Homosexualität im Koran

4.2
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1.Einleitung

 

Homosexualität gilt im Islam als Sünde. Dies wird primär mit den Ahadith (Prophetenüberlieferungen) belegt, die als zweite Quelle des islamischen Rechts gelten. Diese sind jedoch erst ca. 200 Jahre nach dem Tod des Propheten schriftlich fixiert worden. Die erste Quelle, der Koran äußert sich jedoch an keiner Stelle direkt über Homosexualität bzw. homosexuelles Verhalten. Letzteres soll n dieser Arbeit konkret hervorgehoben werden.

 

 

2. Die Geschichte von Lot

 

Viele sind der Meinung, dass ein Verbot von Homosexualität aus der Geschichte um Lot resultiere. Dies ist eine mögliche Interpretation, jedoch ist sie in sich nicht ganz eindeutig.

 

2.1 Sure 7 Verse 80-84

 

Und (wir haben) den Lot (als unseren Boten gesandt). (Damals) als er zu seinen Leuten sagte: „Wollt ihr denn etwas Abscheuliches begehen, wie es noch keiner von den Menschen in aller Welt vor euch begangen hat? Ihr gebt euch in (eurer) Sinnenlust wahrhaftig mit Männern ab, statt mit Frauen. Nein, ihr seid ein Volk, das nicht maßhält.“ Seine Leute wußten nichts anderes (darauf) zu erwidern, als daß sie (zueinander) sagten: „Vertreibt sie aus eurer Stadt! Das sind (ja) Menschen, die sich rein halten.“ Und wir erretteten ihn und seine Familie (von dem Strafgericht, das über sein Volk hereinbrechen sollte) mit Ausnahme seiner Frau. Sie gehörte zu denen, die zurückblieben (?). Und wir ließen einen (vernichtenden) Regen auf sie niedergehen. Schau nur, wie das Ende der Sünder war!“1

 

Bereits in diesem Vers wird eine Besonderheit deutlich. Es werden offenbar nicht alle Männer, sondern lediglich verheiratete Männer kritisiert. Dies wird in Vers 81 deutlich, wo es heißt „ Ihr gebt euch in (eurer) Sinnenlust wahrhaftig mit Männern ab, statt mit Frauen.“ Man kann nun einwenden, dass im Koran eigentlich nicht direkt von Ehefrauen gesprochen النساء – l-nisāi bedeutet in der Tat nur „die Frauen“, ist also noch ganz ohne weitere Gewichtung.

 

Wie kommt man also nun dazu zu sagen dass es sich um Ehefrauen handelt? Man richte dazu sein Augenmerk nochmals auf Vers 81: „Ihr gebt euch in (eurer) Sinnenlust wahrhaftig mit Männern ab, statt mit Frauen.“ Hier wird deutlich, dass es um Intimitäten geht, die ausgetauscht werden. Würde man nun davon ausgehen, dass nicht Ehefrauen gemeint wären, sondern Frauen im Allgemeinen, so würde dies bedeuten, dass der Korantext den intimen Verkehr mit Frauen an sich nicht verurteilen würde. Dies steht jedoch im Widerspruch zu Sure 24 Vers 30:

 

„Sag den gläubigen Männern, sie sollen (statt jemandes anzustarren, lieber) ihre Augen niederschlagen, und ihre Keuschheit bewahren. So halten sie sich am ehesten sittlich (und rein). Allah ist wohl darüber unterrichtet, was sie tun.“

 

In diesem Vers ist klar zu erkennen, dass gläubige Männer nicht nur keine Intimitäten mit anderen Frauen austauschen sollen, sondern sogar ihre Blicke niederschlagen sollen!

 

Aber noch andere wichtige Dinge gehen aus dem Vers hervor, oder besser gesagt gehen nicht daraus hervor.

 

So wird keine Aussage darüber gemacht, ob die Männer wirklich homosexuell sind, oder ob sie etwa bisexuell sind. Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass es um Bisexualität geht, da die Männer ja verheiratet waren.

 

Auch geht es Gott bei der Vernichtung des Volkes von Lot geht offenbar gar nicht ausschließlich darum, dass Männer zu anderen Männern gingen, anstatt zu den eigenen Ehefrauen, denn es wird das ganze Volk bestraft und explizit auch Frauen, nämlich die Ehefrau von Lot.

