Sure 33 Vers 50 – 52

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Einer der Abschnitte des Koran, die am schwierigsten zu fassen sind, besteht aus den Versen 50 bis 52 der Sure al-Azhab. Entsprechend umfangreich sind die Kommentare in den Werken der Exegeten, die jedoch alle darauf hinauslaufen, dass Gott dem Propheten einen Sonderstatus gewährt habe, was häufig für Verwirrungen und Kritik sorgt.

 

In der Übersetzung von F. Bubenheim lauten die Verse:

O Prophet, Wir haben dir (zu heiraten) erlaubt: deine Gattinnen, denen du ihren Lohn gegeben hast, das, was deine rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt von dem, was Allah dir als Beute zugeteilt hat, die Töchter deiner Onkel väterlicherseits und die Töchter deiner Tanten väterlicherseits, die Töchter deiner Onkel mütterlicherseits und die Töchter deiner Tanten mütterlicherseits, die mit dir ausgewandert sind; auch eine (jede) gläubige Frau, wenn sie sich dem Propheten (ohne Gegenforderung) schenkt und falls der Prophet sie heiraten will: Dies ist dir vorbehalten unter Ausschluß der (übrigen) Gläubigen – Wir wissen wohl, was Wir ihnen hinsichtlich ihrer Gattinnen und dessen, was ihre rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt, verpflichtend gemacht haben -, damit für dich kein Grund zur Bedrängnis bestehe. Und Allah ist Allvergebend und Barmherzig.

Du darfst zurückstellen, wen von ihnen du willst, und du darfst bei dir aufnehmen, wen du willst. Und wenn du doch eine von denjenigen begehrst, die du abgewiesen hast, dann ist das für dich keine Sünde. Das ist eher geeignet, daß sie frohen Mutes, nicht traurig und daß sie alle mit dem zufrieden sind, was du ihnen gibst. Allah weiß, was in euren Herzen ist. Allah ist Allwissend und Nachsichtig.

Darüber hinaus ist dir weder erlaubt, Frauen zu heiraten noch sie gegen (andere) Gattinnen einzutauschen, auch wenn ihre Schönheit dir gefallen sollte, mit Ausnahme dessen, was deine rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt. Und Allah ist Wächter über alles.

يايها النبى انا احللنا لك ازوجك التى ءاتيت اجورهن وما ملكت يمينك مما افاء الله عليك وبنات عمك وبنات عمتك وبنات خالك وبنات خلتك التى هاجرن معك وامراة مومنة ان وهبت نفسها للنبى ان اراد النبى ان يستنكحها خالصة لك من دون المومنين قد علمنا ما فرضنا عليهم فى ازوجهم وما ملكت ايمنهم لكيلا يكون عليك حرج وكان الله غفورا رحيما

ترجى من تشاء منهن وتوى اليك من تشاء ومن ابتغيت ممن عزلت فلا جناح عليك ذلك ادنى ان تقر اعينهن ولا يحزن ويرضين بما ءاتيتهن كلهن والله يعلم ما فى قلوبكم وكان الله عليما حليما

لا يحل لك النساء من بعد ولا ان تبدل بهن من ازوج ولو اعجبك حسنهن الا ما ملكت يمينك وكان الله على كل شىء رقيبا

Ich sehe das Problem bei der Deutung dieser Verse darin, dass bereits durch die Art der Übersetzung eine Deutungsebene geschaffen wird, die so im Text jedoch nicht notwendigerweise angelegt ist und so für Verwirrung sorgt, zumal umliegende Verse oftmals kaum Beachtung finden.

Vers 50 erläutert, wer dem Propheten erlaubt wurde(!) („wir haben dir erlaubt“ und nicht „wir erlauben dir“) bzw. wie es bisher geregelt war. Es ist nicht die Rede davon, dass dies erst jetzt so festgelegt werden würde. Da sich im Koran jedoch kein Vers findet, der dies zuvor verbindlich erlaubt hätte, kann man den Vers auch dahingehend deuten, dass bislang einfach kein Verbot bestand.

