Auch nach dem verscheiden des Propheten Muhammad sind weitere Propheten und Gesandte aufgetreten. Diese konnten in der Folge ihres Wirkens eine beträchtliche Anhängerschaft um sich versammeln, die auch nach ihrem Tode weiter Zuwachs erfahren haben. Wir wollen nun sehen, inwieweit sich eine Beschäftigung mit diesen Gruppierungen aus Sicht des Koran lohnt.
Im Koran gibt es zwei grundlegende Verse, die über eine etwaige Nachfolge Auskunft geben:
Sure 3 Vers 81: Und da nahm Allah von den Propheten den Bund entgegen (des Inhalts:) „Wenn Ich euch das Buch und die Weisheit gebe, dann wird zu euch ein Gesandter kommen und das bestätigen, was ihr habt. Wahrlich, ihr sollt ihm glauben und sollt ihm helfen.“ Er sprach: „Erkennt ihr das an und nehmt ihr unter dieser (Bedingung) das Bündnis mit Mir an?“ Sie sagten: „Wir erkennen es an.“ Er sprach: „So bezeugt es, und Ich will mit euch (ein Zeuge) unter den Zeugen sein.“ (Rasul)
واذ اخذ الله ميثق النبين لما ءاتيتكم من كتب وحكمة ثم جاءكم رسول مصدق لما معكم لتومنن به ولتنصرنه قال ءاقررتم واخذتم على ذلكم اصرى قالوا اقررنا قال فاشهدوا وانا معكم من الشهدين
Diesem Vers ist zu entnehmen, dass jeder Prophet „das Buch und die Weisheit“ erhält, also eine Schrift hinterlässt. Die populärsten Propheten sind entsprechend Moses, Jesus und Muhammad. Jedem Propheten wird laut diesem Vers auch ein Gesandter folgen. Dessen Aufgabe ist es, den Propheten zu bestätigen. Prägnant ist, dass der Gesandte zu den Propheten kommt! Das bedeutet, dass die Gesandten zumindest zu Lebzeiten durch einen Gesandten bestätigt werden. Wer dieser Gesandte zu Lebzeiten Muhammads gewesen sein könnte, darüber lässt sich jedoch nur spekulieren. Der Koran nennt keine solche Person und die außerkoranischen Überlieferungen lassen unterschiedliche Deutungen zu.
Die Frage, ob nach Muhammad außer einem Gesandten noch mehr Propheten bzw. Gesandte nachfolgen, beantwortet der folgende Vers:
Sure 33 Vers 40: „Muhammad ist nicht der Vater eines eurer Männer, sondern der Gesandte Allahs und der letzte aller Propheten, und Allah besitzt die volle Kenntnis aller Dinge. (Rasul)
ما كان محمد ابا احد من رجالكم ولكن رسول الله وخاتم النبين وكان الله بكل شىء عليما
In diesem Vers steht nur, dass Muhammad der letzte Prophet sei. Ob es nach ihm noch Gesandte geben wird lässt der Vers offen.
Manche sind der Ansicht, dass dieser Vers nicht das Ende der Prophetenschaft belegen würde. Sie stützen sich bei ihrer Argumentation darauf, dass in dem Vers nicht wörtlich „der letzte aller Propheten“, sondern „Siegel der Propheten“ stünde und man daraus nicht notwendigerweise auf ein Ende der Prophetenschaft schließen könne. Besieht man sich jedoch das Wort „Siegel“ ( خاتم ), so stellt man fest, dass es sich um die Wurzel khā tā mīm (خ ت م) handelt. Diese Wurzel hat die folgenden Bedeutungen:
Kh-Ta-Miim = To seal/stamp/imprint/impress, to secure/protect oneself against a thing, produce an impression or effect upon a thing, reach the end of a thing, cover over a thing, turn away/avoid/shun someone or something, to not understand, prevent the heart from believing, feign heedlessness.
Es ist ersichtlich, dass dieses Wort in aller Regel das Ende einer Sache, einen Verschluss oder eine Bedeckung kennzeichnet. Zudem wird dieser Begriff auch an anderen Stellen des Koran verwendet; stets mit der Bedeutung des „Verschlusses“ (2:7, 6:46, 45:23, 36:65, 42:24, 83:25, 83:26).
Wir können sehen, dass der Koran lediglich Raum für weitere Gesandte gibt, nicht jedoch für weitere Propheten bzw. deren Schriften. Es ist also in jedem Falle anzuraten, sich Personen, die den Anspruch erheben, Gesandte Gottes zu sein, zu prüfen, da deren Existenz zwar nicht explizit angekündigt, aber auch nicht ausgeschlossen wird.