Sure 5 Vers 33 – „Die Hände und Füße wechselseitig abschlagen“ (von Quranic Path – Übersetzung A. Heisig)

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Sure 5 Vers 33 wird häufig von Ungläubigen gegen den Koran zitiert. Um den Vers zu verstehen müssen wir den ganzen Koran betrachten – so wie wir auch über den nötigen Glauben und von Gott gegebener Weisheit verfügen müssen. Zunächst Sure 5 Vers 33:

إِنَّمَا جَزَاءُ الَّذِينَ يُحَارِبُونَ اللَّهَ وَرَسُولَهُ وَيَسْعَوْنَ فِي الأَرْضِ فَسَادًا أَنْ يُقَتَّلُوا أَوْ يُصَلَّبُوا أَوْ تُقَطَّعَ أَيْدِيهِمْ وَأَرْجُلُهُمْ مِنْ خِلافٍ أَوْ يُنْفَوْا مِنَ الأَرْضِ ذَلِكَ لَهُمْ خِزْيٌ فِي الدُّنْيَا وَلَهُمْ فِي الآخِرَةِ عَذَابٌ عَظِيمٌ

Der Lohn derer, die gegen Allah und Seinen Gesandten Krieg führen und Verderben im Lande zu erregen trachten, soll sein, daß sie getötet oder gekreuzigt werden oder daß ihnen Hände und Füße wechselweise abgeschlagen werden oder daß sie aus dem Lande vertrieben werden. Das wird für sie eine Schmach in dieser Welt sein, und im Jenseits wird ihnen eine schwere Strafe zuteil. (Rasul)

Der Koran muss als Ganzes interpretiert werden. Ein Gläubiger muss seine ganze koranische Weisheit und sein Wissen nutzen, wenn er einen Vers liest. Dies setzt voraus, dass man den Koran bereits gelesen hat und in der Lage ist, weise mit der Kenntnis bezüglich anderer Verse umzugehen.

 

Der Ausdruck in 5:33 ist sehr speziell dargestellt. Beispielsweise „Hände und Füße wechselweise abgeschlagen“, d.h. linker Fuß und rechte Hand. An anderer Stelle im Koran finden wir einen der größten Tyrannen der Erde: „der Pharao“ behandelt einige wenige Gläubige, die dem Propheten Moses folgten auf dieselbe Art und Weise:

قَالَ آمَنْتُمْ لَهُ قَبْلَ أَنْ آذَنَ لَكُمْ إِنَّهُ لَكَبِيرُكُمُ الَّذِي عَلَّمَكُمُ السِّحْرَ فَلأُقَطِّعَنَّ أَيْدِيَكُمْ وَأَرْجُلَكُمْ مِنْ خِلافٍ وَلأُصَلِّبَنَّكُمْ فِي جُذُوعِ النَّخْلِ وَلَتَعْلَمُنَّ أَيُّنَا أَشَدُّ عَذَابًا وَأَبْقَى

Er (Pharao) sagte: „Glaubt ihr an ihn, bevor ich es euch erlaube? Er muß wohl euer Meister sein, der euch die Zauberei lehrte. Wahrhaftig, ich will euch darum die Hände und Füße wechselweise abhauen (lassen), und wahrhaftig, ich will euch an den Stämmen der Palmen kreuzigen (lassen); dann werdet ihr bestimmt erfahren, wer von uns strenger und nachhaltiger im Strafen ist.“  (20:71) (Rasul)

Dies wird an anderer Stelle wiederholt:

قَالَ فِرْعَوْنُ آمَنْتُمْ بِهِ قَبْلَ أَنْ آذَنَ لَكُمْ إِنَّ هَذَا لَمَكْرٌ مَكَرْتُمُوهُ فِي الْمَدِينَةِ لِتُخْرِجُوا مِنْهَا أَهْلَهَا فَسَوْفَ تَعْلَمُونَ

Da sagte Pharao: „Ihr habt an ihn geglaubt, ehe ich es euch erlaubte. Gewiß, das ist eine List, die ihr in der Stadt ersonnen habt, um ihre Bewohner daraus zu vertreiben; doch ihr sollt es bald erfahren. (Rasul)

لأُقَطِّعَنَّ أَيْدِيَكُمْ وَأَرْجُلَكُمْ مِنْ خِلافٍ ثُمَّ لأُصَلِّبَنَّكُمْ أَجْمَعِينَ

Wahrlich, ich werde wechselweise eure Hände und Füße abhauen. Dann werde ich euch alle kreuzigen.“ (Rasul)

قَالُوا إِنَّا إِلَى رَبِّنَا مُنْقَلِبُونَ

Sie sagten: „Dann kehren wir zu unserem Herrn zurück. (Rasul)

Die Frage, über die man nun nachdenken sollte ist die, wieso Gott die Drohung des Pharao in derselben Art und Weise wiederholt (d.h. das wechselseitige Abschlagen von Händen und Füßen).