Worum geht es in Vers 50? Erlaubt sind dem Propheten:

  1. Gattinen, denen er ihren Lohn gegeben habe. Wie Sure 4 Vers 25 und Sure 4 Vers 4 deutlich machen handelt es sich dabei um die sogenannte Morgengabe.
  2. Was seine rechte Hand besitzt. Bubenheim und viele weitere verbinden damit Sklavinnen. Hierzu empfehle ich zu lesen: http://meine-islam-reform.de/index.php/artikel/fremdtexte/736-ma-malakat-aymanukum.html -> es geht also um Ehen, die nicht nach koranischer Maßgabe geschlossen wurden. Der Begriff „Beute“ kommt in diesem Vers nicht vor, sondern ist das Ergebnis von Interpretation.
  3. Cousinen.
  4. Frauen, die auf die Morgengabe verzichten (sich schenken wollen).

Der Vers erklärt, dass hierbei offenbar ein Unterschied besteht zu den übrigen Gläubigen. Die Unterschiede sind:

  1. Gattinnen
  2. Frauen, die auf die Morgengabe verzichten.

Wieso ist dies so?

Es ist den übrigen Gläubigen nicht gestattet, ihre Gattinen erneut zu heiraten, wenn sie die Scheidung drei Mal ausgesprochen haben (siehe Sure 2 Vers 229). Der Prophet kann seine Gattinnen jederzeit erneut heiraten. Hintergrund ist, dass die Frauen des Propheten keine anderen Männer heiraten dürfen. Dies begründet sich darin, dass sie als „Mütter der Gläubigen“ bezeichnet werden, also eine spirituelle Führungsposition innerhalb der Gemeinde einnehmen.

Der Prophet steht den Gläubigen näher als sie sich selbst, und seine Gattinnen sind ihre Mütter. Und die Blutsverwandten stehen nach dem Buch Allahs einander näher als die Gläubigen und Auswanderer, außer, daß ihr euren Schützlingen Gutes tun solltet. Dies steht im Buch verzeichnet. (33/6)

النبى اولى بالمومنين من انفسهم وازوجه امهتهم واولوا الارحام بعضهم اولى ببعض فى كتب الله من المومنين والمهجرين الا ان تفعلوا الى اوليائكم معروفا كان ذلك فى الكتب مسطورا

In Sure 33 Vers 28 wird der Prophet verpflichtet den Frauen, die – aus welchem Grund auch immer – doch eine finanzielle Ausstattung wünschen ihnen diese zu geben, sie hernach aber aus der Ehe zu entlassen:

O Prophet, sag zu deinen Gattinnen: Wenn ihr das diesseitige Leben und seinen Schmuck haben wollt, dann kommt her, ich werde euch eine Abfindung gewähren und euch auf schöne Weise freigeben.

يايها النبى قل لازوجك ان كنتن تردن الحيوة الدنيا وزينتها فتعالين امتعكن واسرحكن سراحا جميلا

Wenn hingegen andere Frauen eine Trennung wünschen haben sie kein Anrecht auf zusätzliche finanzielle Ausstattung.

Vers 51 widmet sich noch einmal der Tatsache, dass der Prophet nicht an die „drei Scheidungen“ gebunden ist, sondern jede geschiedene Frau immer wieder heiraten darf – sofern die Frau dem zustimmt.

Vers 52 macht klar, dass der Prophet sonst keine weiteren Frauen heiraten darf, sich nicht scheiden lassen darf, um andere Frauen zu ehelichen (die Begrenzung auf vier Ehefrauen gilt an dieser Stelle auch für den Propheten; siehe auch: http://antikezukunft.de/2012/05/06/war-der-prophet-gleichzeitig-wirklich-mit-mehr-als-vier-frauen-verheiratet/, sondern lediglich die, mit denen er nicht nach koranischem Recht verheiratet ist (s.o.).

Die Unterschiede zwischen dem Propheten und den übrigen Gläubigen erstrecken sich jedoch nicht nur auf das Eherecht. So musste der Prophet eine Zeit lang den großen Teil der Nacht mit Koranrezitation verbringen (Sure 73), während es für die übrigen keine Pflicht war.