Doch selbst wenn wir bei der Meinung bleiben, dass es sich nicht um Ehefrauen handelt, so ist anzumerken, dass die Übersetzung im Sinne einer Ausschließlichkeit ebenfalls nicht eindeutig ist. Man könnte die entsprechende Passage auch so übersetzen:

 

„Ihr gebt euch in (eurer) Lust wahrhaftig mit Männern ab, neben den Frauen.“

 

Der relevante Begriff an dieser Stelle lautet duni (دون) und kann sowohl eine Ausschließlichkeit aber auch eine Zusätzlichkeit anzeigen, wie Sure 5 Vers 116 belegt:

 

„Und (dann), wenn Gott sagt: „Jesus, Sohn der Maria! Hast du (etwa) zu den Leuten gesagt: „Nehmt euch außer [duni] Gott mich und meine Mutter zu Göttern“? „Er sagt: „Gepriesen seist du! (wie dürfte man dir andere Wesen als Götter beigesellen!) Ich darf nichts sagen, wozu ich kein Recht habe. Wenn ich es (tatsächlich doch) gesagt hätte, wüßtest du es (ohnehin und brauchtest mich nicht zu fragen). Du weißt Bescheid über das, was ich (an Gedanken) in mir hege. Aber ich weiß über das, was du in dir hegst, nicht Bescheid. Du (allein) bist es, der über die verborgenen Dinge Bescheid weiß.“

 

Noch zwingender Sure 8 Vers 60:

 

„Und rüstet für sie, soviel ihr an Kriegsmacht und Schlachtrossen (aufzubringen) vermögt, um damit Gottes und eure Feinde einzuschüchtern, und andere außer [duni] ihnen, von denen ihr keine Kenntnis habt, (wohl) aber Gott! Und wenn ihr etwas um Gottes willen spendet, wird es euch (bei der Abrechnung im Jenseits) voll heimgezahlt. Und euch wird (dabei) nicht Unrecht getan.“

 

Somit kann man festhalten, dass man den Vers auch in dem Sinne verstehen könnte, dass die Männer zusätzlich zu den Frauen auch noch Verkehr mit anderen Männern praktizieren (Bisexualität).

 

Wir können also festhalten:

 

  1. Es handelt sich um ein Vergehen, dass noch niemand zuvor begangen hatte.
  2. Bei dem Vergehen handelt es sich um Ehebruch mit dem eigenen Geschlecht bzw. bisexuelle Handlungen.
  3. Dieses Vergehen ist nicht das einzige.

 

In dem Vers steht nicht, dass es sich um homosexuelle Handlungen drehen würde.

 

2.2 Sure 26 Verse 165-173

 

„“Wollt ihr euch denn mit Menschen männlichen Geschlechts abgeben und (darüber) vernachlässigen (w. (unbeachtet lassen liegen) lassen), was euer Herr euch in euren Gattinnen (als Ehepartner) geschaffen hat? Nein, ihr seid verbrecherische Leute. (w. Leute, die sich einer Übertretung schuldig machen.“ Sie sagten: „Lot! Wenn du (mit deinem Gerede) nicht aufhörst, wird man dich bestimmt (von hier) vertreiben.“ Er sagte: „Ich verabscheue, was ihr tut. Herr! Errette mich und meine Familie von dem, was sie tun!“ Da erretteten wir ihn und seine ganze Familie (von dem Strafgericht, das über sein Volk hereinbrechen sollte), mit Ausnahme einer alten Frau (die) unter denen (war), die zurückblieben (?). Hierauf rotteten wir die anderen aus und ließen einen (vernichtenden) Regen auf sie niedergehen. Schlimm hat es auf diejenigen geregnet, die gewarnt worden waren (und die Warnung in den Wind geschlagen hatten). Darin liegt ein Zeichen (das den Menschen zur Warnung dienen müßte). Doch die meisten von ihnen sind (eben) nicht gläubig.“

 

Dieser Vers spricht ganz konkret davon, dass die Männer ihre Ehefrauen vernachlässigen, um sich mit anderen Männern abzugeben. Dies wird daran ersichtlich, dass hier nicht mehr die allgemeine Bezeichnung für Frauen genutzt wird, sondern die Wortwahl zielt explizite auf Ehefrauen hin ab ازوجكم – azwājikum – „eure Gattinen“).

 

2.3 Sure 27 Vers 55

 

Wollt ihr euch in (eurer) Sinnenlust wirklich mit Männern abgeben, statt mit Frauen? Nein, ihr seid ein törichtes Volk.““

 

Bei diesem Vers haben wir es mit demselben Konstrukt wie in Sure 7 Vers 81 zu tun. Analog sind hier also auch Ehefrauen gemeint bzw. bisexuelle Handlungen.

