Kritik an der Bezeichnung “Meine-Islam-Reform”

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Häufig wird meine Website „Meine-Islam-Reform“ dahingehend kritisiert, dass versucht würde, einen „neuen“ Islam zu schaffen. Dies sei jedoch unmöglich, da der Islam perfekt sei.

Dieser Vorwurf ist dahingehend berechtigt, dass das System des Islam, wie es vom Koran gelehrt wird in der Tat perfekt ist. Doch muß sogleich nachgeschoben werden, dass das, was wir heute als Islam kennen (Sunniten, Schiiten, etc.) nichts mit dem ursprünglichen Islam zu tun haben, sondern unerlaubte Neuerungen darstellen. Die gravierendste Neuerung, die Erfunden wurde ist der Gebrauch außerkoranischer Überlieferungen, der sogenannten Ahadith (Plural von Hadith). Diese Ahadith bilden die angebliche Tradition (Sunna) des Propheten Muhammad und schließen alles ein, was er gesagt, getan und gebilligt habe. Im orthodoxen Islam ist diese Sunna die zweite Quelle der islamischen Urteilsfindung. Der Koran jedoch verneint jede weitere Quelle nach ihm selbst:

An was für eine weitere Verkündigung (hadieth) wollen sie denn glauben (nachdem sie diese koranische Offenbarung abgelehnt haben)? (Paret) (Sure 77 Vers 50)

فباى حديث بعده يومنون

Es ist nur bezeichnend, wenn der Koran selbst das Wort Hadith an dieser Stelle benutzt.

Wir können also anhand des Koran feststellen, dass es sich nicht um das objektive System des Islam handelt, sondern um das subjektive System des Islam. Dies liegt daran, daß das Wort Islam Unterwerfung bedeutet. Und zwar Unterwerfung unter das, was man als wahr anerkennt, denn der Mensch wird nicht für Dinge bestraft, die er nicht weiß. Dies ist u. A. Sure 17 Vers 15 zu entnehmen:

Wenn sich einer rechtleiten läßt, tut er das zu seinem eigenen Vorteil, und wenn einer irregeht, zu seinem eigenen Nachteil. Und keiner wird die Last eines anderen tragen. Und wir hätten nie (über ein Volk) eine Strafe verhängt, ohne vorher einen Gesandten (zu ihm) geschickt zu haben. (Paret)

من اهتدى فانما يهتدى لنفسه ومن ضل فانما يضل عليها ولا تزر وازرة وزر اخرى وما كنا معذبين حتى نبعث رسولا

Es ist selbsterklärend, dass der Gesandte auch angekommen und verstanden worden sein muss. Ferner ist wichtig, dass man auch glaubt, was man tut und dabei ehrlich ist und nicht seinen Neigungen folgt. Wer dies nicht tut, der Unterwirft sich nicht der eigenen subjektiven Wahrheit.

Es ist jedoch anzunehmen, daß die Mehrheit der orthodoxen Muslime aufrichtigt glaubt, dass das, was sie tun richtig ist. Sie sind daher nicht zu beschuldigen. Doch objektiv entspricht deren Denken eben nicht dem Islam des Koran und deswegen geht es mir mit meiner Website in der Tat um eine Reform im wortwörtlichen Sinne des Begriffes. Re bedeutet „zurück“ und formatio bedeutet „Gestaltung“. Es geht mir somit eben nicht um eine Neugestaltung des Islam, sondern um eine Rückgestaltung desselbigen, um die Wiederherstellung des eigentlichen Islam. Dies bedingt die Erkenntnis, dass die Ahadith kein Bestandteil des authentischen Islam sind, sondern mitunter ganz gewaltig in die Irre führen können und dem Koran selbst Schaden zufügen können, weil ihre Inhalte im Widerspruch zu diesem stehen.

So findet man im Koran weder eine Steinigung noch eine Todesstrafe für Abfall vom Glauben. Im Gegenteil! Der Koran lehrt, dass es keinen Zwang im Glauben gibt und keine Steinigung. Er kennt weder ein Kopftuch noch Beschneidung. Dies alles sind nachträgliche Einführungen, die meist aus den Schriften der damaligen Juden entnommen (solche Überlieferungen nennt man „Israiliat“) oder den vorherrschenden Traditionen geschuldet wurden.

Doch der Koran ist eindeutig:

Und am Tag (des Gerichts), da wir in jeder Gemeinschaft (umma) einen Zeugen aus ihrer eigenen Mitte gegen sie auftreten lassen, und wir dich als Zeugen über diese da bringen! Und wir haben die Schrift auf dich hinabgesandt, um alles (was irgendwie umstritten ist) klarzulegen, und als Rechtleitung, Barmherzigkeit und Frohbotschaft für die, die sich (uns) ergeben haben (al-muslimiena). (Paret)

ويوم نبعث فى كل امة شهيدا عليهم من انفسهم وجئنا بك شهيدا على هولاء ونزلنا عليك الكتب تبينا لكل شىء وهدى ورحمة وبشرى للمسلمين

Wie sehen: der Koran legt alle Dinge dar und es Bedarf keiner Neuerungen.