 

Jedenfalls handelt es sich bei dem veränderten Eherecht des Propheten nicht um einen Sonderstatus oder gar einen Vorteil gegenüber den übrigen Gläubigen, sondern lediglich um eine veränderte Handhabung, die letztlich hinweggenommen wurde.

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5 Gedanken zu „Sure 33 Vers 50 – 52“

    1. Weil der Koran inhaltlich anspruchsvoller ist, als Dein Gossenjargon, mit dem Du letztlich Deinen mangelnden Anspruch an Dich selbst demonstrierst.

  1. Was für eine Lügenschrift… Wie kann man das nur für voll nehmen. Es ist wirklich traurig das Schicksal der Irregehenden und diese Schrift ist ein Urheber, genauso wie das Paradies mit 72 Jungfrauen mit schwellenden Brüsten etc. Wie absurd. Der Teufel selbst hat diese Himmelsvorstellungen in die Köpfe der Menschen gesetzt, die dem Glauben schenken (wollen). Wie konnte ich nur so verblendet sein an sowas zu glauben… Der kulturelle Islam halt, der die Schriften nicht kennt und den Meisten ist so Vieles verborgen. Wie mir damals auch.

    1. Es muss unglaublich schwer sein, einen Kommentar zu verfassen, der sich auf den Inhalt des Textes bezieht unter dem der Kommentar erscheint.
      Zu Dir: ja, wie kann man so etwas glauben? Mit etwas selbstreflektion sollte es einem tatsächlich gelingen heraus zu finden, weswegen Menschen den verschiedensten religiösen Ausformungen anhängen. Dass der „kulturelle“ Islam hingegen nicht von den 72 Jungfrauen gehört haben sollen: wem willst Du bitte das erzählen? Auf Grund Deiner Wortwahl: „Schicksal der Irregehenden“ legt Nahe, dass Du schlicht das religiöse Lager gewechselt hast. Liege ich richtig? Das würde Deinen Beitrag jedenfalls gut erklären, hätte mit seelischer Reife jedoch weniger zu tun als mit dem persönlichen Geschmack.

    2. Im Namen Gottes, Des Erbarmers, Des Gnädigen

      In Sura 78 (Die Nachricht) werden uns mehrere Bilder über den Tag der Auferstehung und die Unterteilung der Seelen in gute und böse gezeigt. Jede Gruppe von ihnen bekommt das, was ihr zusteht und so wandert jede entweder Richtung Paradies oder in die Hölle.

      Zwischen den guten Dingen, die die Gläubigen bekommen, gibt es laut Verse 31 bis 36 schöne Gärten, Wein und ein friedliches Zusammenleben, ohne Sünden und ganz nach dem System, das uns Gott im Diesseits auferlegt hat.

      Du sollst die Frauen deiner Mitmenschen nicht begehren
      Du sollst den Blick niederwerfen
      Du sollst keine reizvollen Kleider anziehen
      Du sollst deine Scham bewahren, außer bei deiner Frau/deinem Mann

      Nur leider haben die meisten Übersetzer den Vers 33 in einer Form wiedergegeben, die manchen Leser des Koran schockiert hat:

      وكواعب اترابا [WaKaWAÉBa ATRABA]

      Azhar
      gleichaltrige Jungfrauen mit wohlgeformter Brust

      Ahmadeyya
      Und Jungfrauen, Altersgenossinnen,

      Rasul
      und Mädchen mit schwellenden Brüsten, Altersgenossinnen

      Paret
      gleichaltrige (Huris) mit schwellenden Brüsten

      Bubenheim
      und prächtige, gleichaltrige (weibliche Wesen)

      Zaidan
      sowie gleichaltrige gut Bestückte

      Khoury
      und gleichaltrige Frauen mit schwellenden Brüsten,

      Hier haben die Übersetzer den Interpretationen ihrer Sekten mehr Wert gegeben, als der richtigen Bedeutung der Begriffe, so dass sie den Vers nach ihren Vorstellungen vom Paradies beschrieben haben; ein wildes Leben wie in der Walhalla voller Sauferei und erotisch verführerischen Weibern, die noch jungfräulich für die

      Gottesfürchtigen bestimmt sind.

