in sich stimmig und daher benutzt er die entsprechende Terminologie für die gleichen Konzepte
Der Koran benutzt die Begriffe „Hadith“ und „Sunna“. Beispielsweise:
- „Dies sind die Verse Gottes. Wir verlesen sie dir der Wahrheit entsprechend. An was für eine (weitere) Verkündigung [Hadith] wollen sie denn glauben, nachdem Gott und seine Verse (unmittelbar zu ihnen) gesprochen haben?“8 (Koran 45:6)
- „Haben sie denn keine Betrachtungen über die Herrschaft (Gottes) über Himmel und Erde angestellt, und (darüber) was alles Gott geschaffen hat, und (haben sie nicht bedacht) daß ihre Frist vielleicht schon nahegekommen ist? An was für eine weitere Verkündigung [Hadith] wollen sie denn glauben (nachdem sie diese koranische Offenbarung abgelehnt haben)?“8 (Koran 7:185)
- „An was für eine weitere Verkündigung [Hadith] wollen sie denn glauben (nachdem sie diese koranische Offenbarung abgelehnt haben)?“8 (Koran 77:50)
- „Gott hat die beste Verkündigung [Hadith] (die man sich überhaupt denken kann, als Offenbarung) herabgesandt, (…)“8 (Koran 39:23)
Wie wir sehen, benutzt der Koran – obwohl in sich stimmig – an keiner Stelle die Begriffe „Hadith“ oder „Sunna“ in Bezug auf Muhammad. Dies ist eine spätere Erfindung sunnitischer Gelehrter, die sogar Widerspruch gegen diese Neuerung erhielten.
4. Grundsatz: Alles, was als „Wissen“ akzeptiert wird, muss entweder zu sehen, zu hören oder begründbar sein
Hadith und Sunna verstoßen naturgemäß gegen diesen 4. Grundsatz. Die sunnitischen Hadithsammlungen erhielten erst 200 Jahre nach dem Propheten ihre heutige Gestalt. Die Sammler der Ahadith hatten keine Möglichkeit zu kontrollieren, ob ein Hadith wirklich von dem genannten Erzähler stammt oder nicht. Stattdessen verließen sie sich auf mündliche oder schriftliche Berichte. Von Vernunft wurde dabei wenig oder gar kein Gebrauch gemacht. Manche Ahadith offenbaren eine massive Ignoranz gegenüber der Vernunft oder stehen in eklatantem Widerspruch zum Koran. Desweiteren erfuhren Hadithsammlungen so viele Klassifikationen durch so viele unterschiedliche Gelehrte, dass es unmöglich wird auch nur einen Hadith zu akzeptieren. Selbst Sahih al-Bukhari, das von Sunniten nach dem Koran als das zweit korrekteste bezeichnete Buch erfuhr bei einigen Ahadith Neuklassifizierungen.
5. Grundsatz: Wenn etwas von Gott ist, wird es widerspruchslos sein. Wenn es von der Menschen ist, enthält es viele Widersprüche.
Die eklatantesten Widersprüche zwischen dem Koran und der Praxis von Hadith und Sunna sind unter anderen:
- Steinigung
- Bestrafung von Apostaten
- das Tragen von Schleiern durch Frauen
- die Einführung von verbotenem Essen (obwohl der Koran deutlich macht, dass er alleine die Autorität über Erlaubtes und Verbotenes zu entscheiden, besitzt)
Aber Hadith und Sunna widersprechen nicht nur dem Koran, sondern auch sich selbst. Dies zeigt sich an den drei verschiedenen Versionen der Abschiedspredigt des Propheten, die von 10 000 Menschen bezeugt wurde. Die drei Versionen lauten:
- Folge Koran und Sunna (aus der Muwatta von Imam Malik)
- Folge dem Koran und der Familie des Propheten (aus Sahih al-Muslim)
- Folge dem Koran (aus Sahih al-Muslim)
Und alle drei Versionen wurden in den Hadithbüchern kanonisiert.
6. Grundsatz: Der Koran ist die Richtschnur
Genau genommen fasst dieser sechste Grundsatz alle klar zusammen. Der Koran ist der Ausgangspunkt, an dem sich alle islamischen Einrichtungen messen lassen müssen. Der sechste Grundsatz ist das Ergebnis der Grundsätze eins bis fünf. Hadith und Sunna haben die Prüfung durch den Koran nicht bestanden.
Quelle: http://www.free-minds.org/hadith
1 Paret übersetzt: „Bei der deutlichen Schrift!“
2 Paret übersetzt: „Soll ich mir denn einen anderen Schiedsrichter wünschen als Gott, wo er es doch ist, der die Schrift, klar auseinandergesetzt, zu euch herabgesandt hat?“
3 Paret übersetzt: „Gott hat die beste Verkündigung (die man sich überhaupt denken kann, als Offenbarung) herabgesandt, eine sich gleichartig wiederholende Schrift“
4 Paret übersetzt: „Und geh nicht einer Sache nach, von der du kein Wissen hast! Gehör, Gesicht und Verstand, – für all das wird (dereinst) Rechenschaft verlangt.“
5 Paret übersetzt: „Machen sie sich denn keine Gedanken über den Koran? Wenn er von jemand anderem als (von) Allah wäre, würden sie in ihm viel Widerspruch finden.“
6 Paret übersetzt: „Voller Segen ist er, der auf seinen Diener die Unterscheidung herabgesandt hat, damit er den Menschen in aller Welt ein Warner sei.“
7 Da inhaltlich nicht relevant wurde nicht die vom Autor genutzte englische Koranübersetzung benutzt, sondern auf die von Rudi Paret zurückgegriffen, da diese den angesprochenen Sachverhalt ebensogut abbildet.
8 Da inhaltlich nicht relevant wurde nicht die vom Autor genutzte englische Koranübersetzung benutzt, sondern auf die von Rudi Paret zurückgegriffen, da diese den angesprochenen Sachverhalt ebensogut abbildet. Die Begriffe „Hadith“ und „Sunna“ wurden im Klammern ergänzt.