 

2.4 Sure 29 Verse 28-29

 

Und Lot (haben wir als unseren Boten gesandt). (Damals) als er zu seinen Leuten sagte: „Ihr begeht ja etwas (so) Abscheuliches, wie es noch keiner von den Menschen in aller Welt begangen hat. Wollt ihr euch denn mit Männern abgeben (statt mit Frauen), Wegelagerei treiben und in eurer Ratsversammlung begehen, was verwerflich ist?“ Seine Leute wußten nichts anderes (darauf) zu erwidern, als daß sie sagten: „Bring uns die Strafe Gottes (die du uns androhst) her, wenn (anders) du die Wahrheit sagst!““

 

Der Koran nennt uns in diesen Versen drei verschiedene Gründe für die Strafe, die das Volk Lots erhalten hat:

 

  1. Intimer Verkehr mit Männern (intim ist bereits Interpretation! Eine sexuelle Komponente kann man ohne die übrigen Verse aus diesem gar nicht ableiten!)
  2. Straßenraub
  3. In Versammlungen das Missbilligte tun.

 

Wie der intime Verkehr mit Männern zu verstehen ist, wurde bereits erläutert. Nun wird jedoch der Straftatbestand noch erweitert. Man kann also unter keinen Umständen sagen, dass homosexueller Ehebruch alleine die Strafe Allahs heraufbeschworen hat!

 

2.5 Sure 11 Vers 77-78

Und als unsere Gesandten zu Lot kamen, geriet er ihretwegen in Bedrängnis und wußte nicht, was er mit ihnen machen sollte. Er sagte: „Das ist ein schwerer Tag.“ Und seine Leute kamen zu ihm gelaufen – und vorher begingen sie (fortwährend) Schlechtigkeiten. Er sagte: „Ihr Leute! Da habt ihr meine Töchter. Die sind reiner für euch (als meine Gäste). Fürchtet Gott und bringt mich nicht hinsichtlich meiner Gäste in Schande! Ist denn kein rechtlicher Mann unter euch?“

 

In diesem Vers wird ein weiteres Vergehen von Lots Volk angesprochen. Offenbar versuchen sie, zu Lot’s Gästen vorzudringen. Weswegen kann nicht eindeutig bestimmt werden. Im Gesamtkontext kann jedoch eine sexuelle Komponente angenommen werden. Dies würde implizieren, dass es sich um den Versuch einer homosexuellen Vergewaltigung handelt, da nicht davon auszugehen ist, dass die Gäste heiraten wollen. Entsprechend verweist Lot auf seine Töchter. Für diese Handlung gibt es unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten:

Entweder akzeptiert Lot eine Vergewaltigung seiner Töchter oder er billigt unehelichen Geschlechtsverkehr mit ihnen oder er bietet sie zur Ehe an. Die letztere Möglichkeit erscheint dabei als sinnvollste, da Gott ja Vergewaltigung und Unzucht verbietet. Nur im Rahmen einer Ehe oder eines eheähnlichen Vertrages sind sexuelle Handlungen statthaft.

Manche meinen, die Tatsache, dass Lot seine Töchter zur Ehe anbietet würde belegen, dass die Männer unverheiratet seien. Dies greift jedoch zu kurz, da die Möglichkeit zur Mehrehe an dieser Stelle ignoriert wird. Dennoch kann man durchaus davon ausgehen, dass es auch unverheiratete Männer waren, die in diesem Vers zu Lot kamen. Dies steht jedoch in keinem Widerspruch zu der Annahme, dass in anderen Versen von verheirateten Ehemännern die Rede ist, denn es kann durchaus sein, dass in den einen Versen der Ehebruch verheirateter Männer mit anderen Männern angesprochen und in diesem Vers versuchte Vergewaltigungen an Männern allgemein angesprochen wird.

 

2.6 Schlussfolgerung

 

Wie man sehen kann geht es bei den Vergehen des Volkes von Lot um Ehebruch, Straßenraub, versuchte Vergewaltigung und ähnliche Schändlichkeiten, jedoch nicht um rein homosexuelles Handeln.

