„Der Islam“ von Hans Küng

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Das Buch „Der Islam – Geschichte, Gegenwart, Zukunft“ von Hans Küng hat sich eines großen und schwierigen Themas angenommen, nämlich der Darstellung des Islam in seiner ganzen Fülle auf engem Raum. Dies ist dem Autor auch gut gelungen: beeindruckend die Fülle an verschiedenen Informationen, flüssig dargestellt, leicht lesbar und auch für Laien verständlich. Dabei wird nicht nur die Historie, sondern vor allem die Zukunft des Islam beleuchtet, mit all ihren Möglichkeiten in Bezug auf den von Küng angestrebten Weltethos. Und das ist auch das Problem des Buches: es führt keinen wirklichen Dialog bzw. stellt für Muslime keine wirkliche Dialogbereitschaft dar, sondern versucht den Islam zu einer Reform zu bewegen, bei der nicht die Quellen, sondern nur das Ziel berücksichtigt wird: es wird nicht gefragt, ob dies im Rahmen der historischen Überlieferungen möglich ist, sondern es muß sein. Und genau das dürfte die Mehrheit der muslimischen Leser auch stören, denn zugunsten seines angestrebten Endzieles verwickelt sich der Autor hier und da sogar in Widersprüche.

Ein weiterer Kritikpunkt wäre, daß nur aus Sicht der Islamwissenschaft argumentiert wird, was allerdings der islamischen Sichtweise teilweise vollkommen widerspricht. So wird z.B. ausgeführt, daß der Dschihad durchaus auch einen Angriffskrieg bedeuten könne, was die Historie belege. Hierzu ist zu sagen, daß aus innerislamischer Sicht heraus die Historie eben dies nicht belegt, es sei denn, man spricht von den Überlieferungen aus der Zeit nach dem Propheten (sa), was für die islamische Rechtssprechung jedoch keinerlei Bindung hat (auch die Ergebnisse der Islamwissenschaftler sind hier nicht einheitlich). Ärgerlich wird das ganze jedoch dann, wenn plötzlich der Vergleich zum friedlichen Jesus gezogen wird: hier wird die Zeit nach Muhammad(sa) mit dem Handeln von Jesus verglichen! Die Vermutung der gezielten Diskreditierung liegt da doch sehr nahe bzw. das Eingeständnis, daß etwas am Islam falsch sein muß, will man noch Christ im eigentlichen Sinne bleiben.

Überhaupt zielt das Buch sehr häufig darauf ab zu betonen, daß das Christentum in seinem Ursprung perfekt sei, die anderen Religionen (Judentum und Islam) lediglich das Potential dazu hätten.

Trotz dieser Kritikpunkte ist das Buch in jedem Falle zu empfehlen, um einen weiten Blick auf den Islam zu werfen, auch wenn man hier und da ganz sicher über manches unterschiedlicher Meinung sein kann.

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