Dies kann daran liegen, dass Gott diese Art der Bestrafung von den Gläubigen gar nicht verlangt. Vielmehr ist Sure 5 Vers 33 eine Stellungnahme gegen die Anordnung des Pharao. Genauer gesagt führt Gott in 5:33 an, dass nicht die Gläubigen (die dem Propheten Gottes folgten) diese Strafe verdient haben, sondern diejenigen, die gegen Gott und seinen Gesandten kämpfen (so wie Pharao es tat). Dieser Aspekt weißt durch seine Ironie in auffallender Weise auf die Behandlung der Gläubigen von Seiten des Pharao hin. Diese interessante Beobachtung entspricht auch dem unmittelbar vorhergehenden Vers, nämlich Sure 5 Vers 32, der den Kontext zu Pharao herstellt:

مِنْ أَجْلِ ذَلِكَ كَتَبْنَا عَلَى بَنِي إِسْرَائِيلَ أَنَّهُ مَنْ قَتَلَ نَفْسًا بِغَيْرِ نَفْسٍ أَوْ فَسَادٍ فِي الأَرْضِ فَكَأَنَّمَا قَتَلَ النَّاسَ جَمِيعًا وَمَنْ أَحْيَاهَا فَكَأَنَّمَا أَحْيَا النَّاسَ جَمِيعًا وَلَقَدْ جَاءَتْهُمْ رُسُلُنَا بِالْبَيِّنَاتِ ثُمَّ إِنَّ كَثِيرًا مِنْهُمْ بَعْدَ ذَلِكَ فِي الأَرْضِ لَمُسْرِفُون

Deshalb haben Wir den Kindern Israels verordnet, daß, wenn jemand einen Menschen tötet, ohne daß dieser einen Mord begangen hätte, oder ohne daß ein Unheil im Lande geschehen wäre, es so sein soll, als hätte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, es so sein soll, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten. Und Unsere Gesandten kamen mit deutlichen Zeichen zu ihnen; dennoch, selbst danach begingen viele von ihnen Ausschreitungen im Land. (5:32) (Rasul)

إِنَّمَا جَزَاءُ الَّذِينَ يُحَارِبُونَ اللَّهَ وَرَسُولَهُ وَيَسْعَوْنَ فِي الأَرْضِ فَسَادًا أَنْ يُقَتَّلُوا أَوْ يُصَلَّبُوا أَوْ تُقَطَّعَ أَيْدِيهِمْ وَأَرْجُلُهُمْ مِنْ خِلافٍ أَوْ يُنْفَوْا مِنَ الأَرْضِ ذَلِكَ لَهُمْ خِزْيٌ فِي الدُّنْيَا وَلَهُمْ فِي الآخِرَةِ عَذَابٌ عَظِيمٌ

Der Lohn derer, die gegen Allah und Seinen Gesandten Krieg führen und Verderben im Lande zu erregen trachten, soll sein, daß sie getötet oder gekreuzigt werden oder daß ihnen Hände und Füße wechselweise abgeschlagen werden oder daß sie aus dem Lande vertrieben werden. Das wird für sie eine Schmach in dieser Welt sein, und im Jenseits wird ihnen eine schwere Strafe zuteil. (5:33) (Rasul)

Der unmittelbare Zusammenhang mit der Zeit des Pharao unterstützt diese Sichtweise. Schließlich ist zu beachten, dass grammatisch gesehen der Vers nicht im Imperativ formuliert ist; es handelt sich also weder um eine Anordnung noch um einen Befehl. Stattdessen ist es in dieser Art formuliert: „dass sie getötet oder gekreuzigt…“ – dies steht gegenüber der Aussage des Pharao: „Ich werde“.