 

Des weiteren: selbst wenn man diese Verse im Hinblick auf reine Homosexualität interpretieren wollte, so müsste man einsehen, dass sich daraus kein Straftatbestand ableiten lässt, da die Strafe Gottes für alle Taten zusammen war und nicht für eine einzelne. Es ist sogar zu bezweifeln, dass die oben genannten Handlungen tatsächlich eine göttliche Strafe nach sich gezogen hätten, denn in Sure 54 Vers 37 lesen wir:

 

Sie hatten ja das Ansinnen an ihn gestellt, er solle ihnen seine Gäste ausliefern. Aber wir nahmen ihnen das Augenlicht. Sie sollten meine Strafe und meine Warnungen zu fühlen bekommen.“

 

Offenbar war der Auslöser für die Strafe erst der Versuch, sich an die Gäste Lots gegen deren Willen heranzumachen, mit anderen Worten also eine versuchte Vergewaltigung.

 

3. Sure 23 Vers 5-6

 

und sich des Geschlechtsverkehrs enthalten, außer gegenüber ihren Gattinnen, oder was sie (an Sklavinnen) besitzen, (denn) dann sind sie nicht zu tadeln. -“

 

Viele nutzen diesen Vers, um ein indirektes Verbot homosexueller Handlungen aus dem Koran abzuleiten. Dies wäre korrekt, wenn man nur oberflächlich liest. Schaut man jedoch genauer, so stößt man auf den Begriff „ما ملكت ايمنهم – mā malakat aymānuhum“, was Paret hier mit „was sie (…) besitzen“ übersetzt (Sklavinnen sind bereits eine Interpretation, die im Koran so nicht zu finden ist). Dieser Begriff ist nicht geschlechtsgebunden, d. h. Es finden zwar keine ehelichen Prinzipien statt, dennoch wird der Geschlechtsverkehr an dieser Stelle mit dem eigenen Geschlecht nicht explizit ausgeschlossen. Diese Tatsache führte sogar dazu dass im Tafsir al-Kabir von Abu Abdullah Muhammad ibn Umar ibn al-Husayn al-Taymi al-Bakri al-Tabaristani Fakhr al-Din al-Razi zu lesen ist, dass obiger Vers sexuellen Verkehr mit Sklaven erlaube.

 

 

4. Das Strafmaß für Abscheulichkeiten

 

Menschen, die in Sure 23 Vers 6 jedoch ein indirektes Verbot homosexueller Handlungen sehen, stützen sich für eine weltliche Strafe auf Sure 4 Verse 15-16:

 

Und wenn welche von euren Frauen etwas Abscheuliches begehen, so verlangt, daß vier von euch (Männern) gegen sie zeugen! Wenn sie (tatsächlich) zeugen, dann haltet sie im Haus fest, bis der Tod sie abberuft oder Gott ihnen eine Möglichkeit schafft (ins normale Leben zurückzukehren)! Und wenn zwei von euch (Männern) es begehen, dann züchtigt sie! Wenn sie (daraufhin) umkehren und sich bessern, dann wendet euch von ihnen ab (und setzt ihnen nicht weiter zu)! Gott ist gnädig und barmherzig.“

 

Die obigen Verse sprechen jedoch allgemein amoralisches Verhalten an, beziehen sich also nicht nur auf homosexuelles Handeln an sich. Einzige Unterscheidung dabei: wenn Frauen dieses alleine tun, so sollen sie lebenslangen Hausarrest erhalten, bis sie bereuen oder sich ein anderweitiger Ausweg ergibt. Findet diese „Abscheulichkeit“ zwischen Mann und Frau, Frau und Mann oder Mann und Mann statt, so wird ganz allgemein gesagt, dass man sie anprangern soll (wörtlich „Schaden zufügen“). Dies kann auf vielfältige Art und Weise geschehen, wir wollen uns jedoch nun nur auf das homosexuelle Verhalten beziehen (unter der zuvor genannten Prämisse).

 

Offenbar ist die Abscheulichkeit nur strafbar, wenn sie in der Öffentlichkeit bzw. bewusst provokativ umgesetzt wird, denn anders dürfte es kaum möglich sein, vier Augenzeugen zu finden. Des weiteren muss man sich vor Augen führen, dass der Koran an vielen Stellen verlangt, dass man gerecht urteilt und eine Notlage Ausnahmen gestattet. Ich führe dies deswegen an, weil der aktuelle Wissensstand bezüglich Homosexualität der ist, dass sie angeboren sei. Dem muss man Rechenschaft ablegen und es ist somit zu prüfen, inwieweit der homosexuelle Mensch auf Grund seiner Anlagen handelt, denn es kann nicht angehen, jemanden, der auf Grund eines inneren Zwangs handelt in vollem Maße zu bestrafen. Es wirklich nur darum, dass die betreffende Person ihrer Neigung nicht in der Öffentlichkeit nachkommen darf; es sei angemerkt, dass auch heterosexuelles Verhalten in der Öffentlichkeit unerwünscht ist.