      Wir wollen hier die beiden Begriffe in unserem Vers mit den dazugehörigen Wurzeln genauer anschauen bzw. analysieren:

      1. Erster Begriff: كعب [KaÁaBa]

      كعب [KaÁaBa] würfelförmig machen, (Math.) kubieren

      كعب [KaÁB] Knöchel, Ferse, (Schuh) Absatz, (Buch) Rücken, (Tasse, Glas, Flasche) unterer Rand

      كواعب [KaWaÁeB] gewürfelte Formen

      كعبة [KaÁBaH] Die Kaaba, Würfel

      مكعب [MoKaÁaB] kubisch, Würfel, Kubus

      2. Zweiter Begriff: ترب [TaRaBa]

      تربة [ToRBaH] Erde, Boden,

      تراب [ToRAB] Sand

      ترب [TaRB], مترب [MoTRaB] staubig

      متربة [MaTRaBaH] Bedürftigkeit (am Boden sein), Elend

      اتراب [ATRAB] Unmengen, wie Sand am Meer,

      Nach dem Verständnis der beiden Wurzeln gehen wir davon aus, dass Vers 33 eher von Landgebieten handelt, die wie gewürfelte Teile aussehen. Nur bevor wir uns für dieses Verständnis entscheiden, wollen wir die Vers 31 bis 36 noch mal lesen:

      31: für die Achtsamen gibt es gewiss einen Gewinn
      32: Gärten und Weinstöcke,
      33: und Unmengen von würfelartigen Landschaften (Weinberge)
      34: und ein randvoller Becher.
      35: Sie hören darin weder sinnloses Gerede [LaGhoWa], noch Lügen.

      Man beachte, dass es sich von Vers 32 bis 35 um die gleiche Sache handelt; große Gärten (32), die würfelförmige Gebilde (33) haben und Unmengen an Wein liefern (34), der keine negativen Spuren bei den Trinkenden hinterlässt (35).

      D.h. hier wird nicht zunächst von Wein, danach von verführerischen Frauen und dann wieder vom Wein gesprochen, sondern nur vom Wein, seinem Anbau und seiner Qualität.

      Derartige Weinberge sind im Mittelmeerraum überall zu sehen; je nach Standort, Klima und Bodenbeschaffenheit ist die Qualität des Weines zu bewerten.

      In Vers 35 wird uns durch das Wort „LaGhoWa“ (unsinniges Gerede) gezeigt, dass der im Paradies produzierte Wein keinen negativen Einfluss auf den Verstand der Trinkenden hat. Dieses Wort wurde auch in Vers 52:23 in Bezug auf Wein gebraucht, sodass uns erwiesen wurde, dass die Verse 32 bis 35 von Sura 78 von der gleichen Sache handeln und nicht mitten drin von „Frauen mit schwellenden Brüsten“ die Rede ist:

      52:23 Darin greifen sie untereinander nach einem Becher, der nicht zu unsinniger Rede (LaGhoWa) verleitet und in dem nichts Sündhaftes steckt.

      Das Wort (ATRABA = Unmengen) finden wir außer in Vers 78:33 auch in 56:37 und 38:52. Auch diese beiden Verse wurden leider auf Jungfrauen bezogen, obwohl davor immer deutlich zu sehen ist, dass es sich um Früchte handelt

      56:32 mit vielen Früchten
      56:33 die weder aufhören noch verwehrt sind,
      56:34 und ausgebreitete erhöhte Landschaften
      56:35 die Wir entstehen ließen
      56:36 so machen wir sie frühreif
      56:37 und in großen Mengen (Atraba) und je nach Sorte unterteilt (ÁaRraBa = sortieren, unterteilen)

      38:51 Sie lehnen sich darin, und sie rufen darin nach vielen Früchten und nach Getränk.
      38:52 und haben darin große Mengen (ATRABA) von greifbaren (QaSeRaT ATtaRF = nah zum Greifen) Sorten

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