Diejenigen der Ungläubigen, die „Gott und seinen Gesandten“ mit Strafe und Verfolgung drohen sind diejenigen, die eigentlich diese Strafe verdient haben und nicht Gottes Gesandter und die Gläubigen, die die Menschen zum Frieden einladen – zur Kenntnis über den Schöpfer und das Jenseits.

Zum Abschluss sei nochmals gesagt, dass Sure 5 Vers 33 keine Anweisung an die Gläubigen darstellt, sondern die Worte des Pharao auf ironische Art zurückgeschleudert werden.


Quelle: http://www.quranicpath.com/finerpoints/cut_hands_feet.html

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4 Gedanken zu „Sure 5 Vers 33 – „Die Hände und Füße wechselseitig abschlagen“ (von Quranic Path – Übersetzung A. Heisig)“

  1. Guten Tag!
    So eine schwache Interpretation der Gewaltsure, zeigt die Hilfloskeit und Ohnmacht dieser faschistischen Idiologie.

    1. Guten Morgen Martin,

      leider bietest Du keine konkrete Kritik an der Interpretation der in diesem Artikel besprochenen Verse auf die man eingehen könnte. Stattdessen scheinst es Dir nicht zu gefallen, wie Muslime für sich den Koran interpretieren. Das ist natürlich Dein gutes Recht und gleichzeitig eine reichlich alberne Herangehensweise.
      Darüberhinaus möchte ich Dich in Kenntnis setzen, wie dumm Du allein durch das Verfassen eines einzigen Satzes auf mich wirkst (die Anrede zähle ich mal nicht dazu):

      1. Du sprichst von einer „Interpretation der Gewaltsure“. Offenbar ist es Dir entgangen, dass hier lediglich ein einziger Vers (Aya) interprtiert wurde. Eine Sure hat hier jedoch niemand interpretiert.
      2. „Gewaltsure“ – was soll das sein? In der Islamwissenschaft existiert ein solcher Terminus nicht – wohl deswegen, weil keine einzige Sure ausschließlich Gewalt enthält.
      3. Unabhängig davon, was Du zu glauben scheinst, was eine faschistische Ideologie sei (ich gehe davon aus, dass Du da ähnlich geistig unbefleckt bist wie bei Deinen in 1. und 2. angesprochenen Unzulänglichkeiten) möchte ich Dich darauf Hinweisen, dass Ideologien keine Texte interpretieren. Das tun Menschen. Möchtest Du nun also mitteilen, dass die Interpretation eines Menschen, der sich für eine im Grunde gewaltreduzierte Exegese einsetzt Rückschlüsse auf eine „faschistische Idiologie“ erlaubt? Er ist also Faschist, weil er Gewalt negiert? Wäre es nicht sinnvoller Deinen intellektuellen Offenbarungseid bei Personen zu äußern, die sich für gewaltbereitere Auslegungen erwärmen können?
      4. Ich persönlich freue mich ja immer über moderne Koraninterpretationen, die versuchen Religion neu zu denken und alte Wege zu verlassen. Alleine deswegen, weil ich radikale religiöse Fundamentalisten im Widerspruch zu einer aufgeklärten Gesellschaft sehe. Weder muss ich diese Interpretationen teilen, noch muss ich diese stichhaltig finden. Es sei denn mir ist daran gelegen diejenigen zu unterstützen, die so überhaupt nicht mit Humanismus kompatibel sind.
      5. Mir würden tatsächlich noch weitere Punkte einfallen, weswegen ich Dich auf Grund Deines unsäglichen Kommentars für cerebral reduziert halte, aber ich denke, dass ich das mit vier Punkten bereits klargestellt habe. damit Du es auch tatsächlich verstehst, fasse ich es nochmal zusammen:

      Ich halte Dich für dumm, weil Du eine Interpretation kritisierst ohne zu begründen, weil Du keine Ahnung hast, was islamische Termini bedeuten und Du es offenbar schlecht findest, wenn sich Muslime um Koraninterpretationen bemühen, die mit modernem westlichen Rechtsverständnis kompatibel sind.

      Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag.

  2. Martin hat es mit einem Satz auf den Punkt gebracht. Deine Interpretation ist ein misslungener Versuch den Koran schönzureden.
    Viel Spaß beim Missionieren.

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