 

5. Fazit

 

Wie aufgezeigt wurde, gibt es im Koran kein direktes Verbot von Homosexualität oder homosexuellen Handlungen. Es ist zwar durch gewisse Wege der Interpretation möglich, derlei als Sünde in den Koran hineinzulesen, jedoch auch dann muss man sich im Klaren sein, dass es keine weltliche Strafe nach sich ziehen kann. Vielmehr müssen die näheren Umstände näher beleuchtet werden, um zu einer objektive Beurteilung gelangen zu können. Es ist lediglich 100%ig verboten und steht unter Strafe, amoralisches Verhalten in der Öffentlichkeit zu praktizieren.

 

6. Exkurs

 

Der Koran informiert uns, dass es nicht schadet, wenn man sich in einer Sache unsicher ist einen Blick in die Bibel zu werfen. Auch dort finden wir die Geschichte von Lot:

Das Gericht über Sodom und die Rettung Lots (Einheitsübersetzung):

1 Die beiden Engel kamen am Abend nach Sodom. Lot saß im Stadttor von Sodom. Als er sie sah, erhob er sich, trat auf sie zu, warf sich mit dem Gesicht zur Erde nieder

2 und sagte: Meine Herren, kehrt doch im Haus eures Knechtes ein, bleibt über Nacht und wascht euch die Füße! Am Morgen könnt ihr euren Weg fortsetzen. Nein, sagten sie, wir wollen im Freien übernachten.

3 Er redete ihnen aber so lange zu, bis sie mitgingen und bei ihm einkehrten. Er bereitete ihnen ein Mahl, ließ ungesäuerte Brote backen und sie aßen.

4 Sie waren noch nicht schlafen gegangen, da umstellten die Einwohner der Stadt das Haus, die Männer von Sodom, Jung und Alt, alles Volk von weit und breit.

5 Sie riefen nach Lot und fragten ihn: Wo sind die Männer, die heute Abend zu dir gekommen sind? Heraus mit ihnen, wir wollen mit ihnen verkehren.

6 Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloss sie hinter sich zu

7 und sagte: Aber meine Brüder, begeht doch nicht ein solches Verbrechen!

8 Seht, ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben. Ich will sie euch herausbringen. Dann tut mit ihnen, was euch gefällt. Nur jenen Männern tut nichts an; denn deshalb sind sie ja unter den Schutz meines Daches getreten.

9 Sie aber schrien: Mach dich fort!, und sagten: Kommt da so ein einzelner Fremder daher und will sich als Richter aufspielen! Nun wollen wir es mit dir noch schlimmer treiben als mit ihnen. Sie setzten dem Mann, nämlich Lot, arg zu und waren schon dabei, die Tür aufzubrechen.

10 Da streckten jene Männer die Hand aus, zogen Lot zu sich ins Haus und sperrten die Tür zu.

11 Dann schlugen sie die Leute draußen vor dem Haus, Groß und Klein, mit Blindheit, sodass sie sich vergebens bemühten, den Eingang zu finden.

12 Die Männer sagten dann zu Lot: Hast du hier noch einen Schwiegersohn, Söhne, Töchter oder sonst jemand in der Stadt? Bring sie weg von diesem Ort!

13 Wir wollen nämlich diesen Ort vernichten; denn schwer ist die Klage, die über die Leute zum Herrn gedrungen ist. Der Herr hat uns geschickt, die Stadt zu vernichten.

14 Da ging Lot hinaus, redete auf seine Schwiegersöhne ein, die seine Töchter heiraten wollten, und sagte: Macht euch auf und verlasst diesen Ort; denn der Herr will die Stadt vernichten. Aber seine Schwiegersöhne meinten, er mache nur Spaß.

15 Als die Morgenröte aufstieg, drängten die Engel Lot zur Eile: Auf, nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die hier sind, damit du nicht wegen der Schuld der Stadt hinweggerafft wirst.

16 Da er noch zögerte, fassten die Männer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter an der Hand, weil der Herr mit ihm Mitleid hatte, führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt los.

17 Während er sie hinaus ins Freie führte, sagte er: Bring dich in Sicherheit, es geht um dein Leben. Sieh dich nicht um und bleib in der ganzen Gegend nicht stehen! Rette dich ins Gebirge, sonst wirst du auch weggerafft.