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2 Gedanken zu „Kritik an der Bezeichnung “Meine-Islam-Reform”“

  1. Assalamu alaikum,
    es ist bemerkenswert wie viel Mühe du mir einer offenbar guten Absicht in dieses Projekt Steckst. Du suchst Allah, möge Er es angenehmen. Jedoch greift deine grundsätzliche Annahme zu kurz und ich rate dir, ernsthaft hierüber nachzudenken .
    Der Vers 77:50 interpretierst du aus den Kontext. Hadith im Sinne von Überlieferung kann hier nicht gemeint sein.
    Den dann würde sich der Allwissende selbst widersprechen. Er sagt nämlich:
    „Und gehorcht Allâh und gehorcht dem Gesandten und seht euch vor! Doch wenn ihr euch abkehrt, so wisst, dass Unserem Gesandten nur die deutliche Übermittelung (der Botschaft) obliegt“ (Sûra 5:92). Er sagt auch: „Und gehorcht Allâh und gehorcht dem Gesandten. Wenn ihr euch jedoch abkehrt, so obliegt Unserem Gesandten nur die deutliche Übermittlung (der Botschaft)“ (Sûra 64:12).
    Wenn der Gesandte also sagt, er hat von Engel Gibril das Gebet erlernt, wie es abläuft, zu welchen Zeiten, wie die Gebietswaschung geht, dann befolgen wir es. Woher wissen wie wir das Gebet heute? Im Koran steht nur, das es Pflicht ist, Details stehen darin nicht. Um zu beten, sind wir auf die Erklärungen bin seinem Propheten angewiesen, die wir befolgen sollen. Doch Muhammad (s) hat dies nicht aufgeschrieben, er hat es vorgemacht und gelehrt, und die Sahaba haben zugehört und es weiter erzählt. Gelehrte wie Al Bukhari haben die dann aufgeschrieben, und dies nennen wir heute Hadithe. Wenn du Hadithe ablehst, kannst du den Befehl zu beten nicht umsetzen, denn am das Wissen dazu basiert auf Berichten über den Propheten, den Hadithen.
    Natürlich müssen wir kritisch sein. Das war bereits Bukhari, er hat in sein Sahihwerk nur Berichte aufgenommen, wenn die Uberlieferer ehrlich und vorbildlich waren und ein gutes Gedächtnis hatten. Trotzdem gibt es Hadithe, die und verwundern. Hier müssen geehrte forschen, wie diese einzuordnen sind, welcher Kontext zu ihnen führte, und ob sie den Koran ergänzen und konkretisieren oder ob sie möglicherweise falsch überliefert wurden oder nur in einem bestimmten Kontext zu verstehen sind. Diese Mühe müssen wir uns machen. Das ist viel Arbeit. Aber es ist ein großer Fehler sie deshalb alle vom Tisch zu wischen, oder wie kommst du denn Befehl von Allah nach das Gebet zu festgelegten Zeiten zu verrichten, einen festgelegten Teil des Vermögens als Zakat zu geben, wie verrichtest du die Hajj, und all dies, ohne Berichte über den Propheten?
    Möge Allah uns leiten und unsere Bemühungen annehmen

    1. Assalamualaikum Warahmatullahi Wabarakatuh,
      ich danke Dir für Deinen freundlichen Beitrag. Mir ist Dein Einwand bekannt und ich kann Dir versichern, dass ich damals lange und ausführlich über diese Gedanken reflektiert habe.
      Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass man die Dinge, die Du erwähnst im Koran finden kann. Mir ist auch bewußt, dass man als orthodoxer Muslim diesem Gedankengang nur schwer folgen kann, weil man diesbezüglich anders sozialisiert wurde. Dies ist kein Fehler!
      Auch wenn wir diesbezüglich zu anderen Ergebnissen kommen bin ich sicher, dass Deine Form der Kritik redlich ist und dafür sei Dir Dank. Wenn Du möchtest, sieh Dir die Artikel u.a. zu den fünf Säulen an. Sofern Du die englische Sprache sprichst, möchte ich Dir das Buch „Hadith as scripture“ von Aisha Musa nahelegen.
      Es ist nicht falsch zu verschiedenen Dingen unterschiedlicher Ansicht zu sein. Das ist eine in meinen Augen sehr islamische Praxis.
      Möge Allah und alle rechtleiten

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