18 Lot aber sagte zu ihnen: Nein, mein Herr,

19 dein Knecht hat doch dein Wohlwollen gefunden. Du hast mir große Gunst erwiesen und mich am Leben gelassen. Ich kann aber nicht ins Gebirge fliehen, sonst lässt mich das Unglück nicht mehr los und ich muss sterben.

20 Da, die Stadt in der Nähe, dorthin könnte man fliehen. Sie ist doch klein; dorthin will ich mich retten. Ist sie nicht klein? So könnte ich am Leben bleiben.

21 Er antwortete ihm: Gut, auch das will ich dir gewähren und die Stadt, von der du sprichst, nicht zerstören.

22 Schnell flieh dorthin; denn ich kann nichts unternehmen, bevor du dort angekommen bist. Deshalb nannte er die Stadt Zoar (Kleine).

23 Als die Sonne über dem Land aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war,

24 ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab.

25 Er vernichtete von Grund auf jene Städte und die ganze Gegend, auch alle Einwohner der Städte und alles, was auf den Feldern wuchs.

26 Als Lots Frau zurückblickte, wurde sie zu einer Salzsäule.

27 Am frühen Morgen begab sich Abraham an den Ort, an dem er dem Herrn gegenübergestanden hatte.

28 Er schaute gegen Sodom und Gomorra und auf das ganze Gebiet im Umkreis und sah: Qualm stieg von der Erde auf wie der Qualm aus einem Schmelzofen.

29 Als Gott die Städte der Gegend vernichtete, dachte er an Abraham und ließ Lot mitten aus der Zerstörung fortgeleiten, während er die Städte, in denen Lot gewohnt hatte, von Grund auf zerstörte.

 

Auch in der Bibel finden wir also keinen Verweis auf Homosexualität an sich, sondern auch hier scheint es viel mehr um Vergewaltigung zu gehen. Lesen Sie hierzu auch: http://www.zwischenraum.net/single-news/homosexualitaet-als-die-suende-sodoms-gedanken-zu-1-mose-19/50e5307716a6107dde6bb7c062657e11.html

 

Hier können Sie sehen, wie Sunniten mitunter reagieren, wenn Sie mit obigem Text konfrontiert werden: http://antikezukunft.de/2011/07/02/der-islam-und-die-homosexualitat/


 

Fußnoten:

1So nicht anders angegeben sind die Koranzitate entnommen aus: Paret, Rudi: Der Koran. Stuttgart,

Berlin, Köln, 2001, 8. veränderte Auflage.


Quellen:

 

http://home.arcor.de/yadgar/mohr/islam_homo.html

http://home.arcor.de/yadgar/mohr/islam_homo2.html

http://www.uib.no/jais/v004/schmitt1.pdf

Koranübersetzung von A. Zaidan „At-Tafsir“

 

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3 Gedanken zu „Homosexualität im Koran“

  1. Vielen Dank für die Ausführung.

    Mich würde ja eine öffentliche Diskussion beider Seiten (die die Schriften Pro und Contra Homosexualität auslegen) mal interssieren.

    Ich als Laie, kann Wissen aus diesem Artikel ja anbringen, aber ich bin zu wenig in der Materie um wirklich darüber zu diskutieren und es gibt ja auch die, die vehement die Meinung vertreten, Homosexualität sei im Islam absolut völlig nicht vertretbar.

    Der Link bezüglich der Reaktion der Sunniten ist leider nicht mehr gültig. Man findet auf der Seite zwar noch den Artikel
    https://antikezukunft.de/2014/05/02/der-islam-und-die-homosexualitat-2/
    Aber auch dieser lässt sich nicht öffnen. (Zumindest kommt bei mir nur eine weiße Seite)

    1. Im Grunde gibt es da nicht viel zu diskutieren. Der springende Punkt ist: die Verse des Koran geben geben eine eindeutige Verurteilung von Homosexualität nicht her. Daher wenden Sunniten grundsätzlich die Überlieferungen auf um Ihre Sichtweise zu stützen. Dabei fällt auf, dass selbst diese Überlieferungen nicht eindeutig sind.
      Ja, die Seite funktioniert nicht richtig, bei mir kommt auch nichts.
      Ich empfehle als wirklich sehr ausführlische Darstellung u.a. des sunnitischen Standpunktes folgenden Beitrag von Arno Schmitt:
      https://journals.uio.no/JAIS/article/view/4565/4014

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